Narkoserisiko beim Tier

Wie beim Menschen ist auch bei Hund, Katze und Co. ein medizinischer Eingriff nie völlig risikofrei. Welche Risiken und Komplikationen auftreten können, hängt auch vom Zustand des Tieres ab.

Kein medizinischer Eingriff ist völlig frei von Risiken! Während der Narkose bzw. Regionalanästhesie treten schwerwiegende Komplikationen sehr selten auf. Die Häufigkeit von schwerwiegenden Komplikationen hängt aber natürlich von der Grunderkrankung des Patienten ab. Obwohl durch die ständige Überwachung der Körperfunktionen etwaigen Störungen sofort vom Anästhesisten erkannt werden, kann es trotz größter Sorgfalt dennoch zu Komplikationen kommen, die in Ausnahmefällen im Verlauf lebensbedrohlich sein oder zu bleibenden Schäden führen können.

Allgemeine Risiken einer Narkose

  • Allergische Reaktionen und Überempfindlichkeit können durch Medikamente oder Desinfektionsmittel ausgelöst werden und reichen von vorübergehenden leichten Beschwerden (z.B. Juckreiz oder Hautausschlag) über Atem- und Kreislaufprobleme bis hin zum sehr seltenen lebensbedrohlichen allergischen Schock mit Herz-, Kreislauf-, Atem- und Organversagen, der eine intensivmedizinische Behandlung erfordert und wo bleibende Schäden (Hirnschädigung, Nierenversagen) entstehen können.
  • Blutergüsse an der Einstichstelle oder in der Umgebung von Injektionsnadeln und Kathetern können eine Behandlung oder sogar Operation erforderlich machen.
  • Infektionen im Bereich der Einstichstelle und Entzündungen von Venen lassen sich meist gut mit Medikamenten behandeln. Sehr selten kommen diese Keime in die Blutbahn und verursachen eine Blutvergiftung oder Entzündung von Organen (z.B. Herzinnenhaut)
  • Verabreichung von Fremdblut oder Fremdblutbestandteilen kann zu Infektionen, Lungenversagen, allergischen Reaktionen, Blutgerinnsel und Fieber führen.
  • Haut-, Weichteil- und Nervenschäden (Spritzenabszess, Absterben von Gewebe, Nerven- und Venenreizung, Blutergüsse, Entzündung) infolge von Einspritzungen. Sehr selten werden trotz korrekter Lagerung während der Operation Nerven durch Druck oder Zerrung geschädigt. Diese möglichen Schädigungen bilden sich aber meist nach einiger Zeit von selbst zurück bzw. sind gut behandelbar. In manchen Fällen kann es jedoch zu lang andauernden oder sehr selten zu bleibenden Schäden (z.B. Schmerzen, Lähmungen, Blindheit) kommen.
  • Thrombosen: sehr selten bilden sich Blutgerinnsel, die über die Blutbahn verschleppt werden können und ein Gefäß verschließen können (z.B. Lungenembolie). In der Folge kann es zu Organschäden mit letalem Ausgang kommen.

Spezielle Risiken und Nebenwirkungen der Narkose

  • Aspiration: Damit ist die Einatmung von regurgitiertem/erbrochenem Mageninhalt in die Lunge mit möglichen Folgen wie Lungenentzündung, Lungenabszess, bleibende Lungenschäden oder akutes Lungenversagen gemeint. Diese Gefahr besteht vor allem, wenn Sie die Verhaltensregeln vor der Anästhesie Ihres Schützlings nicht beachten.
  • Übelkeit, Erbrechen: Durch die Gabe von Betäubungsmittel und Schmerzmittel können diese Nebenwirkungen auftreten, sind jedoch bei Tieren sehr selten.
  • Schluckbeschwerden oder Heiserkeit: durch das Einführen des Beatmungsschlauches bzw. der Larynxmaske, durch Verletzungen an Rachen, Kiefer, Kehlkopf, Luftröhre oder Stimmbändern können Atemnot und Heiserkeit auftreten, die in der Regel keiner Behandlung bedürfen. Stimmbandschädigung mit bleibender Heiserkeit ist sehr selten.
  • Schäden an Zähnen: Im Rahmen der Sicherung des Atemweges kann es zu Schäden an Zähnen bis hin zum Zahnverlust kommen. Auch diese Komplikation ist bei Tieren sehr selten.
  • Atemstörungen und Krampf der Kehlkopf- oder Bronchialmuskulatur: Wenn Ihr Tier eine gesunde Lunge hat, sind Atemstörungen selten. Dennoch kann beim Einführen oder Entfernen des Beatmungsschlauches oder der Larynxmaske ein Krampf der Bronchien oder der Stimmritze entstehen. Nach Eingriffen im Kopf und Halsbereich sind Atemstörungen durch Blutungen oder Schwellungen möglich. Diese kritischen Situationen erfordern zusätzliche Medikamente und Maßnahmen.
  • Herz-, Kreislaufstörungen: Medikamente die in der Anästhesie verwendet werden haben fast alle Auswirkungen auf das Herz-/Kreislaufsystem. Es kann zu Blutdruckabfällen, Verlangsamung des Herzschlages oder Rhythmusstörungen kommen. Vorerkrankungen des Herz- /Kreislaufsystems erhöhen das Risiko bei Hunden und Katzen enorm, an einer Narkosekomplikation zu versterben.
  • Maligne Hyperthermie: Äußerst selten steigt die Körpertemperatur infolge einer massiven lebensbedrohlichen Stoffwechselstörung extrem an. Dies kann zu bleibenden Schäden an wichtigen Organen führen (z.B. Gehirn, Niere) und macht eine sofortige medikamentöse und intensivmedizinische Behandlung notwendig.

Spezielle Risiken und Nebenwirkungen der Regionalanästhesie:

  • Nerven-, Gefäß- und Gewebeverletzungen: Sehr selten können temporäre Bewegungsstörungen bis hin zu bleibenden Lähmungen nach Regionalanästhesien auftreten, die durch Blutergüsse, direkte Nervenschädigung oder nachfolgende Entzündungen hervorgerufen werden.
  • Medikamentennebenwirkung: Sehr selten kommen Krampfanfälle, Herz- Kreislaufversagen, Bewusstseinsverlust und Atemstillstand nach Regionalanästhesien vor.
  • Störungen der Blasenentleerung: Störungen der Blasenentleerung lassen sich durch Legen eines Harnblasenkatheters (vorbeugend) oder das manuelle Ausmassieren der Blase behandeln. Das kann in seltenen Fällen zu einem verlängerten Klinikaufenthalt führen um Ihnen Unannehmlichkeiten zuhause ersparen zu können.

Hier erfahren Sie mehr über die verschiedenen Narkosearten.

© Dr. Christoph Peterbauer, Diplomate ECVAA, AniCura Tierklinik Hollabrunn, Oktober 2016

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