Zoonose – Was ist das?
Von einer Zoonose spricht man, wenn eine Erkrankung von einem Tier auf den Menschen übertragbar ist. Das gleiche gilt auch in die andere Richtung: Menschen können Tiere mit Zoonoseerregern infizieren. Solche Erkrankungen kommen natürlicherweise vor.
Manche Erreger sind ursprünglich nur für Tiere ansteckend gewesen. Durch Mutation, also Veränderung im Erbgut, sind die Krankheitserreger dann plötzlich in der Lage, auch Menschen zu infizieren. Dies bekommt besonderen Vorschub überall dort, wo Menschen und Tiere sehr eng zusammenleben. Und zusätzlich dort, wo viele Tiere auf engem Raum leben: Dies bietet dem Keim gute Bedingungen zur Mutation, weil er viele mögliche Wirte vorfindet und sich oft vermehren kann.
Wichtig: Zoonose ist nicht gleich Tierseuche! Es gibt viele Tierseuchen, die sich in Tierbeständen rasant ausbreiten – für den Menschen aber völlig ungefährlich sind. Beispiele wären die Schweinepest oder die Blauzungenkrankheit.
Sind Zoonosen für Menschen gefährlich?
Dies lässt sich so pauschal nicht beantworten. Es gibt harmlose Zoonosen und solche, die sehr unangenehm oder sogar tödlich enden können.
Zu den bekanntesten gefährlichen Zoonosen zählt seit dem Jahr 2020 sicher das Coronavirus SARS-CoV2, das die Erkrankung „Covid19“ beim Menschen auslöst. Neben seinem vermuteten Ursprung in Fledermäusen und Schuppentieren kann es zudem sehr viele Säugetiere befallen, darunter Katzen und Füchse.
Ein Beispiel für eine eher ungefährliche – wenn auch unangenehme – Zoonose wäre ein Übergang von Katzenflöhen auf den Menschen.
Zusätzlich zum Erreger sind weitere Faktoren wichtig, um die Gefährlichkeit abzuschätzen:
- Gehört der betroffene Mensch einer Risikogruppe an? Hierzu zählen Säuglinge, alte Menschen, schwangere Frauen und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.
- In welchem gesundheitlichen Zustand war er oder sie bei der Infektion? Ist der Körper z. B. durch andere Krankheiten bereits geschwächt, kann eine eigentlich harmlose Infektion sehr gefährlich werden.
Gibt es für den Erreger eine gut greifende Behandlung, senkt dies natürlich zusätzlich das Risiko.
Zoonosen Beispiele
Um etwas Übersicht zu gewinnen, kann man die Erkrankungen einteilen in bakterielle, virale und parasitäre Zoonose. Eine Sonderform sind die Prionenerkrankungen, dazu siehe weiter unten.
Diese Zoonosen-Liste ist natürlich nicht erschöpfend, soll Ihnen aber einen Überblick geben.
Bakterielle Zoonosen:
- Leptospirose: Leptospiren können viele verschiedene Säugetiere befallen, darunter Hunde, Katzen und Menschen. Menschen können sich am Urin infizierter Hunde (seltener auch Katzen) anstecken. Leptospiren verursachen Leber- und Nierenentzündungen. Hunde können dagegen geimpft werden, was die Infektionsgefahr zumindest senkt.
- Tuberkulose: Eine Übertragung der Tuberkulose von Mensch zu Mensch ist in Deutschland eigentlich nur noch sehr selten. Vielen unbekannt ist aber: Rinder und Menschen können sich gegenseitig anstecken. Und bei Rindern kommt die Erkrankung durchaus noch vor.
- Listeriose: Listerien finden sich beispielsweise in Rohmilchprodukten, Räucherfisch oder rohem Fleisch. Für ansonsten gesunde Personen ist der Erreger eher ungefährlich. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann es zu Hirnhautentzündung oder anderen schweren Folgen kommen. Eine Infektion mit Listerien ist besonders für schwangere Frauen gefährlich, weil der Erreger Fehl- und Totgeburten auslösen kann.
- Campylobacteriose und Salmonellose: Häufig auf rohem Fleisch (bes. Geflügel) oder in Rohmilchprodukten auftretende Keime sind Campylobacter und Salmonellen. Klassisch sind auch Salmonelleninfektionen über rohe Eier bzw. Produkte, in denen sie enthalten sind (Tiramisu, Mayonnaise, etc.). Daher ist eine sehr gute Küchenhygiene bei der Verarbeitung von rohem Fleisch extrem wichtig. Für den Menschen kann eine Infektion mit heftigen Durchfällen, Fieber und Kopfschmerzen einhergehen.
- Borreliose: Durch Zecken übertragene Infektionserkrankung, die auch z. B. Hunde betrifft. Beim Menschen oft lange unerkannt und mitunter zäh zu behandeln.
Übrigens: Im Maul von Hunden und Katzen leben sehr verschiedene Bakterien. Werden diese beim Biss tief in das Gewebe gebracht, können sie zu schweren Infektionen mit Entzündung führen. Ein blutender Katzenbiss gehört immer zum Arzt!
Virale Zoonosen:
- Coronaviren: SARS-CoV2 mag das derzeit bekanntestes Coronavirus sein, das den Menschen befällt, es sind aber weitere bekannt.
- Tollwut: Gilt in Deutschland als ausgerottet, vereinzelte Fälle werden eingeschleppt. Besteht das Risiko durch einen Biss eines Hundes mit Tollwut infiziert zu sein, muss sofort behandelt werden! Anderweitig ist die Infektion mit Tollwut tödlich.
- FSME: Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine Gehirnhautentzündung. Das Virus wird durch Zecken übertragen. Mittlerweile ist es in fast ganz Deutschland verbreitet und eine Impfung bei viel Aufenthalten in der Natur absolut sinnvoll.
Pilz-bedingte Zoonosen:
Eine Zoonose von Hunden, Katzen und Kaninchen sind Hautpilze. Sie werden häufig von Haustieren auf ihre Halter übertragen. Es kann auch beim Menschen zu Hautveränderungen kommen, insbesondere an Stellen, die intensiven Kontakt mit dem Tier haben durch Kuscheln und Tragen.
Parasitäre Zoonosen:
- Toxoplasmose: Die Infektion mit Toxoplasmen ist für erwachsene gesunde Personen meist gar nicht zu spüren. Besonders riskant ist sie aber für Schwangere, die eine Fehl- oder Totgeburt erleiden können. Auch Entwicklungsstörungen beim Kind kommen vor, wenn es sich während der Schwangerschaft infiziert hat. Die größte Infektionsgefahr geht von rohem Fleisch aus, aber auch Gartenerde oder Katzenkot können Toxoplasmen enthalten. Diese Zoonose beim Mensch ist vielen bekannt.
- Spulwürmer: Weniger bekannt: Viele Hunde und Katzen sind mit Spulwürmern befallen (Toxocara). Diese sind für den Menschen ebenfalls ansteckend. Von Gelenkschmerzen über Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu einem Sehverlust durch Larven im Auge sind sehr verschiedene Erkrankungen möglich.
- Fuchsbandwurm: Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm ist zwar selten, aber sehr gefährlich. Meist erfolgt sie tatsächlich draußen, durch infizierte Füchse. Hingegen ist die Übertragung durch Hunde oder Katzen auf den Menschen sehr selten.
- Flöhe: Flöhe gehen normalerweise nicht auf den Menschen über. Ist aber Hund oder Katze sehr stark befallen, breiten sie sich in der ganzen Wohnung aus. Flohbisse bzw. -stiche zeigen sich als „in Reihe“ auftretende rote Pünktchen auf der Haut, die stark jucken. Je nach Reaktion des Körpers kommt es auch zu dicken, stark juckenden Quaddeln.
Prionenerkrankungen:
Prionen sind falsch gefaltete Proteine. Derzeit spielen sie aber kaum eine Rolle. Die bekannteste Prionenerkrankung ist die BSE-Krankheit der Rinder.
Natürlich gibt es weitere Erkrankungen, aber diese Zoonosen-Übersicht gibt einen Einblick in die Vielfalt der möglichen Infektionserreger.
Wie vor Zoonosen schützen?
Das Risiko einer gefährlichen Zoonoseerkrankung ist in Deutschland insgesamt relativ gering, zumal, wenn Sie keiner Risikogruppe angehören. Dennoch gibt es einige Dinge, die Sie beachten können, um eine Ansteckung zu vermeiden:
- Fleisch und Milchprodukte durcherhitzen. Die meisten Erreger überstehen den Vorgang der Pasteurisierung nicht (70°C, mind. 30 Sek.).
- Obst und Gemüse immer gründlich waschen.
- Gute Küchenhygiene: Bretter und Messer, die mit rohem Fleisch in Kontakt waren, abbrühen oder in der Spülmaschine reinigen. Küchenlappen regelmäßig wechseln. Hände waschen – vor und nach der Speisezubereitung.
- Selbstgepflückte Waldbeeren gründlich waschen, Pilze nicht roh verzehren.
- Kommen Sie von draußen herein, sollte der erste Gang zum Händewaschen führen.
- Versuchen Sie zu verhindern, dass sich Ihr Kleinkind draußen alles Mögliche in den Mund steckt.
- Haben Sie Haustiere und Kinder, achten Sie auf häufiges Händewaschen nach dem Tierkontakt. Ebenso wichtig: Hund und Katze müssen sehr regelmäßig entwurmt und gegen äußere Parasiten behandelt werden. So wird eine Infektion der Kinder vermieden.
- Haustiere nicht küssen!
- Informieren Sie sich vor Auslandsreisen über mögliche Krankheitsrisiken, ob über Nahrungsmittel und Trinkwasser oder über Tierkontakt.
Über weitere Maßnahmen zum Schutz vor einer Zoonose sprechen Sie bitte mit Ihrem (Haus-)Arzt.
Zoonosen Fazit
Zoonosen können zwischen Menschen und Tieren übertragen werden. Manche sind gefährlich. Das Risiko einer Ansteckung ist in Deutschland vergleichsweise gering, aber für manche Risikogruppen dennoch sehr wichtig.
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