Gallengangsobstruktion

Gallengangsobstruktion: Eine gar nicht so seltene Spätkomplikation nach Abdominaltrauma.

Im Sommer wurde die Münsterländer- Hündin MINKA vom Auto angefahren. Das stumpfe Trauma hatte verschiedene Hämatome im Bereich des Rippenbogens, eine Lungenblutung und eine Radius-Ulna-Fraktur zur Folge, die versorgt wurden und innerhalb weniger Wochen verheilten. Ein halbes Jahr später wurde der Hund ruhiger, dann trat ein Ikterus auf. Im Ultraschall zeigten sich eine vermehrte interstitielle Zeichnung der Leber, eine riesige Gallenblase und im ganzen Organ gestaute Gallengänge. ALT und AST waren erhöht, GGT im Referenzbe- reich. Das Serum-Bilirubin lag bei 9,12 mg/dl (N: < 0,2 mg/dl). Es gab keine Hinweise auf eine Pankreatitis.

Klarheit brachte die diagnostische Laparotomie: Es lagen umfangreiche Verklebungen im Bereich zwischen Pankreas, Duodenum und Gallenblase vor. Während die Pankreasgänge gut durchgängig waren, konnte die Gallenblase nicht entleert werden. So musste ein anderer Gallenabfluss hergestellt werden.

Intraoperativ wurde eine Cholecystoduodenostomie beschlossen: Durch eine Verbindung zwischen dem kaudalen Abschnitt des Duodenums und der Gallenblase sollte der Abfluss bewerkstelligt werden.

Hierfür wird zunächst die Gallenblase etwas in ihrem Bett gelockert und das entsprechende Darmsegment mit der Gallenblasenwand verbunden.

                             Gallengangsobstruktion 01

Anschließend wird die Gallenblase durch Punktion entleert und inzidiert.

                            Gallengangsobstruktion 02

Auch der Darm wird inzidiert.

                               Gallengangsobstruktion 03

Nun wird eine zweite Naht angelegt: Darm und Gallenblase werden so miteinander vernäht, dass möglichst die beiden Schleimhautgrenzen aneinander zu liegen kommen. Diese Naht muss bereits dicht sein, damit es nicht zur Selbstverdauung der Serosa- und Muskularisschichten beider Organe kommen kann.

                            Gallengangsobstruktion 04

Ist die hintere Naht fertiggestellt, wird mit einem neuen Faden die vordere Gallenblasen-Darmschleimhautnaht ebenso dicht ausgeführt, bis auch sie den Wundwinkel erreicht:

                                Gallengangsobstruktion 05

Schließlich wird ebenso dicht auch vorne Serosa auf Serosa genäht.

                                Gallengangsobstruktion 06

Nach zwei Tagen künstlicher Ernährung per Infusion kann flüssige Nahrung aufgenommen werden. Am Ende der ersten Woche kann das Futter immer fester werden. Nach 10- 14 Tagen kann auf Reis mit Huhn umgestellt und am Ende der dritten Woche auch wieder normales Futter gegeben werden.

Nach diesem Verfahren wurde auch Minka operiert. Sie erholte sich prächtig und lebt nun bereits fast ein Jahr mit dem „Seitenausgang" an ihrer Gallenblase. Das Allgemeinbefinden ist ungestört. Die Leberfunktion erholte sich schnell. Die Verdauung war von Anfang an normal, zu keinem Zeitpunkt traten Durchfall oder Erbrechen auf.

In den letzten Jahren haben wir auf diese Weise 5 Tiere operiert. Alle 5 Hunde hatten ihre Gallengangsobstruktion als Spätfolge eines Autounfalles erworben. Keines der Tiere zeigte nach der Operation irgendwelche Komplikationen. Sowohl die Verdauung als auch die Leberfunktion blieben normal. Entgegen unseren ersten Befürchtungen kam es weder zu Gallenblasenreizungen infolge des möglichen Refluxes von Darminhalt noch zu einer aufsteigenden Gallenblaseninfektion.

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© Dr. Staudacher, AniCura Aachen

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