Was ist wichtig für die Wundbehandlung?

Der Tierarzt macht sich zuerst ein möglichst genaues Bild der Verletzung. Wie groß ist sie und wie gravierend? Handelt es sich z.B. um eine großflächige Abschürfung, die schmerzt und gefährlich aussieht, aber kaum blutet? Oder ist es eine kleine Stichwunde, die aber sehr tief reicht? Sind zusätzlich zur Haut andere Organe beschädigt, z.B. Sehnen, Gelenkkapsel, innere Organe oder Nerven? Befinden sich noch Fremdkörper darin, die entfernt werden müssen? Wie alt ist die Verletzung und welche Infektionsgefahr droht? All das sind Fragen, die der Tierarzt abklären muss, denn sie sind für die korrekte Versorgung der Wunde von großer Bedeutung.

Um auf die Suche nach Fremdkörpern zu gehen oder die Beteiligung innerer Organe abzuklären, können weiterführende Untersuchungen wie Röntgen oder Ultraschall notwendig werden. Ist es eine Bisswunde, müssen alle Einbissstellen gefunden und betrachtet werden. Je nachdem, wie die Wunde entstanden ist, können (z.B. bei Unfällen) auch weitere Verletzungen vorliegen, die weniger offensichtlich sind, weswegen der Tierarzt immer das gesamte Tier untersucht. Wenn Sie Details zum Entstehen der Wunde kennen, helfen Sie dem Tierarzt damit ein großes Stück weiter!

Wunderversorgung

Für die Wunderversorgung gibt es zwei Prinzipien: Die Wunde kann verschlossen werden und auf primärem, das heißt direktem Weg heilen. Dies gilt besonders für frische Wunden, bei denen wenig Haut verloren gegangen ist und die vermutlich nicht tief verschmutzt sind. Der primäre Wundverschluss ist das oberste Ziel der Wundbehandlung und wird durchgeführt, wann immer dies möglich ist. Die Wunde wird dafür gründlich gereinigt, bereits abgestorbenes Gewebe wird entfernt und der gesamte Wundbereich wird gespült. Am Schluss werden alle Gewebeschichten (Muskeln, Bindegewebe, Haut) mit medizinischem Garn genäht. Für zusätzlichen Schutz, auch gegen Benagen, wird die Wunde verbunden. 

Tiefe Verletzungen mit starker Verschmutzung oder ältere Wunden, die nicht aufgefrischt werden können, müssen hingegen auf dem sogenannten sekundären Weg heilen – von innen heraus. Sie bleiben unter einem Verband offen und werden regelmäßig mit aseptischen Lösungen gespült und kontrolliert. Der Körper schließt sie dann sukzessiv von innen. Dies dauert deutlich länger als die primäre Wundheilung, lässt sich aber nicht immer vermeiden. Eine sekundäre Wundheilung wird auch dann angestrebt, wenn durch einen Wundverschluss womöglich verhindert wird, dass Sekrete wie Gewebsflüssigkeit und Eiter abfließen. 

Auch bei primärer Wundheilung können sich Sekrete sammeln. Wenn der Tierarzt dies befürchtet, wird er eine sogenannte Drainage legen, das heißt, er schafft eine Abflussmöglichkeit, damit es nicht zum Stau in der Wunde kommt. Ein solcher würde die Heilung verzögern.

Hat das Tier starke Schmerzen durch die Verletzung, wird es ein Schmerzmittel erhalten. Bei gravierenderen Wunden gibt der Tierarzt außerdem oft ein Antibiotikum, um eine Blutvergiftung (Sepsis) zu vermeiden. Dies kann lokal, direkt in die Wunde erfolgen oder aber auch „systemisch“, das heißt, es wirkt im gesamten Organismus.

Nachsorge

Nach der ersten Wundversorgung werden je nach Ausmaß der Verletzung weitere Termine beim Tierarzt unausweichlich sein. Er überwacht die Heilung der Verletzung. Wenn sie sich entzündet, sich vielleicht auch Eiter bildet, sollten Sie auf jeden Fall erneut hingehen. Wurde die Wunde genäht und es wurde kein selbstauflösender Faden verwendet, müssen nach 7-14 Tagen (je nach Heilungsverlauf) die Fäden der Hautnaht gezogen werden.

Sie erhalten ggf. Anweisungen für die Pflege der Wunde zu Hause. Vielleicht muss eine Creme aufgebracht oder mit Desinfektionsmittel gespült werden. Häufig erhalten die Tiere einen Kunststofftrichter für den Kopf, damit sie die Wunde nicht belecken und benagen oder den Verband entfernen. Bei Katzen können Sie diesen nach Absprache mit dem Tierarzt unter Aufsicht für einige Putzeinheiten abnehmen und hinterher wieder aufsetzen. Alternativ kommen Sie Ihrer Katze bei der Körperpflege ein wenig zu Hilfe.

Wundversorgung nach Operationen

Wunden entstehen natürlich auch nach Operationen. Sie haben den „Vorteil“, dass der Tierarzt weiß, wie sie entstanden sind und wie er sie versorgen muss. Da sie unter sterilen Bedingungen entstehen, sind sie in der Regel deutlich unkomplizierter in der Heilung. Leider können sich aber auch Operationswunden entzünden und schlecht heilen. Eine gute Wundbehandlung nach der Operation minimiert dieses Risiko.

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