Blutgerinnung bei Lebewesen
Die Blutgerinnung ist ein komplizierter Prozess, bei dem zelluläre Blutbestandteile wie rote Blutkörperchen und Blutplättchen, die Gefäßoberfläche und verschiedene körpereigene chemische Substanzen, die Gerinnungsfaktoren, eng zusammenarbeiten. Auf jeder Ebene dieses Systems kann es zu lebensbedrohlichen Störungen kommen. Ist die Gerinnung erst einmal gestört, droht dem Patienten das Verbluten aus völlig harmlosem Anlass.
Blutgerinnung bei Tieren
Auch bei Tieren gibt es "Bluter". Verantwortlich sind hierfür sowohl die klassische Hämophilie als auch andere erbliche Erkrankungen, z.B. die von-Willebrand-Erkrankung. Diese Tieren können Gerinnungsfaktoren nicht oder nicht im benötigten Umfang produzieren. Im Zusammenhang mit schweren Allgemeinerkrankungen von verschiedenen Infektionen bis zur Magendrehung kann es auch bei eigentlich ausreichendem Vorrat zum Verbrauch der Gerinnungsfaktoren kommen, man spricht von einer Verbrauchskoagulopathie oder DIC (disseminated intravasal coagulation).
Schließlich gibt es Störungen bei der Versorgung mit Blutplättchen, Thrombozyten, entweder durch mangelnde Produktion, durch Verbrauch oder durch Zerstörung.
Zur Diagnostik dieser Erkrankungen werden neben dem Blutbild und der Thrombozytenzählung Gerinnungstests und die Bestimmung einzelner Gerinnungsfaktoren herangezogen.
Fragen Sie Ihren Tierarzt bei Verdacht auf Gerinnungsstörung - Anzeichen einer Gerinnungsstörung
1. Haben Sie schon früher eine spontane Blutung oder verzögerte Blutstillung beobachtet? (Das erste Auftreten bei einem älteren Tier spricht gegen eine angeborene Erkrankung, obgleich die von Willebrand-Erkrankung auch noch bei älteren Tieren erstmals auftritt, dann aber i.d.R. milder verläuft.)
2. Wurde Ihr Tier früher schon einmal operiert und zeigte dabei oder danach eine gesteigerte Blutungsneigung? (eher bei angeborenen Erkrankungen zu erwarten)
3. Kennen Sie in der Verwandtschaft Ihres Tieres (Eltern, Wurfgeschwister, Halbgeschwister) weitere Tiere mit Blutungen? Sind Tiere des Wurfes vorzeitig verstorben? Kennen Sie deren Todesursache?(ebenfalls ein Hinweis auf eine kongenitale Erkrankung)
4. Welcher Rasse gehört das Tier an oder von Eltern welcher Rassen stammt es ab? (Für manche Rassen – Dobermann, Deutscher Schäferhund, Deutsch Kurzhaar, Sheltie, Scotch Terrier, Golden Retriever, Chesapeake Bay Retriever - besteht eine Prädilektion für die von Willebrand Erkrankung.)
5. Ist Ihr Tier in den letzten zwei Wochen tierärztlich behandelt worden? Womit? Bekommt oder bekam es Medikamente? (Es könnte eine arzneimittelinduzierte Thrombozytopenie oder Plättchenfunktionsstörung vorliegen. Lag eine Lebererkrankung vor, könnte die Produktion von Gerinnungsfaktoren, bei einer Magen-Darm-Erkrankung die bakterielle Produktion oder enterale Resorption von Vitamin K gestört sein.)6. Leidet Ihr Tier an einer Tumorerkrankung oder wurde es früher an einem Tumor operiert oder deswegen behandelt? (Es könnten Lebermetastasen vorliegen, die die Produktion von Gerinnungsfaktoren stören.)
7. Bestand oder besteht ein Organversagen (Niere, Leber)? (Dann könnte eine urämiebedingte Plättchenfunktionsstörung oder ein leberbedingter Faktorenmangel vorliegen.)
8. Ist das Tier Allergiker?
© Dr. Staudacher, AniCura Aachen