Haltung von Kaninchen

1. Einzeln oder in Gruppen?

Dazu gehört an erster Stelle, dass das Kaninchen niemals alleine gehalten werden sollte. Ein Mensch kann die sozialen Bedürfnisse eines Kaninchens nicht befriedigen. Das Kaninchen bekommt schnell Langeweile und gewöhnt sich nicht arttypische Verhaltensweisen an, wird aggressiv oder lethargisch. Oft erkennt der Halter diese Veränderungen gar nicht, weil das geliebte Haustier still vor sich hin leidet.

Für eine Gruppenhaltung (mindestens 2 Kaninchen) eignen sich Tiere, die sich in ihrem Verhalten gut ergänzen. Die Größe der Kaninchen spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle. So werden zwei dominante Tiere sicherlich ihrem Besitzer wenig Freude bereiten, ebenso wie zwei unterwürfige, die mitunter sehr nervös werden können, weil ihnen ein Leittier fehlt. Sind bereits Tiere vorhanden, sollten Sie diese gut beobachten und dann versuchen Tiere zu finden, die vom Charakter gut in die vorhandene Gruppe bzw. zu Ihrem Kaninchen passen. Es gilt grundsätzlich, dass Kaninchen, die sich im Welpenalter gut verstehen, durchaus nach der Pubertät „ungemütlich“ werden können, auch wenn es sich dabei um Wurfgeschwister handelt.

1.1. Partnerwahl bei Zweiergruppen

Die ideale Kombination für die Heimtierhaltung von zwei Kaninchen ist ein kastriertes Männchen mit einem Weibchen. Diese Kombination entspricht am ehesten der natürlichen Lebensweise der Kaninchen und ist häufig über lange Zeit stabil. Zwei Rammler sind eine weitere Möglichkeit. Dann sollten aber beide Tiere unbedingt noch vor der Geschlechtsreife (kleine Rassen ca. 3 Monate, große Rassen ca. 4-5 Monate – Quelle: K. E. Quesenberry, J. W. Carpenter; „Ferrets, Rabbits and Rodents“) kastriert werden. Zwei Weibchen als Kleingruppe zu halten, kann sehr oft mit Schwierigkeiten verbunden sein, denn hier kommt es im Zuge der Geschlechtsreife häufig zu massiven Rangordnungsproblemen, was z.T. böse Bissverletzungen zur Folge haben kann.

1.2. Partnerwahl bei größeren Gruppen

Relativ ruhig sind oft Gruppen, bei denen die Anzahl der Männchen und die der Weibchen ausgeglichen ist. Je mehr Weibchen in einer Gruppe leben, umso häufiger werden Rangordnungsprobleme unter den Weibchen beobachtet.

1.3. Vergesellschaftung mit anderen Tieren

Alle Tiere leben am liebsten mit Artgenossen zusammen. In der Vergangenheit wurden – aus den unterschiedlichsten Gründen – häufig Kaninchen und Meerschweinchen zusammengehalten. Davon wird dringend abgeraten. Sie tun sich zwar nichts, das ist aber auch das einzige Argument für eine solche Wohngemeinschaft. Kaninchen und Meerschweinchen haben komplett unterschiedliche Kommunikationsmöglichkeiten. Lebt ein Kaninchen mehr oder weniger stumm und gibt nur Laute bei Gefahr oder Schmerzen von sich, so sind Meerschweinchen reine „Plappermäuler“. Wie Sie sich sicherlich vorstellen können, kann schon allein dieser Unterschied zu Verwirrung und Unsicherheiten bei den Tieren führen.

Durch ihre Größe sind Kaninchen den Meerschweinchen überlegen. Diese wissen das auch und merken schnell, dass sie sich nicht wehren können. Im Meerschweinchenrudel müssen untergeordnete Tiere stehen bleiben und sich beschnuppern oder berühren lassen. So lassen sich Meerschweinchen ganz ruhig vom Kaninchen putzen, was viele Menschen missverstehen und zu Aussagen neigen wie: „Die kuscheln doch so schön!“

Kaninchen und Katzen oder Hunde können wunderbar harmonieren, leider aber auch viel zu häufig zu einer (für das Kaninchen) tödlichen Bekanntschaft führen. Sollten Sie unsicher über das Verhalten ihres Stubentigers/Hundes gegenüber kleineren Haustieren sein, stellen Sie sicher, dass das Kaninchengehege gut abgeschlossen ist.

2. Drinnen oder Draußen?

Diese Frage sollte als erstes bei der Anschaffung von Kaninchen gut überlegt und beantwortet werden.

 2.1. Wohnungshaltung

Ein großer Vorteil der Wohnungshaltung ist sicherlich der enge Kontakt, den man so zu seinem Haustier entwickelt. Dadurch können die Mitbewohner auch gut beobachtet werden. So werden Veränderungen und Erkrankungen i.d.R. sehr früh erkannt. Wichtig ist jedoch die Größe eines Indoor-Geheges.

Dekorative Kleintierkäfige, die im Fachhandel angeboten werden, sind meist zu klein. Sollen Kaninchen nur stundenweise Auslauf in der Wohnung/im Garten bekommen, so muss man bei der Käfigwahl eine Grundfläche von 2 m²/Tier (bei größeren Rassen 3 m²) einplanen. Dies hört sich zunächst viel an, bei der Vorstellung wie Kaninchen in der Natur leben, ist dies jedoch gut nachvollziehbar. Ebenso sollten Sie beachten, dass sich Kaninchen hoppelnd und springend vorwärts bewegen, rechnen Sie daher eine Höhe von mindestens 50 cm ein. Da die genannten Maße nur sehr selten bei einem kommerziell erhältlichen Käfig eingehalten werden, ist ein selbstgebautes Gehege mit etwas handwerklichem Geschick und Phantasie die originellste und artgerechteste Möglichkeit, Ihren Mümmelmännern ein glückliches Leben zu ermöglichen. Gelungene und raffinierte Bauanleitungen finden Sie u.a. im Internet.

Als Einstreu eignen sich staubarme Späne aus unbehandeltem Holz. Stroh ist lediglich als Spielzeug geeignet, da es keine ausreichende Saugkraft aufweist, Ihr Kaninchen damit im Nassen sitzt und es schon nach einem Tag zu starker Geruchsbelästigung kommt. Beim Auslauf in der Wohnung darf das Kaninchen keinen Zugang zu Stromkabeln und Steckdosen haben. Giftige Zimmerpflanzen müssen entfernt oder auf einer Höhe angebracht werden, die das Kaninchen nicht erreichen kann. Bei Ihren Möbeln sollten Sie nicht traurig sein, wenn ein Stückchen fehlt, denn Kaninchen knabbern an allem, was ihnen zwischen die Zähne kommt. Besser ist es einen kleinen Zaun zu bauen.

2.2. Freilandhaltung

Auch hier ist die Größe wichtig. Aber auch der Witterungsschutz darf nicht vernachlässigt werden. Die Freilandhaltung ist sicherlich die artgerechteste Form der Kaninchenhaltung. Es gibt jedoch Rassen, die nicht für eine ganzjährige Außenhaltung geeignet sind, da sie kein oder zu wenig schützendes Winterfell bilden (z.B. Rexkaninchen, Löwenköpfchen, Teddyzwerge, Angorakaninchen…). Ab Mitte Mai – frühestens jedoch, wenn es nachts keinen Bodenfrost mehr gibt – bis spätestens Ende August können Sie Ihre Kaninchen an die Außenhaltung gewöhnen. An das neue Futterangebot (Wiese) sollten Sie die Tiere zuvor langsam gewöhnen, indem Sie schon einige Tage vor dem Umzug kleine Portionen frisches Grün füttern.

Das Außengehege verfügt am besten über mehrere Schutzhütten, die auch gegen Kälte und Nässe isoliert sein sollten. Zur Sicherung gegen Raubvögel, Katzen und Hunde, raten wir zu einer Abdeckung von oben. Bauanleitungen finden Sie auch hierzu zahlreich im Internet oder in entsprechender Fachliteratur.

 

© AniCura Kleintierspezialisten Ravensburg, August 2016

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