Ich bin Karin Schmied und arbeite bei den AniCura Kleintierspezialisten Augsburg als Tierarzthelferin und Tierphysiotherapeutin. Mein Hauptaufgabengebiet liegt mit der OP-Vorbereitung, Anästhesie (Narkose) und OP-Nachsorge. Im Rahmen dieser Tätigkeit erlebe ich immer wieder, dass Tierbesitzer vor der Entscheidung stehen, eine Gliedmaße ihres Tieres amputieren zu lassen. Nicht selten bekommen wir dann zu hören „Nein, so quälen wollen wir sie/ihn nicht, dann lassen wir sie/ihn lieber einschläfern“.
Lassen Sie mich eine Geschichte erzählen, die mir erst kürzlich widerfahren ist:
Im November 2016 musste ich aufgrund einer Tumorerkrankung meine 8-jährige Riesenschnauzerhündin einschläfern lassen. Es war klar, nachdem wir noch zwei weitere alte Hunde haben, eine 11-jährige Riesenschnauzerhündin und einen 11-jährigen Boxerrüden, kommt kein Hund mehr dazu.
Da spielt uns das Schicksal Ende Januar 2017 einen Streich.
Die Operation von Dackel-Notfall Paula
Bei einem befreundeten Tierarzt wurde ein 6 Monate altes Rauhaardackelmädchen abgegeben. Sie hatte nach einem Autounfall im Alter von 3 Monaten am rechten Hinterbein eine teilweise Lähmung zurückbehalten. Nachdem der Besitzer ihr einen Verband zu fest auf das Pfötchen gemacht hatte, war das Pfötchen bis zum Sprunggelenk schwarz und abgestorben. Das Dackelkind hatte fast 41° Grad Fieber und war auch in einem schlechten Allgemeinzustand.
Bevor sie eingeschläfert werden sollte, haben wir uns entschlossen das Beinchen zu amputieren. Es stellte sich heraus, dass bei dem damaligen Unfall auch noch eine Niere beschädigt wurde, die auch noch entfernt werden musste. Zu allem Überfluss war die kleine Maus auch noch kot- und urininkontinent.
Hätten wir das schon zu Anfang gewusst, weiß ich nicht wie wir uns entschieden hätten.
Das dreibeinige Energiehündchen
So zog die dreibeinige Paula bei uns ein, obwohl wir eigentlich keinen Hund mehr wollten.
Sie hatte schon nach 24 Stunden den Chefposten in unserem Rudel inne, spielt Schnauzer, Boxer und auch so manch anderen Hund zu Tode – so viel Energie und Power hat sie. Paula geht mit unseren Großen mindestens eine Stunde spazieren und ist auf ihren drei Beinen ganz flott unterwegs.
Wir haben noch keine Sekunde bereut ihr die Chance gegeben zu haben und sie bereichert unser Leben jeden Tag mit ihrem Charme und ihrem Witz.
Ich hoffe, dass Sie nie vor so einer Entscheidung stehen werden, aber vielleicht kann meine kleine Geschichte bei Ihrer Entscheidungsfindung behilflich sein.
Katzen und auch Hunde kommen auf 3 Beinen hervorragend zurecht und man sollte ihnen diese Chance geben.
© Karin Schmied, Tierarzthelferin & Tierphysiotherapeutin, AniCura
Kleintierspezialisten Augsburg