Wie kommt es zur Erblindung?
Die Möglichkeiten seinen Sehsinn zu verlieren sind vielfältig. Einerseits gibt es Krankheiten wie Infektionen oder Entzündungen, aus denen Blindheit resultiert. Hier gibt es beispielsweise Regenbogenhautentzündungen, die zu einer Netzhautablösung führen können. Oder ein Augenüberdruck (Glaukom) entwickelt sich. Der erhöhte Druck lässt die Netzhaut degenerieren und damit funktionsuntüchtig werden. Oft ist es eine Mehrzahl krankhafter Veränderungen im Auge, die in ihrer Konsequenz zur Blindheit führen. Auch Infektionen mit Viren oder Pilzen können dieses auslösen und nicht oder schwer kontrollierbar werden, so dass eine Erblindung resultiert.
Andererseits verlieren Tiere auch das Augenlicht durch Verletzungen. Durch die Hornhaut stechende Objekte, wie Dornen, Metallsplitter aber auch Katzenkrallen sind hier eine häufige Ursache. Ein „stumpfes Trauma“, also der dumpfe Treffer von einem unglücklich geworfenen Ast oder die Stoßstange bei einem Autounfall beispielsweise, verursacht oftmals eine heftige Entzündung, die im schlimmsten Fall ebenso das Augenlicht kosten kann.
Ferner sind Erbkrankheiten (Progressive Retinaatrophie, PRA) zu nennen, die vergleichsweise häufig anzutreffen sind. Der graue Star ist als Erblindungsursache wohl am weitesten verbreitet, kann aber idR durch eine Operation behoben werden.
Eine eher seltene Erkrankung, die SARD (Sudden Acquired Retinal Degeneration) ist ein Erblindungsgrund, dessen Ursache bislang unerforscht ist. Die Hunde werden meist innerhalb von kurzer Zeit sehuntüchtig, manchmal sogar über Nacht.
Stoffwechselstörungen, wie Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) bei Hund oder Katze oder Erblindungen, die vom zentralen Nervensystem (Gehirn) ausgehen – also mit den Augen eigentlich nichts zu tun haben - seien hier nur am Rande erwähnt.
Wie gehe ich mit meinem blinden Tier um?
Versuchen Sie ihm das Leben zu erleichtern. Denken Sie sich in seine veränderte Welt hinein.
- Stellen Sie keine Möbel um.
- Stellen Sie Stühle immer unter den Tisch.
- Überlegen Sie sich eine neue Gartenbepflanzung gründlich.
- Teich und Pool können lebensbedrohliche Fallen werden.
- Fress- und Trinknapf, sowie der Schlafplatz, sollten immer an derselben Stelle bleiben. Sie sind wichtige Orientierungspunkte, die ihrem Tier bei plötzlicher Verwirrung häufig eine neue Orientierung erlauben.
- Auch Stufensteigen kann wieder erlernt werden, braucht aber meist eine etwas längere Zeit. Sichern Sie anfänglich die Treppe, bevor es zu Stürzen kommt.
- Draußen bedeutet eine Leine eine sichere Führung. Aber es ist auch durch eine „akustische Leine“ möglich manche Hunde zu führen. Ein immer gleiches Geräusch, mit dem Mund gemacht oder durch ein Schlüsselbund in der Hosentasche weist dem freilaufenden blinden Hund oftmals den Weg wieder.
- Der zweite, vielleicht jüngere Hund, der angeschafft wird, ist oft ein idealer Blindenhund.
- Auch blinde Hund können spielen; ein Ball mit einem Glöckchen ist eine gute Möglichkeit.
Zum Schluss sei bemerkt, dass – wie auch bei uns Menschen – jedes Individuum seine Eigenart entwickelt mit veränderten Umständen umzugehen. Der eine lernt schnell, der andere ist vergesslich. Dieser akzeptiert die neue Situation sofort, jener ist gänzlich aus der Bahn geworfen. Die Lern- und Anpassungsfähigkeit ist höchst unterschiedlich ausgeprägt. Wichtig bleibt für Ihr Tier immer, dass es einen festen Bezugspunkt gibt, und das sind ... vor allem Sie.
© Dr. Jens Linek, FTA Chirurgie, Zusatzbez. Augenheilkunde, AniCura Tierärztliche Spezialisten Hamburg, Oktober 2016