Häufig auftretende Lidrandtumoren beim Hund
Adenom
Am häufigsten werden beim älteren Hund sogenannte gutartige Adenome der Meibomschen Drüsenausgängen gefunden. Dies sind kleine Talgdrüsen, die in der Bindehaut unterhalb der Lider lokalisiert sind und ein fettiges Sekret für den Tränenfilm produzieren. Entarten diese Drüsen, werden zunächst stecknadelkopfgroße warzenähnliche Zubildungen am Lidrand sichtbar. Sobald der Tumor wächst, scheuert er bei jeder Lidbewegung über die Hornhaut und löst ein Fremdkörpergefühl aus. Die Folge ist eine Rötung der Bindehaut, Juckreiz mit Aufkratzen des Tumors und/ oder vermehrte, ggf. eitrige Sekretion.
Abb1.: Klassische Präsentation eines Augenlidtumors (in diesem Fall Adenom der Meibomdrüsen) beim Hund.
Melanom
Weitere Tumoren der Augenlider des Hundes sind Melanome (auch diese häufig gutartig), Mastzelltumoren (meist bösartig/maligne) oder Plattenepithelkarzinome (bösartig/maligne).
Abb. 2.: Mehrere Melanome am Unterlidrand eines Hundes. Nicht immer ist in diesem Falle eine radikale Entfernung nötig.
Papillom
Junge Hunde entwickeln manchmal sogenannte Papillome, die zum Teil auch an mehreren Lokalisationen blumenkohlartig wuchern. Diese gutartigen warzenartigen Gebilde können sich bei Entwicklung des Immunsystems in den ersten Lebensmonaten auch von selbst zurückbilden.
Abb.3.: Harmloses Papillom einer achtmonatigen französischen Bulldogge. Papillome können sich auch ohne weitere Therapie von allein vollständig zurückbilden.
Therapie
Generell gilt: Jeder Augenlidtumor sollte so früh wie möglich untersucht und beurteilt werden. In der Regel wird eine mikrochirurgische Entfernung (sog. Keilexzision) durchgeführt. Hierbei ist auf besondere Sorgfalt des Chirurgen zu achten, um ein kosmetisch und funktional einwandfreies Ergebnis zu erreichen, sodass der Hund danach keine Irritationen beim Lidschluss verspürt. In einigen Fällen reicht auch eine Vereisungstherapie (Kryotherapie) des Augenlidtumors.
Bösartige Augenlidtumore müssen meist mit einem größeren Sicherheitsabstand entfernt werden und benötigen bei entsprechender Größe aufwändige Lidrekonstruktionsplastiken. Gegebenenfalls ist eine Chemotherapie oder Bestrahlung nach der Entfernung nötig.
Jede Zubildung am Augenlid sollte nach Entfernung pathologisch untersucht werden.
Nach der OP
Nach der Entfernung eines Augenlidtumors ist das Tragen eines Halskragens erforderlich. In der Regel dauert die Heilungsphase zehn Tage. In dieser Zeit sollten große Aktivitäten (Spielen, Hundeschule etc.) und auch das Belecken durch andere Hunde vermieden werden. Meist reicht ein lokales Antibiotikum in Tropfenform und in den ersten Tagen ein Schmerzmittel.
© Teresa Keiditsch,Tierärztin, Zusatzbezeichnung Augenheilkunde, AniCura Tierärztliche Spezialisten Hamburg, November 2017