Die Tiermedizin hat sich in den letzten Jahren stürmisch entwickelt. So werden viele Erkrankungen, die noch vor wenigen Jahren als schlecht diagnostizierbar galten oder nicht behandelbar waren, heute mit gutem Ergebnis geheilt. Hierzu gehören auch Tumoren im Bereich der Nase: Durch die Verbesserung der bildgebenden Verfahren und den Einsatz dreidimensionalen Röntgens und von Schnittbildverfahren unter Zuhilfenahme von Computern kann völlig unblutig und risikoarm untersucht werden. Die unten angeführten CT-Bilder lassen erkennen, bei welchen Patienten ein anschließender operativer Eingriff erfolgversprechend sein kann.
Die Vorteile des CT als Schnittbildverfahren werden am Beispiel eines einjährigen Maine Coon Katers deutlich: Er litt seit einiger Zeit an Atembeschwerden, die sich überhaupt nicht besserten. Links ist ein Röntgenbild seines Kopfes abgebildet. Darauf waren keine krankhaften Strukturen sichtbar. Im Schnittbild darunter ist die Ursache im roten Kreis sofort zu identifizieren: Der Atemweg wurde durch eine Zubildung von über 2 cm Durchmesser vollständig verlegt. Die Zubildung wurde operativ entfernt. In der Gewebeuntersuchung stellte sie sich als lymphatisches Gewebe mit hohem Bindegewebsanteil heraus - ein gutartiger Rachenpolyp. Der Kater war nach der Operation geheilt und blieb fortan beschwerdefrei.
Das CT kann ganz gezielt Strukturen in bestimmten Schichten des Körpers darstellen, macht aus dem Patienten also zozusagen viele "Scheibchen", die einzeln durchgemustert werden können. Dadurch werden die Details ohne Überlagerung von Strukturen aus anderen Schichten abgebildet. Doch es kann noch mehr: Durch die Unterscheidung von Luft, verschiedenen Gewebequalitäten und Knochen fallen kleinste Strukturabweichungen auf.
Bei dem 10jährigen Terrier-Rüden unten links bestand seit 3 Monaten Nasenausfluss - anfangs wässrig, später eitrig. In den letzten Wochen konnte das Tier nicht mehr durch die Nase atmen. Zuletzt war Nasenbluten aufgetreten. Eine Endoskopie war ohne Ergebnis verlaufen. In der Klinik wurde ein CT gemacht und der Tumor operativ entfernt. In der Gewebeuntersuchung wurde ein gutartiges Adenom der Nasenschleimhaut festgestellt.
Die 12jährige Europäisch-Kurzhaar-Katze, von der die beiden Bilder rechts unten sind, wurde von den Besitzern mit einer kirschgroßen Zubildung auf der Zahnleiste des linken Oberkiefers vorgestellt, die das Tier seit 3-4 Tagen beim Fressen störte. Die beiden CT-Bilder zeigen eine völlig gefüllte Nasenhöhle und das Einbrechen in die Augenhöhle. Die knöchernen Begrenzungen sind weitgehend aufgelöst. Solch ein Tumor kann leider nicht mehr erfolgreich behandelt werden.
Schnitte durch die Nase eines Terriers: Während die gesunde, mit Luft gefüllte linke Nasenhälfte schwarz dargestellt ist, ist die tumorgefüllte rechte Hälfte einheitlich gräulich. Im roten Kreis zeigt sich ein Einbruch in die linke Nase. Knöcherne Strukturen sind jedoch nicht aufgelöst. Das spricht für das Vorliegen eines eher gutartigen Prozesses.
© Dr. Staudacher, AniCura Aachen