Parasiten Hund: Begriffserklärungen
Endoparasiten: Würmer und Einzeller, die in inneren Organen wie Darm, Lunge oder Herz leben.
Ektoparasiten: Milben, Flöhe, Zecken etc., die auf der Körperoberfläche parasitieren.
Wirt: Vom Parasiten befallenes Tier (auch Mensch). Ziel- bzw. Endwirt ist dabei derjenige, an den der Parasit am besten angepasst ist und in dem er sich vermehrt. Zwischenwirte dienen der Weiterentwicklung (z.B. vom Ei zur Larve) und der Verbreitung. Zwischenwirte fungieren damit also auch als sogenannter „Vektor“, als Überträger. Fehlwirte sind solche, die von dem Parasiten stark geschädigt werden bzw. in denen er sich nicht (gut) vermehren kann.
Von der Infektion mit einem Parasiten bis zur Ausscheidung ansteckender (infektiöser) Partikel wie z.B. Eier vergeht eine gewisse Zeitspanne. Sie ist unterschiedlich lang für jeden Parasiten und relevant für die spätere Diagnostik: So kann der Hund bereits mit Parasiten infiziert sein, diese scheiden aber noch keine Eier aus und können so z.B. im Kot nicht nachgewiesen werden.
Zoonose: Als Zoonosen bezeichnet man Erkrankungen, die vom Tier auf den Menschen übergehen können.
Parasiten Hund: Warum sind sie problematisch?
Viele Parasiten des Hundes sind auch für den Menschen infektiös, weswegen der Hund möglichst keine Parasiten in sich tragen sollte. Oft zeigen gesunde, erwachsene Hunde keine Symptome, obwohl sie infiziert sind. Dies führt leider häufig dazu, dass sie nicht regelmäßig gegen Parasiten behandelt werden. Vor allem für junge, alte und immungeschwächte Hunde können sie gefährlich werden.
Vielerorts herrscht eine recht hohe Hundedichte, sodass die Parasiten sich gut verbreiten können. Dies gilt insbesondere für Tierpensionen, Tierheime oder größere Hundegruppen in einer Haltung, aber auch für Hundeplätze oder Gegenden mit einem hohen Anteil an hundehaltenden Haushalten. So finden die kleinen Plagegeister zuverlässig neue Wirte, in denen sie sich vermehren können. Zudem tragen Füchse im Großen und Ganzen die gleichen Parasiten in sich. Sie verbreiten diese auch in der Stadt, wo der Fuchs als Kulturfolger oft heimisch ist.
Eine zunehmende Reisetätigkeit von Hunden und der Import von Tieren aus Tierschutzprojekten aus Süd- und Osteuropa lässt bisher als „exotisch“ betrachtete Parasiten wie Leishmanien oder Herzwürmer in deutschen Tierarztpraxen sichtbar werden. Mit zunehmender Wärme (Klimawandel) werden auch deren Zwischenwirte wie Mücken und Zecken in unseren Breiten heimisch, sodass sich diese Parasiten in absehbarer Zeit hier halten können. Und: Durch die milder werdenden Winter legen immer weniger Parasiten ihre typische “Winterpause” ein. So muss der Hund rund ums Jahr vor ihnen geschützt werden.
Parasiten Hund: Welche sind wichtig?
Hier eine kurze Erläuterung wichtiger Hundeparasiten (Diese erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.).
Endoparasiten Hund
Würmer:
Spul-, Haken-, Band- und Peitschenwürmer parasitieren im Dünn- oder Dickdarm der Hunde. Für erwachsene Tiere sind sie meist unproblematisch. Gerade Welpen leiden bei stärkerem Befall unter Durchfällen und Abmagerung. Neben der oralen Aufnahme der Eier oder Larven können z.B. Spulwürmer auch in der Gebärmutter oder mit der Muttermilch von der Hündin auf die Welpen übertragen werden. Letzteres gilt auch für Hakenwürmer, der Hund kann sich mit ihnen zusätzlich über die Haut infizieren, die manche Arten aktiv durchbohren können.
Achtung: Ein Bandwurm beim Hund kann auch der kleine Fuchsbandwurm sein. Die Infektion damit ist für Menschen lebensgefährlich, weswegen eine gute Vorbeugung bei unseren Haustieren so wichtig ist! Durch die dicht am Menschen lebenden Fuchspopulationen können sich Hunde (und auch Katzen) mit diesem Parasiten infizieren.
Würmer sind aber nicht nur Darmparasiten beim Hund: Lungenwürmer des Hundes leben und vermehren sich in der Lunge. Ihre Larven werden hochgehustet, geschluckt und mit dem Kot ausgeschieden. Sie verursachen Husten und Fieber und sind besonders gefährlich für Jungtiere.
Herzwürmer parasitieren im Herzen und den Lungenarterien. Sie verursachen Atemprobleme, Husten und eine geringere Belastbarkeit. Übertragen werden sie von Mücken. Der Herzwurm beim Hund ist bisher eine Reisekrankheit, deren Zwischenwirt sich aber immer weiter nordwärts wohlfühlt.
Einzeller:
Giardien beim Hund leben, wie z.B. Cryptosporidien und andere Protozoen (Einzeller), im Darm und verursachen unterschiedlich starke Durchfälle, die kurz oder langanhaltend sein können. Davon betroffen sind besonders Welpen, bei älteren Hunden verlaufen die Infektionen häufig ohne Symptome. Die ausgeschiedenen Oozysten (Vermehrungsstadien, ähnlich Eiern) werden oral aufgenommen, z.B. über Kot oder die kontaminierte Umgebung. Die Giardien-Behandlung ist insbesondere in größeren Hundegruppen oft langwierig.
Leishmanien sind ebenfalls einzellige Parasiten, die das Immunsystem des Hundes befallen. Sie werden vor allem von speziellen Stechmücken übertragen und sind bisher hauptsächlich in Süd- und Mitteleuropa verbreitet. Allerdings verschiebt sich ihre Ausbreitungsgrenze immer weiter nach Norden. Leishmaniose äußert sich in verschiedenen, unterschiedlich stark ausgeprägten Problemen: Am häufigsten sind Hautveränderungen und Lahmheiten zu sehen. Eine geringere Belastbarkeit, Gewichtsverlust und Bewegungsstörungen treten ebenfalls häufig auf. Die Krankheit verläuft chronisch und eine dauerhafte, aufwändige Behandlung ist notwendig.
Die von Zecken übertragenen Babesien befallen die roten Blutzellen (Erythrozyten). Auch Babesien waren bisher eher in mediterranen Breiten zu finden, mittlerweile sind sie auch in Mitteleuropa beheimatet und breiten sich auch bei uns weiter aus. Je nach Babesien-Art, mit der die Hunde infiziert sind, und je nach Zustand des Hundes vorher (jung oder alt, gesund oder bereits geschwächt) ist der Verlauf unterschiedlich stark. Häufig werden Fieber und Blutarmut (Anämie) gesehen, möglich sind auch Erbrechen und eine Gelbfärbung der Schleimhäufte (Ikterus). Seltener kommt es zu Störungen des Atmungs- und Verdauungstraktes. Eine Babesiose kann lebensgefährlich sein!
Die Anaplasmose wird von Zecken übertragen. Der Erreger befällt Zellen des Immunsystems und verursacht Fieber. Nachgewiesen wird er mit einem speziellen Labortest (PCR, Polymerasekettenreaktion), da der Nachweis von Antikörpern nicht zuverlässig eine Infektion anzeigt.
Es gibt weitere Infektionen mit Einzellern bei Hunden wie z.B. Neospora und Toxoplasma.
Ektoparasiten Hund
Zecken saugen zwar Blut, sind aber vor allem wichtig als Überträger von z.B. Babesien, Anaplasmen und Borrelien (Zeckenkrankheiten) und sollten daher immer schnell entfernt werden. Sie halten sich in Gras, Büschen und Unterholz auf.
Milben verursachen starken Juckreiz, stumpfes Fell und Schuppen. Manche sind sehr ansteckend von Hund zu Hund oder über z.B. Decken und Bürsten. Das Krankheitsbild ähnelt bisweilen dem der Atopischen Dermatitis.
Eine spezielle Erkrankung ist die Demodikose: Demodex-Milben leben in den Haarbälgen gesunder Hunde. Wie es zu der Erkrankung kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Als gesichert gilt: Bei einer Immunschwäche (durch andere Erkrankungen, Stress) kommt es zur massiven Vermehrung der Milben. In der Folge treten Haarverlust, Pusteln und Rötungen auf, die sich später auch mit Bakterien oder Pilzen infizieren können und dann zu jucken beginnen.
Durch Ohrmilben beim Hund kommt es zu starkem Juckreiz und Ohrenentzündung. Ein Hund mit Ohrmilben wird sich also in den Ohren kratzen, den Kopf über den Boden reiben und schütteln. Die Larven der Herbstgrasmilben befallen Hunde meist im August bis Oktober und oft dort, wo Fallobst zu finden ist. Mit bloßem Auge sind sie als rote Punkte sichtbar, oft in Zwischenzehen- oder Ohrfalten. Es folgt starker Juckreiz. Das Geschehen ist unproblematisch zu behandeln.
Flöhe sind weit verbreitet, nicht wirtspezifisch und dienen als Vektor für z.B. Bandwürmer. Sie saugen Blut und können Flohspeichelallergie verursachen. Einen Flohbefall erkennt man am Juckreiz, es kommen aber auch Hautveränderungen vor. Besonders bei der Allergie entstehen diese erst durch das starke Kratzen. Flöhe sind mit bloßem Auge sichtbar, im Fell und an Schlafplätzen, etc. Der Flohkot zeigt sich in dunklen Krümeln. In Wasser aufgelöst, färbt er sich rot (unverdautes Blut), als Unterscheidung zu Schmutz, der grau bleibt.
Eher selten trifft man mittlerweile Läuse und Haarlinge beim Hund an. Sie verursachen Juckreiz und werden von Hund zu Hund übertragen.
Parasiten Hund: Diagnose
Viele Parasiten „verraten“ sich über relativ typische Symptome. Allerdings kann die Infektion bei erwachsenen Hunden oft ohne Anzeichen verlaufen. Dann helfen weiterführende Untersuchungen:
- Kotuntersuchung: Gibt Aufschluss über Parasiten im Magen-Darm-Trakt. Nachweis von Eiern oder Stoffwechselprodukten der Parasiten, je nach Methode.
- Hautuntersuchung: Eine gründliche Untersuchung der Haut und des Fells mit Lupe und feinem Kamm wird notwendig, wenn der Verdacht auf Ektoparasiten besteht. Auch ein Geschabsel (Entnahme von Hautzellen mit dem Skalpell) kann notwendig werden. Lebende Milben und Flöhe sind unter der Lupe erkennbar, mit dem Flohkamm findet sich z.B. Flohkot.
- Klebefilmpräparat: Mit einem Stück Klebefilm wird auf eine Hautstelle getupft und das anhaftende Material unter dem Mikroskop untersucht. Gilt für Ektoparasiten, aber auch für dem Fell anhaftende Eier von z.B. Bandwürmern.
- Blutuntersuchung: Zum Auffinden von Antikörpern gegen Leishmanien, Babesien oder zum Nachweis typischer Veränderungen im Blut bei Parasitenbefall ist eine Blutuntersuchung sinnvoll, wenn ein entsprechender Verdacht besteht. Ebenso für Parasitennachweis mittels PCR (siehe oben).
- Weitere Untersuchungen, wie Biopsien oder Abstriche können notwendig werden (z.B. Punktion eines Gelenks oder des Knochenmarks bei Leishmaniose).
Parasiten Hund: Behandlung
Hat Ihr Hund sich Untermieter eingefangen, gibt es in der Regel gut wirksame Mittel, sie wieder loszuwerden. Einzelne Erkrankungen, wie z.B. die Leishmaniose können aber sehr schwierig oder gar nicht zu behandeln sein. Wichtig ist auch, die Umgebung mit zu behandeln: Wurde eine Flohbefall festgestellt, muss die zugehörige Wohnung gründlich gereinigt werden und die Behandlung erstreckt sich über 6 Monate, da die Eier, Larven etc. extrem widerstandsfähig sind. Alle anderen Haustiere müssen ebenfalls überprüft oder mitbehandelt werden, sonst kommen die Parasiten binnen kurzer Zeit wieder zurück.
Etwa gegen Ohrmilben beim Hund Hausmittel einzusetzen empfehlen wir nicht, insbesondere dann nicht, wenn bereits eine Ohrenentzündung vorliegt. Die gehört unbedingt zum Tierarzt!
Parasiten Hund: Prophylaxe
Eine regelmäßige vorsorgliche Behandlung des Hundes gegen Parasiten lohnt sich, da sie wesentlich weniger aufwändig und unangenehm ist als die Therapie von Infektionen. Dafür gibt es „Spot-on“-Präparate zum Auftropfen auf die Haut, Pasten, Tabletten oder Halsbänder, die für Sie als Besitzer gut anwendbar sind.
Man kann unterscheiden zwischen Repellentien (Stoffe, die Parasiten fernhalten) und der regelmäßigen vorsorglichen Behandlung. Repellentien (Halsbänder, Spot-on) halten z.B. Flöhe und Zecken fern, denen der dauerhaft abgegebene Stoff auf der Haut nicht „schmeckt“. Im Gegensatz dazu wird eine regelmäßig verabreichte Tablette gegen Magen-Darm-Würmer die vorhandenen Würmer abtöten; sie kann aber keine Neuinfektion verhindern. Trächtige Hündinnen sollten besonders gut entwurmt sein, damit die Welpen sich nicht mit Haken- oder Spulwürmern infizieren.
Bei Zwischenwirten hilft auch deren Bekämpfung:
- Zecken sollten Sie möglichst zügig nach dem Entdecken korrekt entfernen: Dafür möglichst nahe der Haut mit einer Zeckenzange die Zecke greifen und sanft drehen, bis sie sich löst. Alternativ den Zeckenhaken unterhaken und ebenfalls drehen. Nicht stark ziehen, dann verbleibt der vordere Teil der Zecke in der Haut und kann eine Entzündung verursachen.
- Im Urlaub im Süden nehmen Sie Schutz gegen Stechmücken vor. (In der Dämmerung und Dunkelheit in geschlossenen Räumen bleiben, Insektensprays anwenden, Netze anbringen.)
- Flöhe übertragen Hundebandwürmer – also sollte der Hund auch vor Flöhen geschützt werden.
Bei größeren Hundegruppen oder Zuchten nimmt die Bedeutung von Prophylaxe und Hygiene noch einmal zu, da sich Parasiten hier noch mehr ausbreiten können.
Gegen Babesien und Leishmanien gibt es mittlerweile Impfungen, die aber noch nicht überall zugelassen sind.
Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt darüber, welche Methode für Ihren Hund am besten ist und in welche Häufigkeit sie angewendet werden sollte!
Für Sie als Halter gilt: Nach jedem Kontakt mit dem Hund und insbesondere vor dem Essen sollten Sie Ihre Hände waschen. Bringen Sie diese Regel auch allen Kindern bei, die mit dem Hund kuscheln.
Parasiten Hund: Fazit
Es gibt eine große Zahl von Parasiten bei Hunden. Um Schäden zu vermeiden, sollte Ihr Hund regelmäßig kontrolliert bzw. gegen Parasiten geschützt werden. Damit schützen Sie auch sich selbst. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über die beste Möglichkeit!
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