Chemische Kastration der Hündin
Die chemische Kastration der Hündin bedeutet einen reversiblen Eingriff in ein außerordentlich sensibles Hormonsystem und sollte mit dem Besitzer auch in Anbetracht der möglichen Nebenwirkungen ausführlich besprochen werden.
Für die Anwendung chemischer Kastrationsmedikation muss im Vorfeld für mindestens zwei Läufigkeiten die Dauer und der Verlauf beobachtet und dokumentiert werden.
Zeitpunkte des Eingreifens mittels Gestageninjektionen oder Tablettengaben sind während des Anöstrus (Zeitpunkt der völligen Ovarruhe), kurz vor der nächsten erwarteten Läufigkeit um diese zu verschieben oder aber im frühen Prä-Proöstrus (frühe Vorbrunst) zur Unterdrückung einer beginnenden Läufigkeit. Zur Verifizierung des Zeitpunktes muss eine gynäkologische Untersuchung mit Vaginalabstrich erfolgen.
Der Einsatz bei Zuchthündinnen sollte aufgrund der Nebenwirkungen und Risiken wenn möglich nicht erfolgen.
Chemische Kastration des Rüden
Die chemische Kastration beim Rüden beschreibt eine vorübergehende Unfruchtbarmachung und damit eine Dämpfung der testosteronabhängigen Verhaltensweisen.
Hierbei wird ein 2,3 x 12 mm großes Hormonimplantat (GnRH-Agonisten) wie der zur Kennzeichnung des Tieres verwendete Mikrochip, unter die Haut appliziert. Dies erfolgt oft zwischen den Schulterblättern, manchmal aber auch in der Nabelgegend. Dort wird das Medikament vom Körper langsam abgebaut und setzt währenddessen gleichmäßig GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) frei. Dies führt zu Beginn zu einer verstärkten Ausschüttung von Testosteron. Folglich nimmt in dieser Zeit das testosteronabhängige oft unerwünschte Verhalten zu.
Spätestens nach 2 bis 3 Wochen sinkt dann der Testosteronspiegel im Blut deutlich. 6 bis 8 Wochen nach Implantation des Medikaments haben sich die Hoden um etwa ein Drittel verkleinert und die vollständige Wirkung des Medikaments ist erreicht.
Achtung: aufgrund dieses Mechanismus sind die chemisch kastrierten Rüden noch bis zu 120 Tage lang zeugungsfähig.
Die komplette Wirkdauer liegt je nach Implantat- und Hundegröße entweder bei mindestens sechs bzw. mindestens 12 Monaten. Sie unterliegt individuellen Schwankungen. Mit vollständigem Abbau des Implantates und Wiederaufnahme der körpereigenen Hormonproduktion kehren die Hoden zu ihrer ursprünglichen Größe und Konsistenz zurück. Zuchtrüden sind danach wieder voll zuchtfähig. Die Implantation von Suprelorin ist v.a. sinnvoll, um zu überprüfen, welche Wesens- und Verhaltensveränderung durch Wegfall der hormonellen Komponente wirklich eintritt. Man kann in einem Mehrhundehaushalt testen, welchen Einfluss eine Kastration auf die Rangordnung und damit das Verhalten der Hunde im eigenen Rudel hat. Sollte man sich in der Folge für eine chirurgische und damit endgültige Unfruchtbarmachung entscheiden, ist die entstehende Operationswunde kleiner.
© AniCura, Diana Ersepke