Ohnmacht (Synkope) beim Hund

Vorübergehender Bewusstseinsverlust beim Hund kann verschiedene Ursachen haben.

Allgemeine Beschreibung

Der Begriff Synkope stammt aus dem Griechischen und bedeutet syn (“mit”) und kopten (“unterbrechen”) und ist der medizinische Fachausdruck für Ohnmacht. Bei einer Synkope kommt es zu einem vorübergehenden Bewusstseinsverlust mit aufgehobener Muskelspannung. Dies wird verursacht durch eine Minderdurchblutung und unzureichende Sauerstoffsättigung in den Gehirngefäßen des Hirnstamms. Der Hirnstamm ist unter anderem für die Aufrechterhaltung der Atmung und des Kreislaufes zuständig. Abzugrenzen von einer echten Synkope sind andere Ursachen für Bewusstseinsverlust, wie zum Beispiel epileptische Anfälle.

Prinzipiell kommen vier große Ursachen für eine Synkope in Frage:

1. Strukturelle Herz- oder Lungenerkrankungen

2. Herzrhythmusstörungen

3. Akute vorübergehende Sauerstoffunterversorgung

4. Reflexvermittelte Synkopen

Unter strukturellen Herz- oder Lungenerkrankungen versteht man Erkrankungen, welche das Herzmuskelgewebe oder Lungengewebe betreffen und diese auch morphologisch (von seiner Gestalt) verändert sind. Hierunter fallen angeborene Herzerkrankungen, Herzbeutelerguss mit Herztamponade oder Lungenhochdruck aufgrund diverser Ursachen. Bei Herzrhythmusstörungen verläuft die Erregungsbildung und -leitung im Herzmuskel abnormal. Eine akute vorübergehende Sauerstoffunterversorgung kann beim Hund zum Beispiel durch eine Verlegung der oberen Atemwege oder einer Lähmung des Kehlkopfes (Larynxparalyse) zustande kommen. Die reflexvermittelte Synkope wird durch einen Reflex verursacht, welcher die Blutgefäße erweitert oder/und die Herzfrequenz verringert.

Symptome

Wie unterscheide ich eine Synkope von anderen Bewusstseinsstörungen?

Es ist meist sehr schwierig eine Synkope von einer anderen Erkrankung mit Bewusstseinsverlust zu unterscheiden. Wichtig hierbei ist die Unterscheidung einer Synkope von einem epileptiformen Anfall (Epilepsie/Krampfanfall). Hier ist vor allem das Verhalten vor, während und nach der Episode entscheidend. Synkopen folgen meist einem auslösenden Ereignis wie Anstrengung, Aufregung oder Husten. Der Muskeltonus des Tieres ist während einer Synkope in der Regel schlaff und es wird kein Harn oder Kot abgesetzt. Nach einer Synkope zeigen die Tiere normales Verhalten.

In Fällen, in denen die Synkope oder der Anfall häufiger aufgetreten sind, kann es hilfreich sein, ein Video des Anfalles zu machen. Gelegentlich ist es auch schwierig Schwäche bei Bewusstsein von Bewusstlosigkeit des Tieres zu unterscheiden. Ist das Tier abrufbar, bzw. ansprechbar? Falls man nicht sicher ist, kommen andere Differentialdiagnosen für das Symptom Schwäche ebenfalls in Betracht. Die Schwächesymptomatik kann stoffwechselbedingt oder auch z.B. durch  eine neuromuskuläre Erkrankung verursacht werden. Eine Synkope ist aber im Gegensatz zu Schwäche episodisch verlaufend und das Tier stellt sich nach der Synkope auch ohne Therapie wieder völlig normal dar. Episodisch verlaufende Schwäche kann aber auch bei Unterzuckerung auf Grund von Insulingabe oder auf Grund eines Insulin produzierenden Tumors vorkommen.

Diagnostik

Die klinische Untersuchung bei einem Patienten mit Synkope ist wichtig, um den Herz/Kreislaufzustandes zu bewerten, da dieser einen Hinweis auf eine Herzerkrankung geben kann.

Anhand eines Blutlabors können andere mögliche Ursachen wie z.B. Schwäche aufgrund einer Hypoglykämie (erniedrigte Zuckerkonzentration im Blut) oder einer Anämie (Blutarmut) diagnostiziert werden. Elektrolytstörungen, wie z.B. eine Hyperkaliämie (erhöhte Kaliumkonzentration im Blut) können eine Herzrhythmusstörungen erklären.

Nach diesen Untersuchungen empfiehlt sich bei einem Patienten mit dem Vorbericht einer Synkope ein Elektrokardiogramm (EKG). Dieses sollte mindestens für eine Minute aufgezeichnet werden. Da die häufigste Ursache einer Synkope beim Hund eine Herzrhythmusstörung ist und Rhythmusstörungen auch sporadisch auftreten können, gibt es die Möglichkeit ein EKG über 24 Stunden aufzuzeichnen. Hierfür wird ein “Holter EKG” verwendet. Dieses Gerät kann mittels Brustverband am Tier für 24 Stunden fixiert und anschließend analysiert werden. Weitere detaillierte Untersuchungen des Herzens wie Lungenröntgen und Echokardiographie mit Doppler sind notwendig um funktionelle und strukturelle Herzerkrankungen zu untersuchen

Therapie

Die Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung der Synkope. Bei Vorliegen von Herzrhythmusstörungen sind, entsprechend des Typus der Arrhythmie, Antiarrhythmika oder/und Implantation eines Herzschrittmachers notwendig. Bei situationsbedingten Synkopen, wie z.B. Husten, muss eine Therapie der zugrundeliegenden Ursache erfolgen.

Prognose

Die Prognose ist ebenfalls abhängig von der zugrundeliegenden Ursache der Synkope. Generell haben aber kardiale Ursachen eine vorsichtigere Prognose als z.B. Husten bedingte Synkope.

Wann sollte man den Tierarzt kontaktieren?

Bei jeder Art von Synkope.

 © Frau Dr. Alexandra Rose, Dipl.ACVIM, AniCura Tierklinik Hollabrunn, Oktober 2016

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