Klinikstatus: Tiermedizinische Versorgung im Notfall

Im Notfall möchte man seinen vierbeinigen Liebling schnell und kompetent versorgt wissen. Tierarztpraxen und Kliniken liegt das Wohl Ihres Tieres am Herzen. Jedoch können immer weniger tiermedizinische Einrichtungen einen vollumfänglichen Notdienst anbieten, da ihre Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Als Folge müssen wenige Tierkliniken immer mehr Notfälle aus einem größer werdenden Einzugsgebiet behandeln. Dieser Artikel klärt über die aktuelle Situation in den Kliniken auf, erläutert die Hintergründe, und was Sie als Tierbesitzer tun können, wenn Ihr Tier eine Notfallbehandlung benötigt.

Was ist ein Klinikstatus?

Der Klinikstatus bzw. eine Klinikzulassung ist die Voraussetzung, um sich als Tierklinik bezeichnen zu dürfen. Für eine Klinikzulassung müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, die die zuständige Tierärztekammer festlegt. Neben einer festgelegten Anzahl an beschäftigen Tierärzten und tiermedizinischen Fachangestellten sowie Anforderungen an die räumliche und diagnostische Ausstattung gehört eine ständige Dienstbereitschaft dazu. Die ständige Dienstbereitschaft sichert die Rund-um-die-Uhr-Versorgung ihres tierischen Lieblings im Notfall. Derzeit geben jedoch viele Tierkliniken ihren Klinikstatus auf, weil sie aus verschiedenen Gründen den Nacht- und Notdienst nicht mehr anbieten können. In manchen Regionen Deutschland herrscht heute schon der Notdienst-Kollaps.

Was sind die Gründe für die Aufgabe des Klinikstatus?

Die Aufgabe des Klinikstatus ist für viele Kliniken dadurch bedingt, dass sie einen durchgängigen Notdienst nicht mehr anbieten können. Dies kommt vor allem durch den einschneidenden Personalmangel in der Tiermedizin zustande.

Dahinter steckt eine, an sich sehr positive, Entwicklung für die Arbeitsbedingungen von Tierärzten und tiermedizinischen Fachangestellten. Im Arbeitszeitengesetz sind maximal zulässige Arbeitszeiten am Stück sowie einzuhaltende Ruhepausen streng geregelt. Dies ist bei einer so anstrengenden Tätigkeit auch notwendig, um die Mitarbeiter vor Überlastung zu schützen. Die Einhaltung der Zeiten wird streng kontrolliert und geahndet. Die gesetzlichen Vorgaben lassen für Kliniken und Praxen weniger Flexibilität, insbesondere in den Notdiensten, zu.

Zum Wohl der Tiere halten Praxen und Kliniken den Regelbetrieb, der während der Corona-Pandemie zusätzlich aufwendiger geworden ist, zu den Sprechzeiten trotz aller Schwierigkeiten aufrecht. Wenn jedoch kein neues Personal eingestellt werden kann, und dann noch Mitarbeiter krank werden oder in den verdienten Urlaub gehen, muss das Leistungsspektrum zwangsläufig gekürzt werden. Daher werden die Notdienste ganz eingestellt oder massiv verkürzt, was die Aufgabe des Klinikstatus zur Folge hat.

Wie ist die derzeitige Situation in den Kliniken, die einen Notdienst anbieten?

Die weniger werdenden Kliniken, die einen durchgängigen Notdienst weiterhin aufrechterhalten können, müssen zunehmend mehr Notfälle in einem stetig größer werdenden Einzugsgebiet versorgen. Das beutet, dass die gestiegene Anzahl der tierischen Patienten im Notdienst dazu führt, dass mehr Mitarbeiter im Notdienst anwesend sein müssen. Dadurch steigen die Kosten für den Klinikbetrieb und die optimale Versorgung der tierischen Patienten weiter, besonders im Notfall.

Deshalb hat die Bundesregierung die Gebühren explizit für den Notdienst angehoben, damit die Mehrausgaben für Personal und faire Entlohnung der Mitarbeiter kompensiert werden.

Was bedeutet das für Tierhalter?

Wie kann man die Notfall-Situation als Tierhalter meistern und mit was muss man rechnen, wenn man mit seinem Tier den Notdienst in Anspruch nehmen muss?

Helfen, die Notdienste nicht unnötig zu überfüllen

Als Tierhalter kennt man sein Tier und kann häufig einschätzen, ob das Tier z. B. an starken Schmerzen leidet und eine sofortige Behandlung notwendig ist. Auch Knochenbrüche, Unfälle, starke Blutungen und ähnliches sind Gründe, um umgehend einen Notdienst aufzusuchen. Wenn man sich unsicher ist, sollte man ebenfalls in die Klinik fahren.

Ansonsten gibt es auch Fälle, in denen man nicht unbedingt den Notdienst aufsuchen muss. Eine vergessene Impfung oder einfaches Krallenschneiden sind keine Gründe, um mit seinem Tier im Notdienst in eine Klinik zu fahren. Auch wenn das Tier beispielsweise Sonntagabend eine Lahmheit aufweist ohne Störung des Allgemeinbefindens, kann man bis Montagmorgen warten und dann zur regulären Sprechzeit in der Praxis anrufen und sich um einen Termin bemühen.

Weiterhin können Tierhalter in einigen Situationen selbst verhindern, dass ihr tierischer Liebling zu einem Notfall wird. Wenn z. B. das Auge Montag zu Tränen beginnt, nicht bis zum Wochenende warten, bis es bereits eitert und man dann in den Notdienst muss. Stattdessen kann man im Laufe der Woche eine reguläre Sprechstunde aufsuchen.

Eine sorgfältige Abwägung im Sinne Ihres Tieres hilft die Notdienste nicht mit Patienten zu überfluten, die eigentlich in die Terminsprechstunde gehören.

Verhalten im Notfall

Jeder, der sein Tier liebt, sollte sich informieren, wo der nächste tiermedizinische Notdienst angeboten wird. Ein Notfall tritt beinahe immer unerwartet ein und durch die aktuellen Entwicklungen kann der Weg bis in die nächste Klinik unter Umständen etwas weiter sein.

In der Klinik angekommen, wird man im Notdienst längere Wartezeiten einzuplanen haben. Dabei kann es vorkommen, dass später eintreffende Patienten zuerst behandelt werden. Die Behandlungsreihenfolge im Notdienst richtet sich nach dem Zustand des Patienten. Lebensbedrohlich erkrankte Tiere haben immer Vorrang. Die Diagnostik und Behandlung im Notdienst sind darauf ausgerichtet das Tier zu stabilisieren und Schmerzen zu lindern. Ist das Tier stabil verbleibt es entweder in der Klinik oder kann erstmal mit nach Hause, bevor die weitere Behandlung im Rahmen der Terminsprechstunde durchgeführt wird. Gegebenenfalls beim eigenen Haustierarzt.

Es ist hilfreich, wenn der Tierbesitzer trotz aller verständlichen Sorge um seinen Liebling Ruhe bewahrt und dem diensthabenden Personal vertraut. Damit vermittelt man seinem Tier Ruhe und hilft ihm die Situation zu überstehen. Leere Wartezimmer sind kein Grund, um ungeduldig zu werden. Die Behandlung von Notfällen ist im wahrsten Sinne „intensiv“ und erfordert viel Personal und Zeit und erfolgt beispielsweise auf Station oder im OP. Daher kann es sein, dass trotz eines leeren Wartezimmers im Behandlungsraum gerade um ein Leben gekämpft wird.

Notdienstgebühr

Durch die gestiegenen Kosten für die Aufrechterhaltung des Klinikbetriebs, insbesondere im Notdienst, erlaubt die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) die Berechnung des 4-fachen Satzes und schreibt eine Mindestberechnung des 2-fachen Satzes, außerhalb der regulären Sprechzeiten und am Wochenende, vor. Außerdem fällt bei Aufsuchen des Notdienstes eine gesetzlich vorgeschriebene Notdienstgebühr von 59,50 EUR inkl. 19 % MwSt. an. Dabei handelt es sich demnach nicht um eine finanzielle Bereicherung, sondern es soll letztendlich die Versorgung Ihres Tieres im Notfall zu jeder Zeit sichergestellt werden.

Die Kosten trägt der Tierbesitzer. Dementsprechend ist vor allem im Notfall mit hohen Behandlungskosten zu rechnen. Eine sorgfältig ausgewählte Tierkrankenversicherung kann helfen die finanzielle Belastung im Rahmen zu halten.

 

©Anicura

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