Laseranwendung

Diodenlaser werden als Schneidwerkzeug zur Abtragung oder Verdampfung von Gewebe verwendet, aber auch zur Anregung photochemischer Reaktionen bei der Behandlung von Hauterkrankungen. Im vorliegenden Artikel wird der Einsatz eines Diodenlasers bei Kleintieren in der täglichen Praxis exemplarisch anhand von ausgewählten Beispielen dargestellt.

Beschreibung der Diodenlaseranwendung

LASER ist ein Akronym für den englischen Begriff: Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation und bedeutet eine Lichtverstärkung durch angeregte Emission von Strahlung. Anhand des eingesetzten Lasermediums werden Kristall-, Gas- und Diodenlaser unterschieden. Aufgrund dieser Medien ergeben sich die unterschiedlichen Wellenlängen, mit denen die jeweiligen Lasertypen arbeiten. Der vom Autor eingesetzte MLT-Diodenlaser emittiert Licht der Wellenlänge 980 nm und hat eine max. Leistung von 15 W, der Dornier Diodenlaser eine Wellenlänge von 940 nm und eine max. Leistung von 30 W.
Die biologische Wirkung des Lasers auf Gewebe ist zum einen abhängig von technischen Daten, der Wellenlänge, der Energie (Watt) und Anwendungsdauer, zum anderen von der Art der Anwendung auf der Oberfläche (Kontakt-, Nicht-Kontaktverfahren) und, ganz wichtig, von der Zusammensetzung des Gewebes. Hier bestimmen Farbstoffe wie Hämoglobin und Melanin sowie der Protein-, Bindegewebs- und Wassergehalt, wie Laserlicht absorbiert sowie gestreut und wie Wärme geleitet wird.
Die Wellenlänge bestimmt die Eindringtiefe, die Pulsdauer die Ausbreitung der primären Hitzeausbreitung und die Wiederholungsfrequenz die Ausbreitung der sekundären Wärmeleitung.

Kontaktverfahren

Beim Kontaktverfahren, d.h. die Faserspitze steht im direkten Kontakt mit dem Gewebe, kommt es zu einer Erhitzung der obersten Gewebsschicht auf bis zu 300 °C. Dies führt zum Aufkochen der intrazellulären Flüssigkeit und dadurch zum "Verdampfen" der Zelle. Die Eindringtiefe des Laserstrahls ist abhängig vom Faserdurchmesser - so erlauben kleine Durchmesser eine tiefere Eindringtiefe. Die Eindringtiefe ist jedoch im Vergleich zum Skalpell viel besser steuer- und kontrollierbar, somit ist eine exakte Mikrochirurgie möglich. Bei der Schnittführung wird zudem der Unterschied zwischen verschiedenen Gewebearten deutlich. Starke Bindegewebsvermehrungen (Proliferationen) und tumorös entartetes Gewebe lassen sich nur mit höherer Leistung und längerer Laseranwendung trennen, während gesundes Gewebe sehr leicht verdampft werden kann. Somit ist die Grenze zwischen gesundem und krankem Gewebe beim Führen der Laserfaser deutlich spürbar. Die Laservaporisation dauert im Vergleich zur konventionellen Chirurgie oder Radiochirurgie etwas länger. Grundsätzlich liegt aber ein großer Vorteil des Lasers in der Blutstillung von Gefäßen bis zu 1,5 mm Durchmesser mit geringer Gewebsschädigung, so dass auch in stark durchblutetem Gewebe blutungsarm operiert werden kann. Durch die photothermische Wirkung des Laserlichts werden zudem Bakterien zum Platzen gebracht und somit eine Keimreduktion erreicht. Durch die Dünne der Laserfaser sind eine Beweglichkeit auf engstem Raum (z.B. in der Maulhöhle) und eine sehr präzise Schnittführung möglich. Das entstandene vaporisierte Gewebe muss ständig mit feuchten Tupfern abgewischt werden, um den Vorteil einer besseren Wundheilung nicht zu gefährden.

Nicht-Kontaktmodus

Im Nicht-Kontaktmodus wird die Faserspitze in einem kleinen Abstand zum Gewebe gehalten, so dass der Laserstrahl das Gewebe mit einer deutlich geringeren Energie trifft.
Beim Diodenlaser ist durch die flexible Laserfaser auch eine endoskopische Anwendung möglich. Nachfolgend entstehen durch eine geringere Entzündungsreaktion weniger Schmerz und zusätzlich weniger ausgeprägte Narbenbildung.
Laserlicht kann einerseits für chirurgische Verfahren, andererseits zur Bestrahlungstherapie angewendet werden. In der Chirurgie findet der Laser vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, die in der vorliegenden Übersichtsarbeit entsprechend der Lokalisation der Veränderung dargestellt werden.

Folgende Vorsichtsmaßnahmen sind zwingend zu beachten:
Immer mit Schutzbrille arbeiten und den Zutritt zu dem Raum, in dem gearbeitet wird, durch ein Warnschild verwehren.

Anwendungsbereiche der Diodenlaseranwendung beim Tier

Tumore der Maulhöhle

Sie treten häufig auf und machen 6 % aller bösartigen Tumore beim Tier aus. 75 % der Maulhöhlentumore sind bösartig (maligne). Gutartige tumoröse Veränderungen sind z.B. Papillome und Epuliden. Diese sind vom Zahnfleisch ausgehende, reaktive Gewebsneubildungen und stellen 25 % aller tumorartigen Maulhöhlenveränderungen dar. Sie treten einzeln oder multipel auf.
Bösartige Tumore sind u.a. das maligne Melanom, Plattenepithelkarzinom und Fibrosarkom.

Gingivahyperplasie, chronische Gingivitis/Stomatitis der Katze

Ursache hierfür ist vermutlich eine überschießende Reaktion des Immunsystems, eine Beteiligung von Viren und Bakterien wird diskutiert. Nach gründlicher Zahnsanierung kann mittels Laserfaser ein Abtragen der Zahnfleischzubildung erfolgen.

Parodontalbehandlung

Sie erfolgt durch Laserapplikation in den Zahntaschen, indem die Laserfaser ständig bewegt wird. Dabei ist einer Hitzeentwicklung durch nur kurzzeitige Applikation mit nur niedriger Energie und Wasserkühlung unbedingt entgegenzuwirken.

Gaumensegel

Eine Kürzung des Gaumensegels aufgrund des brachyzephalen Atemnotsyndroms ist eine häufige Indikation zur Laseranwendung. Es handelt sich hierbei um eine Atemstörung, die durch ein zu langes und oft auch verdicktes Gaumensegel, einen zu kleinen Rachenraum und/oder zu enge Nasenlöcher und obere Atemwege verursacht wird. Die Schnittwunde blutet nicht und muss nicht vernäht werden.

Auge, Bindehaut, Nickhaut

Ein chronischer Bindehautkatarrh (Conjunktivitis follicularis) mit himbeerartigem Anschwellen der Lymphplatte des dritten Augenlids und Ausbildung lymphoider Follikel (glasige Knötchen) an der Innen- und Außenseite des dritten Augenlids, der nicht konservativ auszuheilen ist, kann nach Ausschluss aller Ursachen, die eine andersartige spezifische Therapie benötigen, mittels Laserbehandlung therapiert werden. Hierbei werden einzelne Follikel durch Punktionstechnik, d.h. durch gezielten Kontakt verdampft, bei großflächigem Follikelbesatz durch streichende Laserfaserbewegung auf der Nickhaut entfernt. Im Vergleich zur mittlerweile überholten Kürettage und nachfolgendem Betupfen mit Silbernitrat entwickelt sich eine deutlich geringere Vernarbung nach dem Eingriff und dadurch eine geringere Reizung der Hornhaut.
Im Bereich der Augenlider findet der Laser häufig Anwendung.
Bei einem Gerstenkorn (Hordeolum) kann die Laserfaser direkt in die vereiterte Meibomsche Drüse eingeführt werden und unter Auslösung des Lasers mit geringer Leistung vor und zurückgeführt werden. Bei zu großflächigen oder tiefgreifenden Veränderungen ist allerdings der Chirurgie der Vorzug zu geben.
Lidrandtumore, die gestielt sind, stellen eine gute Indikation für Laserchirurgie dar, tiefreichende Tumore hingegen sollten per Keilexzision entfernt werden.

Haut

Im Bereich von Haut, Unterhaut und Schleimhaut lassen sich größere Neubildungen in Allgemeinnarkose sehr gut mittels Laser entfernen. Warzen und andere kleine Umfangsvermehrungen benötigen häufig nur eine Lokalanästhesie und können mit Wundklammern verschlossen werden.
In stark durchblutetem Gewebe wie Lippen, Perianalregion, Präputial- oder Vaginalschleimhaut können Neubildungen mit Diodenlaser deutlich blutungsärmer und dadurch übersichtlicher entfernt werden.
Perianalfisteln können mittels Laser behandelt werden, wenn eine rein medikamentöse Behandlung aus Kostengründen nicht möglich ist oder um bei massiver Erkrankung mit einer initialen Laserbehandlung den Therapieerfolg zu beschleunigen. Betroffen sind v.a. DSH Rüden im mittleren Alter. Da die Ursache der Erkrankung in einer Entgleisung des Immunsystems gesehen wird, ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie der Einsatz von Ciclosporin, ggf. in Kombination mit Ketokonazol, einschließlich einer gezielten antibiotischen Therapie nach einer bakteriologischen Untersuchung aus dem Fistelexsudat. Bei einem chirurgischen Vorgehen mittels Laserfaser wird durch Vaporisation krankes Gewebe entfernt. Blutungen in dem hochgradig entzündeten Gewebe werden hierbei minimiert und Keime abgetötet.

Othämatom (Blutohr)

Der Diodenlaser kann als alternativer Therapieansatz erfolgversprechend beim Othämatom eingesetzt werden. Es handelt sich hierbei um eine Ansammlung von Blut zwischen Knorpelschicht und Haut, meist durch heftiges Schütteln oder stumpfes Trauma anderer Ursachen hervorgerufen. Eine Spontanheilung innerhalb von wenigen Wochen ist zwar möglich, führt aber meist zu narbigen Einziehungen mit z.T. deutlicher Verformung der Ohrmuschel. Diese Komplikationen durch Knorpelschädigung und die Gefahr von Infektionen bergen auch die herkömmlichen chirurgischen Behandlungsmethoden (Aufnähen von komprimierenden Materialien mit Durchstechung des Ohrs). Die Laserbehandlung führt zu einem besseren kosmetischen Ergebnis und einer komplikationsärmeren Nachsorge, da hierbei das Othämatom nur durch 1-2 Stichinzisionen eröffnet wird, um Blutgerinnsel vorsichtig auszumassieren. Durch mehrfaches Einführen und langsames Zurückziehen der Laserfaser wird die Anheftung der Gewebeschichten deutlich gefördert. Hilfreich ist das Karbonisieren der Punktionsöffnung (mehrfaches Bestreichen des Wundrandes), so dass Wundsekret über mehrere Tage sicher ablaufen kann.

Bursitis olecrani

Ein ähnliches Vorgehen ist bei einer Bursitis olecrani (Hygrom) empfehlenswert. Sie entsteht durch eine Entzündung des Schleimbeutels, durch welche sich ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum mit umgebendem festen Bindegewebe bildet. Ursächlich ist eine chronische Druckeinwirkung, daher sind v.a. große Hunderassen schon im jugendlichen Alter betroffen, andere Rassen sind meist älter. Die chirurgische Versorgung ist nötig bei größeren Hygromen, wenn durch polsternde Verbände oder gepolsterte "Ellbogenschoner" kein Erfolg erzielt werden kann oder ein infiziertes Hygrom vorliegt. Nach dem Setzen einer oder mehrerer Stichinzisionen am oberen und unteren Ende der Schwellung wird die Kavität sondiert, die vorhandenen Bindegewebsspangen entfernt (meist mit dem Finger) und die Wundhöhle gründlich gespült. Danach wird die Wundhöhle durch systematisches Hin- und Herfahren der eingeführten Laserfaser unter ständiger Auslösung bestrahlt. Das Einlegen einer Drainage und das tägliche Wechseln eines nicht anheftenden, saugfähigen Verbandes bis zum Sistieren (nach ca. zwei bis drei Wochen) ist unerlässlich (nachfolgend "Ellbogenschoner").

Harnblase

Ein häufiges Einsatzgebiet, bei dem die Vorteile des Diodenlasers zum Tragen kommen, ist die Chirurgie von Zubildungen in der Harnblase. Der Vorteil des Lasers liegt auch hier in einem blutungsarmen Eingriff mit guter Übersicht im OP-Feld und in einer guten Abgrenzung des angrenzenden Gewebes, wodurch eine geringere Rezidivgefahr besteht.

Orthopädie

Eine Indikation für den Laser bei der Hüftgelenksdysplasie ist die Symphysiodese beim Hund im Alter von vier bis fünf Monaten.

Laserbestrahlungstherapie

Ein weiterer Vorteil eines Diodenlasers ist die Möglichkeit der Bestrahlung von Gewebe mit einem Defokussierhandstück. Durch die entzündungshemmende, wundheilungsfördernde, keimhemmende und auch schmerzlindernde Wirkung wird der Laser in der Wundbehandlung sowie bei Erkrankungen des Bewegungsapparates (Gelenk-, Muskel- und Sehnenerkrankungen) eingesetzt. Der Strahl wird im Abstand von 10- 15 cm in ständiger, gleichmäßiger Bewegung über das zu behandelnde Areal geführt, wobei auf nicht zu hohe Wärmeentwicklung geachtet werden muss.

© AniCura, Dr. Christine Nees

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