Zahnschmerzen bei Tieren: Was Sie sehen
Zahnschmerzen bei Tieren sorgen dafür, dass diese ihr Fressverhalten ändern, z.B. nur einseitig kauen oder bestimmtes Futter nicht mehr fressen oder wieder aus dem Maul fallen lassen. Nur selten oder in einem späten Stadium fressen die Tiere wenig oder gar nicht mehr. Manchmal nehmen die Tiere nur noch weiches Futter auf, kauen komisch oder einseitig. Möglicherweise sehen Sie verstärkten Speichelfluss. Gelegentlich verlieren die Tiere an Gewicht. Hat die Katze Zahnschmerzen, putzt sie sich nicht mehr ordentlich. Häufig verkriechen sich Tiere, die Zahnschmerzen haben und mögen nicht mehr gestreichelt werden. Berührt man sie dennoch am Maul, geben sie Schmerzenslaute von sich oder zucken weg. Riecht Ihr Tier stark aus dem Maul, ist das Zahnfleisch gerötet oder blutig und/oder können Sie gelbe Beläge auf den Zähnen sehen, sind dies alles Hinweise auf Zahnerkrankungen, die auch mit Zahnschmerzen bei Tieren einhergehen können.
Sollten Sie solche Symptome bei Ihrem Tier erkennen, konsultieren Sie Ihren Haustierarzt. Bei Bedarf wird er Sie auch an einen Zahnarzt für Hunde und Katzen überweisen.
Zahnschmerzen bei Tieren: Besondere Vorsicht bei Nagern und Kaninchen
Kaninchen und Nager haben meist nachwachsende Zähne. wenn diese nicht normal abgenutzt werden, wachsen sie zu schnell oder krumm, dadurch entstehen Probleme, die für das Tier keine normale Nahrungsaufnahme mehr möglich macht und zu Schmerzen führt. Teilweise entstehen Zahnspitzen an den Backenzähnen, die in Zunge oder Backe schneiden. Manchmal wachsen die Zähne krumm und aufgrund der fehlenden Abnutzung einfach lange weiter und bohren sich teilweise in Nase oder Backe.
Bei Kleinsäugern stellen sich schnell Verdauungsstörungen ein, sowohl durch die zu geringe Futteraufnahme als auch durch zu wenig Kautätigkeit. Sie entwickeln Durchfälle, können sogar aufgasen. Dies passiert, weil die Bakterien der gesunden Darmflora nicht mehr die notwendigen Nährstoffe erhalten. Es kommt zu Dysbiosen, also Veränderungen in der Zusammensetzung dieser Bakterien, die dann Gase bilden. Man sieht solche Tiere auch leer kauen, d.h. ohne dass sie dabei Futter zu sich nehme oder, sie knirschen mit den Zähnen.
Dabei sind gerade die kleinen Heimtiere sehr verschieden: Die einen fressen überhaupt nicht mehr, obwohl nur geringgradige Zahnkanten zu finden sind, andere fressen noch, obwohl ihnen die Zähne schon in die Wange wachsen. Schwellungen am Kiefer oder tränende Augen durch eine Beteiligung des Tränen-Nasen-Kanals deuten ebenfalls auf Zahnprobleme bei Tieren hin. Auch Tiere, die Speichel rund um das Mäulchen oder am Hals haben können unter Zahnproblemen leiden.
Achtung: Bei Heimtieren wie Meerschweinchen, Kaninchen, Hamstern usw. sollten Sie Futterverweigerung, Gewichtsabnahme und Verdauungsstörungen immer sofort tierärztlich abklären lassen! Sie können schnell lebensbedrohlich werden.
Der Zahn: Wie er aufgebaut ist
Die Zähne unserer Haustiere bestehen aus verschiedenen Schichten. Die Zahnhöhle wird gebildet vom Zahnbein (Dentin). Diese Höhle ist gefüllt mit der sogenannten Pulpa, die aus Nerven und Blutgefäßen besteht. Im Dentin verlaufen ebenfalls kleine Nervenfasern, die es schmerzempfindlich machen. Dentin kann immer neu gebildet werden, dafür verantwortlich sind die Dentin-bildenden Zellen (Odontoblasten). Bei Verletzung des Dentins sterben sie ab und Keime können in die Zahnhöhle eindringen. Der extrem harte Zahnschmelz (es ist die härteste Substanz im Körper) überzieht den gesamten Zahn an Krone und Körper als dünne weiße Schicht. An der Zahnwurzel ist der Zahn mit dem sogenannten Zement bedeckt, das eine knochenähnliche Struktur hat. Der Zahn ist im Kiefer verankert mit einer stabilen, aber dennoch leicht flexiblen Verbindung.
Übrigens: Bei Nagern und Kaninchen besitzen die Zähne keine Wurzel. Sie wachsen ein Leben lang und müssen durch ausreichend mahlende Kaubewegungen abgerieben werden.
Zahnschmerzen bei Tieren: Welche Ursachen gibt es?
Zahnschmerzen sowie Schmerzen am Zahnfleisch sind von außen erst einmal schwierig zu unterscheiden, weswegen hier beides berücksichtigt wird.
Zahnschmerzen bei Katzen:
- Gingivitis-Stomatitis (Mundschleimhautentzündung): Durch Viruserkrankungen (FeLV, FIV, Herpesviren, Caliciviren) oder zurückgebliebene Zahnwurzelreste bzw. unentdeckte andere Zahnerkrankungen ausgelöste, hoch schmerzhafte Erkrankung mit dem Symptom, dass das Zahnfleisch stark gerötet ist.
- RL (Resorptive Läsion): Auch als „neck lesion“ bezeichnet. Die Katze hat Zahnschmerzen, weil sich die Zähne am Zahnhals sukzessive auflösen. Mehr Informationen hier: Katze FORL
- Zahnfrakturen gibt es auch bei Katzen
- Tumoren (eher bei älteren Tieren)
Zahnschmerzen beim Hund:
- Zahnfrakturen und -absplitterungen durch Biss auf Knochen, Spielzeug oder Unfall: Abgebrochene Zähne verursachen dem Hund Zahnschmerzen, auch, wenn die Pulpahöhle nicht betroffen ist. Durch die Kanälchen im Zahnbein können Keime eindringen und eine Infektion mit Entzündung verursachen, die noch unangenehmer ist.
- Parodontitis: Entzündung des Zahnhalteapparates (Zahnfleisch, Kieferknochen), es kommt nachfolgend zum Zahnverlust.
- Plaque-Bildung mit nachfolgendem Zahnstein: durch Zahnbelag folgen Entzündungen u.a. des Zahnfleisches – der Hund hat Zahnschmerzen.
- Zahnfehlstellung: Durch eine Zahnfehlstellung kann es zu schmerzhaften Einbissen ins Zahnfleisch kommen. Als Therapie kommt eine Hunde Zahnspange oder Aufbissschiene in Frage.
Zahnschmerzen bei Kaninchen und Meerschweinchen:
Diese Tiere leiden extrem häufig unter Zahnschmerzen, oft aufgrund nicht artgerechter Fütterung und daraus resultierendem zu geringem Zahnabrieb oder aufgrund der gezüchteten kurzen Kopfform.
- zu wenig Abrieb der Backenzähne: Zahnhaken bohren sich unter Entstehung entsprechender Schmerzen in Zunge und Wangen.
- Zahnfehlstellungen: durch falsch stehende Zähne sich veränderte Druckverhältnisse und ein anderer Zahnabrieb beim Kauen. In der Folge treten verbogene Zähne, Veränderungen ihrer Struktur und Entzündungen der Pulpa (Zahnmark/Zahnnerv) Diese Fehlstellungen können genetisch bedingt sein oder durch falsche Fütterung mit zu geringem Abrieb der Zähne entstehen.
- Jegliche Veränderung der Zahnqualität kann zu einer Lockerung der Zähne führen. Dann können sich Infektionen einnisten, die wiederum zu Zahnfachentzündungen und Kieferabszessen führen, die schmerzhaft sind.
Übrigens: Kleine Nager wie Rennmaus, Hamster etc., leiden eher selten unter Zahnerkrankungen. Meist handelt es sich dabei um Probleme an den Schneidezähnen. Die Folgen sind Abmagerung und weicher Kot.
Zahnschmerzen bei Tieren: Was man dagegen tun kann
Grundsätzlich muss die zugrundeliegende Erkrankung therapiert werden um dauerhaften Erfolg zu haben.
Bei vielen Zahnerkrankungen im fortgeschrittenen Stadium ist eine umfassende Zahnsanierung sinnvoll: Die Zähne werden von Zahnbelägen befreit, stark geschädigte Zähne gezogen und gelockertes Zahnfleisch entfernt. Eine Zahnsanierung geschieht unter Vollnarkose. Oft wird vor und gelegentlich nach der Behandlung ein Zahnröntgen durchgeführt, um zu erkennen, welche Zähne oberflächlich gut aussehen, an der Wurzel aber bereits verändert sind und somit gezogen werden müssen. Nach der Sanierung wird kontrolliert, dass keine Wurzelreste verblieben sind, die sich später entzünden könnten. Anschließend wird bei Bedarf noch eine antibiotische, entzündungshemmende und/ oder schmerzstillende Therapie durchgeführt.
Achtung: Wie bereits gesagt, ist bei Kaninchen die Korrektur von Zahnfehlstellungen eminent wichtig! Ist bei diesen Tieren eine Erkrankung im Kiefer sehr weit fortgeschritten, sind extrem viele Zähne betroffen und ist das Kaninchen bereits stark abgemagert, kann es passieren, dass es für diese Kaninchen keine Hilfe mehr gibt.
Zahnschmerzen bei Tieren: Wie kann ich sie verhindern?
- Kontrollieren Sie regelmäßig das Maul Ihres Tieres: Achten Sie auf Geruch und das Aussehen der Zähne sowie mögliche Rötungen des Zahnfleisches.
- Beobachten sie Ihr Tier regelmäßig beim Fressen, um zu bemerken, falls es Probleme gibt.
- Kleinsäuger regelmäßig zu wiegen, ist die beste Gesundheitsvorsorge (1x wöchentlich auf der Küchenwaage).
- Beste Prophylaxe gegen Zahnschmerzen bei Tieren ist eine artgerechte Fütterung: Sie sorgt für ausreichend Abrieb und Reinigung der Zähne und beugt so Fehlstellungen und Zahnstein vor.
- Besonders Hund und Katze sollten regelmäßig zur Zahnuntersuchung beim Tierarzt gehen. Falls es notwendig ist, wird ihr Tierarzt eine Zahnsanierung in Narkose veranlassen. Dabei wird neben einer Zahnsteinentfernung auch das Zahnfleisch begutachtet. Nur durch ein Zahnröntgen können etwaige Veränderungen an den Zahnwurzeln oder verborgene Zahnanlagen festgestellt werden.
Diese Vorsorgemaßnahmen erhalten möglichst lange wie beim Menschen alle Zähne und verhindern, dass Schmerzen entstehen oder später viele Zähne gezogen werden müssen.
Zahnschmerzen bei Tieren: Fazit
Für Zahnschmerzen bei Tieren gibt es viele mögliche Ursachen, die artspezifisch variieren. Vorsorglich kann sehr viel getan werden, um die Zahngesundheit unserer Haustiere bestmöglich zu erhalten. Wenn Sie Fragen hierzu haben, wenden Sie sich immer vertrauensvoll an Ihren Tierarzt
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