Alterserscheinungen – Das gehört zum Älterwerden
Wie wir Menschen auch, verändern sich unsere Hunde, wenn sie älter werden:
- Ihre Begeisterung für neue Abenteuern und Bewegung nimmt ab.
- Sie ruhen tagsüber mehr, schlafen nachts nicht durch.
- Sie finden das Futter nicht mehr so attraktiv wie früher, sind vielleicht auch sensibler, was die Inhaltsstoffe angeht.
- Bisweilen wirken sie verwirrt oder vergesslich.
- Hör- und Sehvermögen können nachlassen.
- Durch die veränderten Stoffwechselprozesse wird die Haut trockener oder das Fell wirkt stumpf.
Bis zu einem gewissen Maß sind diese Veränderungen unabwendbar. Aber: Diese Alterserscheinungen können deutlich gelindert werden. Und mögliche Erkrankungen sollten nicht abgetan werden mit „Der ist eben alt!“. Ersparen Sie Ihrem Vierbeiner dieses unnötige Leiden.
Übrigens: Ab einem Alter von 7 Jahren gelten Hunde als mittelalt, ab ca. 10 Jahren als alt. Je nach Rasse, Gesundheitszustand, Fütterung, etc. können Hunde bis zu 18 Jahre alt werden. Dabei gilt als Faustregel: Kleine Hunde werden älter als große und Mischlinge sind langlebiger als Rassehunde. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Hundekrankheiten im Alter: Verändertes Verhalten als Anzeichen für Krankheiten
Mit steigendem Lebensalter nimmt die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen zu. Oft äußern sich solche Probleme in (mitunter schleichend) geändertem Verhalten. Achten Sie deshalb besonders auf folgende Symptome und Verhaltensweisen:
- Futter & Ausscheidung: Gewichtsabnahme oder -zunahme, verändertes Fressverhalten, Mundgeruch, vermehrtes Trinken, verändertes Verhalten beim Urinieren und Kotabsatz, Urinverlust (Inkontinenz)
- Haut & Fell: stumpfes oder fettiges Fell, Juckreiz, kahle Stellen, dünne, gerötete oder schuppige Haut
- Bewegung & Spiel: Schwäche, erschwerte Atmung, großes Schlafbedürfnis, Antriebslosigkeit, weniger spontane Bewegung, Steifigkeit, Schwierigkeiten beim Treppenstiegen, Hinsetzten und Hinlegen, Lahmheiten
- Sinne & Verhalten: Orientierungslosigkeit, Stressanfälligkeit, Ängstlichkeit, „eigenartige“ neue Verhaltensweisen, Seh- und Höreinschränkung
Wenn Ihnen einer der oben genannten Punkte (oder natürlich auch anderes, seltsames Verhalten) an Ihrem Hund auffällt, konsultieren Sie zeitnah Ihren Tierarzt!
Hundekrankheiten im Alter: Welche Erkrankungen treten bei älteren Hunden häufig auf?
Typische Krankheiten bei alten Hunden sind
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche): Durch Veränderungen an den Herzklappen oder eine Schwächung des Herzmuskels kommt es zu verminderter Leistungsfähigkeit, Husten, Gewichtsabnahme und Schwäche. Den beim Abhören erhobenen Verdacht sollte man mit einem Herzultraschall abklären.
- Chronische Gelenkerkrankungen, z.B. Osteoarthrose, führen zu schmerzhaften, steifen Gelenken (insbesondere Knie, Hüfte und Ellbogen). Die Hunde haben Schwierigkeiten beim Hinsetzen oder Aufstehen, sowie beim Treppensteigen, Lahmheiten kommen hinzu.
- Gutartige Wucherungen (z.B. Lipome) und bösartige Tumoren (Krebs): Je nach Wachstumsort und Art des Tumors können sie unproblematisch sein (die meisten Lipome unter der Haut sind lediglich unansehnlich) oder aber lebensgefährlich (bösartige Tumoren an diversen Organen, die invasiv und schnell ins Gewebe eindringen). Die Tumorbehandlung unserer Haustiere ist mittlerweile sehr komplex und bietet verschiedene lebensverlängernde Möglichkeiten. Auch die Auswirkungen einer Tumorerkrankung können recht gut gelindert werden.
- Stoffwechselerkrankungen wie z.B.
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion): Der Hund wirkt schlapp und lustlos, nimmt an Gewicht zu, bisweilen sind das Fell stumpf und die Haut verändert. Mit einem Bluttest ist die Erkrankung nachzuweisen und nach guter Einstellung mit den Medikamenten verschwinden die Symptome normalerweise vollständig.
- Morbus Cushing: Die Erkrankung sorgt für eine Überproduktion des Hormons Cortisol in der Nebenniere. Die Hunde haben ständig Hunger, trinken und urinieren viel. Ihre Haut wird dünn und das Fell wird stumpf und licht, es können auch große kahle Stellen entstehen. Als Ursache kommen Tumoren an den für die Cortisolproduktion zuständigen Hormondrüsen (Nebenniere, Hypophyse) in Frage.
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit): Hunde mit Diabetes fressen und trinken viel, setzen sehr viel Urin ab und nehmen trotzdem auch an Gewicht ab. Blut- und Urinuntersuchung fördern die Erkrankung zutage, die dann mit Medikamenten und einer angepassten Fütterung behandelt wird.
- Erkrankungen des Sinnes- und Nervensystems z.B.
- Katarakt (Grauer Star, Linsentrübung) und Glaukom (Grüner Star, Erhöhung des Augeninnendrucks)
- Vestibularsyndrom (Störung im Gleichgewichtsorgan)
- Bandscheibenvorfall, Cauda equina
Wenn Ihr Hund schwankt, den Kopf schief hält oder Lähmungen aufweist, gehen Sie schnellstmöglich zum Tierarzt! Eine rasche Behandlung ist notwendig und sichert den besten Erfolg.
- Zahnprobleme: Sind für alle Hunde ein Thema, nehmen mit dem Alter aber zu. Karies, Zahnstein, abgebrochene oder lockere Zähne kommen vor. Regelmäßige Zahnpflege und Kontrolle beim Tierarzt sind absolut sinnvoll!
- Gebärmuttervereiterung (Pyometra) bei unkastrierten Hündinnen sorgt für unklare Symptome wie Erbrechen, Lethargie, Fieber oder Bauchschmerz. Nicht immer fließt das eitrig-blutige Sekret aus der Scheide heraus, zudem wird es häufig von den Hündinnen direkt abgeleckt. In der Regel wird das Organ in einer Operation entfernt, nachdem per Ultraschall die Diagnose gestellt wurde. Da die Pyometra aus einem Zusammenspiel von Hormonen und Bakterien entsteht, trifft sie Hündinnen ab ca. 6 Jahren häufiger.
- Prostataprobleme: Der Hund hat Schwierigkeit mit Kot- und Harnabsatz. Der Urin kann verfärbt sein. Je nach weiteren Krankheitsanzeichen kann dies relativ harmlos sein oder eine schwerwiegendere Ursache haben. Auf jeden Fall sollte es von einem Tierarzt angesehen werden.
- Harnapparat
- Nierenerkrankungen zeichnen sich meist durch vermehrten Durst und stärkeren Harnabsatz aus. Weitere Symptome wie Erbrechen, Schwäche und Appetitlosigkeit kommen vor. Je früher diese Erkrankung erkannt wird, desto besser können ihre negativen Auswirkungen gebremst werden.
- Inkontinenz: Von leichtem Harnträufeln bis hin zum Auslaufen der Blase, v.a. wenn der Hund liegt, sind verschiedene Abstufungen möglich. Hier gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten.
- Übergewicht und Gewichtsverlust: Mittelalte Hunde neigen aufgrund von weniger Bewegung und zu energiereichem Futter zum Zunehmen, sehr alte hingegen fressen eher schlechter und büßen Körpermasse ein. Die Fütterung sollte entsprechend angepasst und Stoffwechselstörungen ausgeschlossen werden.
- Lebererkrankungen sind insgesamt selten. Häufig sind Grunderkrankungen wie Magen-Darm-Probleme o.Ä. der Auslöser und die Symptome sind unspezifisch: Erbrechen, Durchfall, Leistungsschwäche. Gegebenenfalls zeigen gelbgefärbte Schleimhäute oder Schmerzen im Vorderbauch schon etwas genauer das Problem an. Mittels Ultraschall und Blutuntersuchung kommt man der Lebererkrankung beim alten Hund auf die Spur.
Neben diesen Krankheiten, die mit dem Alter häufiger werden, leiden ältere Hunde auch öfter unter einer Infektanfälligkeit, weil das Immunsystem nicht mehr so effektiv arbeitet. Parasiten und Pilze, Bakterien und Viren können somit leichter in den Körper eindringen.
Hundekrankheiten im Alter: Können Hunde dement werden?
Für viele Hundehalter sehr irritierend ist die Altersdemenz bei Hunden, die sogenannte Kognitive Dysfunktion. Demenz bei Hunden hat, ähnlich der menschlichen Demenz, häufig Probleme bei der Hirndurchblutung zur Ursache. Es gibt aber weitere mögliche Auslöser. Die Hunde wirken desorientiert und vergesslich, finden Ausgänge aus Zimmern nicht oder fordern kurz nach der Mahlzeit wieder Futter. Ihr Schlaf-Wach-Rhythmus kann aus dem Gleichgewicht geraten. Und Demenz beim Hund kann auch Aggressivität und Ängstlichkeit hervorrufen. Eine altersgerechte Beschäftigung und Förderung des Hundes, Physiotherapie und ggfs. Medikamente können den Prozess verlangsamen und lindern die Symptome.
Hundekrankheiten im Alter: Komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren
Gerade ältere Hunde haben häufig mehrere Erkrankungen gleichzeitig. Deren Behandlung ist komplex, denn Therapie der einen kann das Krankheitsbild der anderen Krankheit verschlechtern. Wurde eine Krankheit auf ein gutes Gleichgewicht eingestellt, werden manchmal weitere Probleme sichtbar, die bisher niemand wahrgenommen hatte. Und nicht zuletzt müssen auch Wechselwirkungen zwischen Medikamenten mitbedacht werden. Außerdem werden Medikamente bei älteren Tieren anders verstoffwechselt, sodass die Dosierung gut angepasst werden muss.
Hundekrankheiten im Alter: Wie Sie Ihren Hund unterstützen können
Achten Sie auf ein gesundes Gewicht: Wenn der Hund weder Übergewicht hat noch zu dünn ist, beeinflusst dies viele Alterserscheinungen positiv. Neben dem passenden Gewicht erzielen Sie mit einer an das Alter und etwaige Vorerkrankungen (z.B. Nierenerkrankung) angepasste Ernährung weitere gesundheitliche Effekte: Der Hund wird optimal mit Nährstoffen versorgt und das Futter belastet seine Organe nicht.
Ab einem Alter von ca. 8 Jahren sollte der Hund ein- bis zweimal jährlich einem Tierarzt zum Check-up vorgestellt werden. So können schwerwiegende Erkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Dies vermindert ihre negativen Auswirkungen und verlängert die Lebenszeit des Hundes.
Wir erklären Ihnen hier, welche Vorsorgeuntersuchungen wirklich wichtig sind und was Sie und Ihre Graue Schnauze dabei erwartet: Vorsorgeuntersuchungen für alte Katzen und Hunde
Hundekrankheiten im Alter: Wenn es nicht mehr geht
Niemand denkt gern daran, aber mit der Anschaffung eines Haustieres übernehmen wir auch Verantwortung für einen würdevollen Abschied. Wenn das Tier trotz optimaler medizinischer Versorgung und liebevoller Pflege zu Hause starke Schmerzen leidet und seine Lebensfreude verloren hat, kann es sein, dass eine Euthanasie der richtige Weg ist.
Wenn Sie Bedenken haben, dass Ihr Hund leidet, sprechen Sie in aller Ruhe mit Ihrem Tierarzt darüber, so finden Sie gemeinsam einen guten Weg.
Hundekrankheiten im Alter: Fazit
Hunde ereilen mit steigendem Lebensalter vermehrte Alterserscheinungen und Erkrankungen. Frühzeitig erkannt und behandelt, können Graue Schnauzen meist dennoch einen schönen Lebensabend genießen.
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