Mein Hund trauert

Trauern Hunde um Artgenossen? Oder wenn sie ihren Besitzer verlieren? Wir haben hier Infos zur Trauer beim Hund zusammen getragen.

Können Hunde trauern?

Ob Hunde trauern können, ist bisher wissenschaftlich nicht geklärt. Viele Hundebesitzer würden sofort sagen: Ja. Weil sie erlebt haben, wie ihr Vierbeiner um ein Rudelmitglied getrauert hat. Oder völlig durch den Wind war, nachdem das Kind ausgezogen ist.

Biologen gehen zumindest so weit zu sagen: Ja, Tiere trauern. Auf jeden Fall solche, die normalerweise in Sozialverbänden leben und langfristige Bindungen zu Nachwuchs, Verwandten und / oder Partnern eingehen. Hierzu zählen neben den Hunden z. B. auch Delfine, Wale, Elefanten oder Primaten (Affen). Hunde (und auch Katzen) ändern messbar ihr Verhalten, wenn ein enger Hausgenosse stirbt und es geht nicht zu weit, dies als Trauern zu bezeichnen. Aber natürlich wissen wir nicht, wie sich unser Hund fühlt, wenn er trauert und ob das die gleiche Trauer ist, die ein Mensch empfindet. 

Man mag durchaus hinterfragen, ob ein Tier die Endgültigkeit des Todes versteht. Sicherlich aber schmerzt auf jeden Fall die Abwesenheit eines vertrauten Artgenossen sehr, der ihm z. B. Sicherheit, Nähe und Gesellschaft geboten hat. So trauert etwa der Hund um eine Hündin, die ihm Gesellschaft, Spielgefährtin, aber auch eine Sexualpartnerin gewesen sein kann. 

Woran erkenne ich, dass mein Hund trauert?

Die Trauer läuft meist in Phasen ab: Vom anfänglichen „Das kann nicht sein“ (Protestphase) hin zu einem depressiv wirkenden sich-Zurückziehen (Verzweiflungsphase). Normalerweise folgt darauf der Wiedereintritt ins normale Leben, Stück für Stück. Manche Menschen – oder Tiere – verharren aber in der Zurückgezogenheit und benötigen dann Hilfe.

Folgende Verhaltensweisen können auftreten und – in Kombination mit dem Tod oder Weggang eines Artgenossen oder geliebten Menschen – auf Trauern hindeuten:

  • Der Hund frisst zögerlich oder gar nicht mehr.
  • Das Tier wirkt ruhelos, wandert umher. Oft zieht es sich auch zurück und schläft mehr.
  • Spieltrieb und allgemeine Freudebekundungen wie Schwanzwedeln nehmen ab.
  • Ihr Vierbeiner sucht vermehrt Ihre Nähe, möchte sehr viel kuscheln oder weicht Ihnen schlicht nicht von der Seite. Alleinsein verträgt er nur schlecht.
  • Reibereien unter den übrig gebliebene Rudelmitgliedern kommen häufig vor, da die Rangordnung neu ausgelotet werden muss.
  • Weitere Verhaltensweisen oder Angewohnheiten können sich plötzlich verändern.

 

Manche Hunde trauern um einen Hund weniger, als um den Verlust ihres Herrchens oder Frauchens. Dies erklärt man sich damit, dass nicht nur die Person fehlt, sondern mit ihr auch die gewohnten Abläufe, Futterroutine, Gassirunden, etc. wegbrechen. Oft steht dann auch ein Umzug in ein neues Heim an, was zusätzlich Stress auslöst. Außerdem sind unsere Haushunde in der Regel sehr viel stärker abhängig von „ihrem“ Menschen als von ihren Rudelgenossen. 

Wenn Hunde trauern: Wie kann ich helfen?

Ihr Hund trauert? So können Sie ihn unterstützen:Seien Sie vor allem sensibel für das, was er gerade braucht. Hier sind noch einige Tipps, die den Abschied ein wenig erleichtern:

Abschied nehmen: Wenn möglich, sollte der Hund Abschied nehmen können. Den Artgenossen noch einmal beschnuppern – Tiere wissen dann, dass der Freund tot ist. Vertraute Decken oder – bei Menschen – Kleidungsstücke oder Schuhe noch eine Weile liegen lassen und dann Stück für Stück wegräumen. Auch, wenn Ihnen als Besitzer mehr nach einem „Schnitt“ zumute ist und Sie am liebsten sofort alles in einer Kiste verstecken würden.

Viel kuscheln: Gehen Sie eine Weile sehr deutlich auf die Bedürfnisse Ihres Vierbeiners ein: Möchte er Ruhe, lassen Sie ihm diese. Möchte er kuscheln, bieten Sie ihm etwas mehr Zeit als sonst mit Streicheln, Bürsten, o. Ä.

Sicherheit geben: Natürlich dürfen Sie auch trauern, wenn der Verstorbene für Sie wichtig war. Versuchen Sie dennoch, Ihrem felligen Liebling möglichst viel Sicherheit, Ruhe und auch Normalität zu bieten, das reduziert den Stress für ihn erheblich. Hierzu zählen z. B. die normalen Gassirunden und Futterzeiten. Hunde trauern also weniger stark, wenn der Besitzer ihnen Stabilität bietet.

Trauerrituale zulassen: Ihr Hund trauert, sitzt jeden Tag vor der Tür und hält Ausschau nach seinem Partner? Das ist in Ordnung, unterbinden Sie das nicht. Normalerweise vergeht es nach einer Weile von selbst. Sie können aber durchaus versuchen, ihn mit Spielen abzulenken.

Aktivieren: Versuchen Sie, Ihren Hund nach einiger Zeit des Trauerns wieder in Schwung zu bringen. Ausdauernde Spaziergänge, vielleicht auch mal an neue Orte, neue Spiele oder Gassigehen mit anderen Hunden können die Lebensgeister wecken und ihn auch ein Stück weit ablenken.

Mein Hund trauert: Wie viel ist normal?

Die Erfahrung zeigt: Hunde trauern sehr unterschiedlich stark und auch unterschiedlich lange. Deswegen gibt es kaum eine Faustregel. Meist enden das Trauerverhalten nach weniger als einem halben Jahr. Ihr Hund trauert sehr lange, scheint darunter extrem zu leiden, verliert Gewicht, schleppt nur noch die Decke des Partners durch die Gegend und ist nicht ansprechbar? Dann holen Sie sich bitte zeitnah kompetente Hilfe ins Haus! Ein Fachtierarzt für Verhaltensmedizin oder sehr gut geschulte Hundetrainer erarbeiten mit Ihnen zusammen Hilfestellungen, um Ihrem geliebten Vierbeiner den Abschied und das Leben leichter zu machen. Außerdem kann so verhindert werden, dass der Hund in eine richtiggehende depressive Phase hineinrutscht. 

Wichtig: Zum Trauerverhalten kann auch ein stärkeres Territorialverhalten gehören. Wenn Sie also ein neues Tier anschaffen möchten, lassen Sie genug Zeit vergehen. Ansonsten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der neue Mitbewohner von Ihrem Hund abgelehnt, ggfs. sogar bekämpft wird. Andererseits gibt es auch Hunde, deren Trauer durch einen neuen Kameraden abrupt beendet wurde und deren Lebensfreude so ganz schnell wieder Einzug hielt.

Hund trauert: Fazit

Auch, wenn wissenschaftlich nicht klar ist, wie Hunde trauern, sieht man es oft genug. Unterstützen Sie Ihren Liebling mit Aufmerksamkeit und Fürsorge in dieser Zeit.

©Anicura

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