Pulmonalstenose

Pulmonalstenose bedeutet Einengung der Lungenarterie. Sie ist eine der drei häufigsten kongenitalen also angeborenen Erkrankungen des Hundes. Ursache der Einengung ist in der Mehrzahl der Fälle eine Verklebung der Klappensegel, weshalb man dann auch von einer valvulären – also die Klappe betreffenden – Stenose spricht. Aufgrund der Stenose muss die rechte Hauptkammer gegen einen höheren Druck pumpen, was in hochgradigen Fällen zu einer massiven Verdickung der rechten Hauptkammermuskulatur führt.

Welche Tiere sind prädisponiert?

Die Pulmonalstenose kommt hauptsächlich beim Hund vor, bei Katzen ist sie selten. Als angeborene Krankheit besteht sie schon zum Zeitpunkt der Geburt. Häufig betroffene Hunderassen sind:

  • Englische Bulldogge
  • West Highland White Terrier
  • Chihuahua
  • Minischnauzer
  • Beagle

Welche Symptome fallen dem Besitzer auf?

Hunde mit einem milden bis mittelgradigen Befund sind beinahe immer asymptomatisch. Patienten mit hochgradigen Befunden können ebenfalls oft asymptomatisch sein – nur bei etwa 35 % aller Patienten mit hochgradigem Befund fallen klinische Symptome auf. Manche Tiere zeigen schwere klinische Symptome wie LeistungsschwächeOhnmachtsanfälle oder Rechtsherzversagen mit Aszites (Bauchwasser) und Thoraxerguss (Flüssigkeit im Bruskorb). Ein Problem liegt darin, dass viele Welpen für den Besitzer oftmals keine Symptome zeigen, weshalb sie erst gar nicht beim Tierarzt vorgestellt werden. Deshalb wird die Erkrankung zunächst oft gar nicht bemerkt. Treten irgendwann im Lauf des Lebens allerdings klinische Krankheitsanzeichen auf, ist eine Therapie oftmals schwierig, da zu diesem Zeitpunkt schwere Veränderungen am Herzmuskel vorliegen.

Folgende Symptome können auf eine Pulmonalstenose hindeuten:

  • Leistungsschwäche
  • Ohnmachtsanfälle
  • Kümmern
  • Umfangsvermehrter Bauch (aufgrund von Bauchwasser)

Wodurch entsteht eine Pulmonalstenose? Welche Formen gibt es?

Pulmonalstenosen werden wahrscheinlich über einen polygenetischen Erbgang an die Nachkommen weitergegeben. Die Mehrheit der Pulmonalstenosen betreffen die Klappe direkt, sind also valvulärer Natur. In den meisten Fällen sind die Klappensegel leicht verdickt und an ihren Rändern miteinander verklebt (Typ I). In schweren Fällen sind die Klappensegel hochgradig verdickt und miteinander verwachsen (Typ II), wobei auch der Durchmesser der Lungenarterie an ihrem Abgangsbereich reduziert sein kann (hypoplastischer Annulus).

Sub- und Supravalvuläre Stenosen sind dagegen wesentlich seltener. Subvalvuläre oder infundibuläre Stenosen entstehen zumeist durch Muskel- oder Bindegewebsringe unterhalb der Klappe innerhalb der rechten Hauptkammer. Infundibuläre Stenosen können auch Folge der Herzmuskelverdickung sein, welche die Folge einer valvulären Stenose ist.

Supravalvuläre Stenosen befinden sich oberhalb der Klappenebene in der Lungenarterie. Sie stellen die seltenste Form dar.

Eine Sonderform tritt hauptsächlich bei Englischen Bulldoggen oder Boxern auf. Herbei handelt es sich um eine Anomalie der Koronargefäße (Herzkranzgefäße). Diese nehmen einen abnormalen Verlauf, wobei sie die Lungenarterie von außen umschlingen und dabei einengen.

Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Schon bei der ersten Impfung fällt bei betroffenen Welpen beim Abhören ein mehr oder weniger lautes Herzgeräusch auf. Um dieses weiter abzuklären, ist ein Herzultraschall notwendig. Dort lässt sich eine verdickte Muskulatur der rechten Hauptkammer feststellen. Die Klappen der Pulmonalarterie sind mehr oder weniger stark miteinander verklebt, so dass die rechte Hauptkammer nur unter Entwicklung eines sehr hohen Druckes Blut in den Lungenkreislauf auswerfen kann. Der erhöhte Druck ist wiederum Ursache der verdickten Kammermuskulatur.

Der Blutfluss über der Pulmonalklappe muss mittels Blutflussdoppler untersucht werden. Hierbei fällt eine zu hohe Flussgeschwindigkeit auf. Anhand dieser Flussgeschwindigkeit bzw. dem daraus errechneten Druckgradienten zwischen rechter Hauptkammer und Pulmonalarterie lassen sich drei Schweregrade einteilen:

  • Geringgradig: < 50 mmHg
  • Mittelgradig: 51 – 90 mmHg
  • Hochgradig: > 90 mmHg

Kann die Erkrankung bei meinem Welpen schlimmer werden?

Der Schweregrad einer Pulmonalstenose, genauer gesagt der Einengung, kann theoretisch so lange zunehmen, bis der Hund ausgewachsen ist. Dies ist jedoch nur äußerst selten der Fall. Dagegen wird der Herzmuskel mit zunehmender Zeit immer dicker, was wiederum zu klinischen Symptomen führen kann.

Verwächst sich die Erkrankung?

Nein.

Unter anderem aus diesem Grund sollte bei einem Welpen mit Herzgeräusch nie mit weiterführender Diagnostik (v.a. Herzultraschall) so lange abgewartet werden, bis der Patient ausgewachsen ist. Liegt eine schwere angeboren Herzerkrankung vor, kann hier wertvolle Zeit verschenkt werden.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Das unten aufgeführte Schema ist eine kurze Zusammenfassung zur Therapieempfehlung von Pulmonastenosen. Die Ballondilatation oder Ballonvalvuloplastie ist zur Zeit die Therapie der Wahl bei hochgradig betroffenen Tieren. Im individuellen Fall kann es aber notwendig sein, vom hier angegebenen Therapieschema abzuweichen. Beta-Blocker wie Atenolol werden meistens während der Zeit um eine Ballondilatation herum eingesetzt. In vielen Fällen können Sie einige Zeit nach dem Eingriff abgesetzt werden.

Schwergrad

Therapie

 

Ballondilatation

Beta-Blocker

Geringgradig

-

-

Mittelgradig

+/-

+/- bei gleichzeitig bestehender Trikuspidalinsuffizienz

Hochgradig

+

+

Legende: + Einsatz gesichert; - Einsatz nicht notwendig; +/- Einsatz fraglich

Was bedeutet Ballondilatation/Ballonvalvuloplastie?

Bei dem Eingriff wird die Einengung mit einem Ballon, der über einen Katheter in den Herzmuskel eingeführt wird, gesprengt. Dazu ist nur ein kleiner Hautschnitt notwendig, durch den eine große Halsvene freipräpariert wird. Über diese Vene kann dann der Katheter direkt bis zur betroffenen Klappe vorgeschoben werden.

Gibt es eine Heilungschance?

Für Patienten mit valvulären Stenosen gilt, dass der Schweregrad in den meisten Fällen mit einem interventionellen Eingriff so weit reduziert werden kann, dass der Patient eine normale Lebensqualität und -erwartung haben wird. Ballondilatationen zeigen dagegen bei sub- und supravalvulären Stenosen oft einem wesentlich schlechteren Therapieerfolg.

Wie ist die Prognose?

Die Prognose ist einerseits abhängig von Schweregrad und Form sowie davon wie lange die Erkrankung zum Zeitpunkt der Ballondilatation schon bestanden hat. Daraus ergibt sich der Schweregrad der Veränderungen des Herzmuskels. Je dicker dieser ist, umso schwieriger ist es, einen Katheter in Position zu bringen, um die Klappe zu sprengen. Valvuläre Stenosen, die früh erkannt werden, haben dabei die beste Prognose.

Ich möchte mit meinem Hund züchten, obwohl er an einer Pulmonalstenose leidet. Ist das sinnvoll?

In Anbetracht der Tatsache, dass die Pulmonalstenose in der Regel vererbt wird, sollte man hier Vorsicht walten lassen und eher nicht mit einem erkrankten Tier züchten. Im Zweifel entscheidet dies der jeweilige Zuchtverband. Die Erkrankung kann an die Nachkommen vererbt werden.

Muss ich meinen Hund schonen?

Für die allermeisten Herzerkrankungen gilt grundsätzlich, dass sich betroffene Tiere in dem Rahmen belasten dürfen, welchen sie selber anbieten. Erkrankte Hunde dürfen sich also normal belasten, sollten sie jedoch beim Training eine Pause einlegen wollen, muss das akzeptiert werden.

Sehr intensives Training oder Training bei großer Hitze sind jedoch bei Tieren mit schweren Befunden zu vermeiden. Nach erfolgreichem Verschluss ist in beinahe allen Fällen eine normale Belastungsfähigkeit gegeben. Im Zweifelsfall sollte Ihnen Ihr Kardiologe Auskunft geben können.

© Dr. Markus Killich, Tierklinik Haar

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