Ryoko Kawauchi ist angestellte Tierärztin und Geschäftsführerin der Kleintierklinik Bretzenheim. Was sich für sie durch die Stelle als Geschäftsführerin verändert hat und welche Rolle AniCura dabei gespielt hat, beantwortet sie im Interview.
AniCura Mitarbeiter im Interview:
Dr. Ryoko Kawauchi, Kleintierklinik Bretzenheim
Ryoko, warum hast du dich dafür entschieden Tiermedizin zu studieren? Hast du eventuell Tiermediziner in der Familie?
Ich bin die einzige in der Familie, die Tiermedizin studiert hat. Schon als Kind habe ich mich für die Natur und natürlich für alle möglichen Tiere begeistert, mein Lieblingsfach in der Schule war Biologie. Die Vorstellung als Verhaltensforscherin in der Wildnis hinter Büschen zu sitzen, um Tiere zu beobachten, hätte mir auch gefallen, aber dann entschied ich mich in der Oberstufe dazu Tiermedizin zu studieren. Da könnte ich meine wissenschaftlichen Ambitionen ausleben, Tieren helfen und müsste nicht im Regen sitzen, v.a. letzteres erschien mir sehr vorteilhaft…
Was macht dir an deinem Job besonders Spaß?
Es ist egal wieviel Erfahrung man hat, der nächste Fall kann wieder eine völlige Überraschung und eine Herausforderung sein, die es zu meistern gilt. Wenn man dann ein gutes Team hat, um solche komplexen Fälle zu lösen, ist das immer wieder ein Highlight. Das sind die Rosinen in der alltäglichen Routine.
Gibt es im Gegensatz dazu auch etwas, dass dir weniger Spaß macht?
Oh ja, da muss ich direkt an das Ausdrücken von Analdrüsen denken, aufgrund des ziemlich unangenehmen Geruchs. Im Sommer ist es weniger schön Fliegenmaden von Kaninchen zu sammeln.
Auf welchen Bereich der Tiermedizin hast du dich spezialisiert?
Ich bin kein ausgesprochener Spezialist, ich habe mehrere Schwerpunkte: Internistik mit Dermatologie, abdominelle Sonografie und auch die Weichteilchirurgie.
Seit wann arbeitest du als Tierärztin in der Tierklinik Bretzenheim?
Seit genau 10 Jahren.
Die Tierklinik in Bretzenheim ist nicht die erste Station deiner tierärztlichen Laufbahn, warum bist du gerade in Bretzenheim geblieben?
Wegen der netten Leute: netter Chef, nette Kollegen, nette Patientenbesitzer und nette überweisende Kollegen, was will man mehr? Das Team ist ganz entscheidend für den Wohlfühlfaktor. Ich habe es auch durchaus anders erlebt, das ist schade und frustrierend, weil man in unserem Beruf überdurchschnittlich viel Zeit investiert.
Welche Funktion hast du in der Tierklinik Bretzenheim inne und wie kam es dazu?
Ich bin seit einem halben Jahr Geschäftsführerin. Es war ein etwas holpriger Weg bis dahin. Vorangegangen waren zwei gescheiterte Versuche die Klinik mit einem zweiten Geschäftspartner zu übernehmen. Als dann AniCura als Käufer der Klinik feststand, war erst der Plan, dass zwei Geschäftsführer eingesetzt werden. Übrig geblieben bin dann ich alleine.
Inwiefern hat sich durch die Aufgabe als Geschäftsführerin deine Arbeit verändert?
Es ist jetzt der ganze administrative Teil dazugekommen, mit dem ich bisher noch nichts zu tun hatte. Ich habe auch viel in Sachen Betriebswirtschaft zu lernen.
AniCura hat das Ziel, gemeinsam die Entwicklung in der Tiermedizin voran zu bringen, kannst du dabei auch mitwirken?
Gerade in den deutschsprachigen Ländern, in denen AniCura noch sehr jung ist, habe ich das Gefühl, dass jeder Einzelne von uns ganz stark in die Entwicklung von AniCura eingebunden wird. Es wird nichts von oben aufgepfropft, sondern in unseren regelmäßigen Treffen der Geschäftsführer werden wir Tierärzte aufgefordert, uns ganz aktiv an Verbesserungsvorschlägen und Problemlösungen zu beteiligen. Wir gründen Interessensgruppen, wie Kardiologie oder Dermatologie, in denen man sich in seinem Gebiet mit anderen Kollegen, auch international, austauschen kann.
Wie groß ist dein Team in der Klinik?
Zur Zeit sind wir mit mir 6 Tierärztinnen, davon eine Kollegin in Teilzeit, ab April bekommen wir noch eine Kollegin zur Unterstützung.
Tierärztliche Fachangestellte haben wir aktuell 11, davon 3 in Elternzeit bzw. Mutterschutz und 2 in Teilzeit, zudem 3 Auszubildende und 2 Reinigungskräfte.
Wie ist das Verhältnis zu deinem Team?
Ich habe mit allen ein gutes Verhältnis, sie vertrauen mir und unterstützen mich nach Leibeskräften. Es ist auch von Vorteil, die Sichtweise der Angestellten sehr gut zu kennen.
Gab es Probleme mit Kollegen als du die leitende Funktion übernommen hast?
Es gab da tatsächlich keine Probleme. Ich bin absolut nicht autoritär, und werde respektvoll behandelt.
Was denkst du, sagen deine Mitarbeiter über dich?
Ich hoffe nur Gutes, aber manchmal bin ich vielleicht noch zu zögerlich mit Entscheidungen.
Gibt es Aktivitäten die ihr gemeinsam macht um das Teamgefühl zu stärken?
Jedes Jahr wird die Klinik für einen Tag geschlossen und wir machen unseren Betriebsausflug. Letztes Mal war eigentlich ein Ausflug nach Stockholm geplant, aber es hat dann zeitlich einfach nicht mehr geklappt, so viele Flugtickets zu besorgen. Dann haben 2 Mitarbeiterinnen einen Wanderparcour organisiert und zwischendurch mit Aufgaben gespickt. Zum Schluss wurde im Garten einer Mitarbeiterin gegrillt. Wir hatten alle sehr viel Spaß und einen tollen Tag.
Dein Statement zu AniCura:
Tolle Menschen aus verschiedenen Ländern mit einer gemeinsamen Leidenschaft.
Wie erholst du dich von der Arbeit?
Ich reise sehr gerne und die nächste Reise zu planen ist immer das Beste. Meine beiden Katzen werden dann immer von lieben Kollegen versorgt, deren Tiere ich dann im Gegenzug auch versorge. „Ine“ ist uns als Findling vor 8 Jahren nach einem schweren Autounfall in die Klinik gebracht worden. Das linke Vorderbein war so zertrümmert, dass es amputiert werden musste, aber sie hat sich rasch erholt und wenn ich sie jetzt die Mäuse jagen sehe, habe ich das Gefühl, dass sie auch dreibeinig sehr glücklich ist. „Luzi“ ist auch ein Findelkind, welches uns als Welpe vor 5 Jahren mit schwerstem Katzenschnupfen und halb blind gebracht wurde. Mit den Medikamenten und der liebevollen Pflege unserer Tierarzthelferinnen war sie schnell wieder fit und macht seitdem bei mir die Bude unsicher. Ich habe auch eine Vorliebe für klassische Musik, da meine Eltern Orchestermusiker waren, und in Konzerte zu gehen ist auch eine schöne Art abzuschalten.
Kollegenmeinungen über Ryoko
Semra Raimi (Azubi)
„Ryoko ist eine aufgeschlossene, nette und ruhige Chefin. Man kann jederzeit ohne Scheu zu ihr kommen wenn es Probleme oder Fragen gibt. Es macht richtig Freude mit ihr zusammen zu arbeiten.“
Josi Dünow (Tiermedizinische Fachangestellte)
„Was ich an Ryoko schätze: Ryoko ist die Ruhe selbst. Das ist absolut Gold wert, wenn man in einer Klinik arbeitet, besonders an stressigen Tagen. Sie arbeitet fokussiert, effizient und ist immer mit einem offenen Ohr zur Stelle, egal ob Patientenbesitzer oder Mitarbeiter. Ryoko ist unsere Vorgesetzte, dennoch bezieht sie uns gerne in gewisse Entscheidungen mit ein. Das zeigt mir, dass ihr unsere Meinung auch am Herzen liegt und sie sich gerne mit uns austauscht. Das ist nur ein Bruchteil von dem, was ich alles an ihr schätze. Ich könnte mir die Klinik ohne sie nicht vorstellen.“
Katharina Scheer (Tierärztin)
„Ich schätze Ryoko für ihre freundliche, ausgeglichene Art, die immer die Ruhe bewahrt. Ihr unglaubliches Allgemeinwissen fasziniert uns immer wieder aufs Neue. Zudem ist sie eine ausgezeichnete Köchin, die uns gerne mal mit Leckereien versorgt. Sie ist in unserer Klinik unersetzbar, eine super Kollegin und eine tolle Chefin!“
Dr. Nina Bollert (Tierärztin)
„Ryoko Kawauchi ist seit nunmehr über 10 Jahren meine sehr geschätzte Kollegin. Sie besitzt einen sehr ausgeglichenen Charakter, ist sehr humorvoll und freundlich zu den Kollegen und Patienten. Ihre fachlichen Fähigkeiten, insbesondere die Filigranchirurgie, schätze ich sehr. Sie wird von allen Kollegen mit großem Respekt behandelt und strahlt eine gewisse natürliche Autorität aus. In Krisensituationen beweist sie stets Nervenstärke und unterstützt andere durch ihre Ruhe und sichere Ausstrahlung.“
© Ryoko Kawauchi, Tierärztin & Klinikleitung, Kleintierklinik Bretzenheim