Was ist die chronische Pododermatitis?
Eine Hautentzündung (Dermatitis) der Pfoten (Podo-) die länger als 3 Monate anhält bezeichnet man als chronisch.
Wie zeigt sich eine Pododermatitis?
Anfangs kommt es oft zu einer Hautrötung (Erythem), die manchmal noch unbemerkt bleibt. Am besten sieht man dies oft an der unbehaarten Haut zwischen den Zehen (Schwimmhäute), oft vor allem von unten. Dies kann mit Juckreiz (zeigt sich durch übermäßiges Lecken oder Knabbern an den Pfoten), seltener mit Schmerzen (zeigt sich z.B. durch Berührungsempfindlichkeit) verbunden sein. Im weiteren Verlauf sind häufig auch tiefere Hautschichten und das Haarkleid betroffen. Es kann zu Schwellungen, Hautverfärbungen, Blutblasen, Fisteln, Geschwüren (Ulcera), Mitessern (Komedonen) und aufgrund der damit verbundenen Schmerzen zu Lahmheiten kommen, insbesondere auf harten, unebenen Böden (z. B. Kies).
Was sind die Ursachen für Pododermatitis?
Diese sind zunächst ebenso vielfältig wie bei anderen Hauterkrankungen (Dermatosen). Dazu gehören häufige Ursachen wie Allergien, äußere Fremdkörper, orthopädisch-anatomische Probleme (z.B. Arthrose), Infektionen mit z.B. Parasiten (v.a. Demodex) und hormonelle Erkrankungen, aber auch seltenere Erkrankungen wie Tumore, Autoimmunerkrankungen, Dermatophyten, Verhornungsstörungen usw. Die Auslöser sind vielfältig und können in der Regel auf eine Vielzahl von Ursachen zurückgeführt werden.
Wie wird hier diagnostisch vorgegangen?
Neben einem ausführlichen Vorbericht und einer guten klinischen und dermatologischen Untersuchung werden gleich beim ersten Besuch bei Spezialisten oberflächliche Proben genommen, wie z.B.:
- Hautgeschabsel/Trichogram: um Demodexmilben zu finden
- Abklatsch-Zytologie: um sekundäre Infektionen mit Bakterien oder Hefepilzen zu finden.
Manchmal ist es auch hier schon nötig Proben zu nehmen die ins Labor gesandt werden: z.B. Blutuntersuchung auf innere Erkrankungen, Haar/Schuppenprobe auf Dermatophytose oder Tupfer, um festzustellen welche Bakterien beteiligt sind und auf welches Antibiotikum sie ansprechen.
Je nach Priorisierung der unterschiedlichen Ursachen kann dann eine weitere Allergiediagnostik (z.B. Ausschlussdiät), Untersuchung bei einem Orthopäden evtl. mit Röntgen oder Gewebeproben (Biopsien) nötig werden.
Chron. Pododermatitis als Multifaktorielle Erkrankung
In vielen Fällen von chronischer Pododermatitis verwendet man inzwischen wegen der vielen Faktoren, die eine Rolle spielen, ähnliche Schemata wie bei chronischen Ohrenentzündungen.
Hierbei unterscheidet man
- prädisponierende Faktoren: z.B. Übergewicht, Konformation (z.B. bei Bulldoggen), kurze Haare
- primäre Ursachen (z.B. Allergie, Osteoarthrose);
- sekundäre Ursachen (z.B. bakterielle Infektion, Belecken)
- Perpetuierende Faktoren (z.B. endogene Fremdkörper durch Platzen der Haarfollikel, Narbengewebe).
Prädisponierende Faktoren allein lösen noch keine Pododermatitis aus, sie erleichtern jedoch eine Entstehung. Primäre Ursachen können ganz von sich aus eine Pododermatitis auslösen. Sekundäre Faktoren kommen dann oft obendrauf und verschlimmern das ganze Geschehen. Die Perpetuierenden Faktoren entstehen durch die Dauer, die Chronizität und verhindern auch ein Abheilen – sie können so schlimm werden, dass manchen Hunden dann nur noch mit einer Operation geholfen werden kann.
Hier kommt es also zu einem Teufelskreis und daher ist es immens wichtig alle Faktoren zu erkennen und soweit möglich therapeutisch anzugehen.
Wie ist das genauer mit den Perpetuierenden Faktoren:
Am Anfang der Hautentzündung kommt es zu einer ödematösen (durch Gewebeflüssigkeit hervorgerufenen) Schwellung – die mit der Zeit immer bindegewebiger wird. Dadurch kommt es oft dazu, dass die Tiere nicht mehr nur auf Ihren Ballen laufen, sondern auch auf der behaarten Haut dazwischen und dass die Hautfalten aneinander reiben und sich dort ein feuchter Mikrokosmus entwickelt der Sekundärinfektionen mit Bakterien oder Hefepilzen begünstigt. Auch belecken oder beknabbern schädigt die Haut und bringt Bakterien aus dem Speichel auf die Haut. Durch das Laufen auf der behaarten Haut – werden die Haare in die Haut hinein gedrückt und es bilden sich Mitesser (Komedone) – schwarze Pünktchen – die oft auf der Unterseite der Pfoten sichtbar sind.
Komedone sind Ansammlungen von Talg, Schuppen und eingewachsenen Haaren im Haarfollikel, die sich bis zu Zysten in der Haut ausweiten können. Durch die Druckverhältnisse in der Pfote können diese platzen, wodurch das Keratin der Haare und Schuppen in das Gewebe gelangt. Keratin im Gewebe ist für den Körper wie ein Fremdköper, ähnlich wie ein Spreißel oder Dorn – und der Körper reagiert mit einer Entzündungsreaktion (Rötung, Schwellung, Schmerz..) und Fremdkörpergranulomen (Knoten) darauf – um das Fremdmaterial los zu werden bildet der Körper teils Fistelkanäle. Diese gehen bei der Pfote, wieder aufgrund der Druckverhältnisse, in der Regel nach oben auf (obwohl das Problem ja v.a. auf der Unterseite liegt). Weiter kann dies sehr schmerzhaft für das Tier sein (man muss es sich wie einen Stein im Schuh vorstellen). Irgendwann verheilt diese eine Stelle dann narbig (unter Bindegewebszubildung) – kann jedoch immer wieder aufbrechen – da das Keratin oft nicht vollständig herauskommt.
Bei Fällen von diesem Schweregrad finden sich im Gewebe oft viele Lagen, wo dieser Prozess immer und immer wieder vonstattengeht. Hier helfen oft kurzfristig starke entzündungshemmende Medikamente wie Kortison – jedoch ist teils eine Operation z.B. mittels CO2 Laser nötig, um das ganze abnormale Gewebe und Fremdkörperkeratin zu entfernen. Auch die Operation hilft nur dauerhaft, wenn die Grundursachen und anderen Faktoren erkannt und weiter bekämpft werden.
Was sind die Vorteile einer Operation mit dem CO2 Laser gegenüber herkömmlicher Chirurgie?
Der CO2 Laser schneidet und trägt Gewebe millimetergenau ab, indem er es verdampft. Es wird also nur so viel Gewebe weggenommen wie unbedingt notwendig und wenig Gewebetrauma gesetzt. Weiter hinterlässt der Laser ein steriles Wundbett (er tötet Keime ab). Zusammen führt das zu einer besseren Wundheilung. Zusätzlich werden kleine Blutgefäße, Lymphgefäße und Nervenenden durch den Laser versiegelt. Dies führt zu einer guten Sicht während der Operation und anschließend zu weniger Schwellung und Schmerz für das Tier.
Die Wunde an der Pfote kann nicht vernäht werden und muss offen heilen. In den ersten Tagen bis Wochen sind daher Verbände nötig, die möglichst alle 1-2 Tage gewechselt werden sollten. Sobald sich schönes Granulationsgewebe gebildet hat, gibt es kaum noch ein Risiko für eine Infektion, daher sind meist auch keine Antibiotikatabletten nötig. Oft kann relativ bald auf Pfoten-Schuhe und tägliches Abbaden umgestellt werden. Die Tiere belasten Ihre Pfoten meist schon direkt nach der Operation wieder. Bis die Wunden vollständig geheilt sind kann es je nach Gewebeverlust 2-6 Wochen dauern. Der CO2 Laser hat sich bei diesen Fällen als die Methode erwiesen, die am schonendsten vorgeht und die normale Pfoten-Anatomie am besten wieder herstellt.
Die dadurch erzielte Besserung ist jedoch nur von Dauer, wenn die Grundursachen wie z.B. Allergie, Übergewicht, Osteoarthrose usw. weiter optimal gemanagt werden!
Fazit:
Am besten ist es, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen und bei chronischen Pfotenproblemen direkt einen Hautspezialisten aufzusuchen, damit Ihrem Tier bei dieser unangenehmen und schmerzhaften Erkrankung möglichst schnell und dauerhaft geholfen werden kann. Sind jedoch bereits chronische Gewebeveränderungen eingetreten, haben wir mit dem CO2-Laser nun die Möglichkeit, auch diese Tiere von ihrem Leiden zu erlösen. Um in der Dermatologie langfristige Erfolge zu erzielen, ist eine Teamarbeit zwischen Tierarzt und Besitzer unersetzlich. Sie als Besitzer sind gefordert, viele Therapien, teilweise auch strikte Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion zu Hause durchzuführen und zu überwachen. Wir unterstützen Sie dabei mit all unserem Wissen, unserer Erfahrung und viel Elan.
Dr. Ursula Mayer Dipl. ECVD, Fachtierärztin Dermatologie KT
AniCura Kleintierspezialisten Augsburg