A
Abdruck
Verfahren zur möglichst detailgenauen Duplikation von Kieferbereichen zur Herstellung eines Modells außerhalb des Fanges. Hierzu werden Abdrucklöffel und Abdruckmassen, v.a. Silikone verwendet. Beim Haustier ist hierfür in der Regel eine Narkose notwendig.
Aberration
Verlagerung von fetalem Keimgewebe (Keimversprengung, Zahnkeimverlagerung), auch Verlagerung eines durchgebrochenen Zahnes an eine andere Stelle im Gebiss, z.B. Durchbruch des Eckzahnes zwischen Schneidezähnen oder im Gaumenbereich.
abnehmbar
Bezeichnung für Zahnersatz oder kieferorthopädische Apparate, die entfernt werden können. Hierzu gehören abschraubbare Kronen oder an den Zähnen festgeklemmte Apparate. Abnehmbare Geräte werden von Haustieren schnell zerstört oder gehen verloren.
Abrasion
Verlust der Zahnhartsubstanz infolge Reibung bzw. übermäßige Abnutzung, beginnend mit dem Schmelz über das Dentin bis in die Pulpa. Geschieht die Abrasion langsam genug, kann der Zahn durch Bildung von Tertiärdentin durch in der Pulpa befindliche Osteoblasten deren Eröffnung verhindern. Häufige Form der Zahnschädigung durch Spielen mit Steinen oder filzüberzogenen Bällen oder durch unphysiologischen Abrieb durch antagonistische Zähne.
Abscherfraktur
Meist in der Nähe des Kiefergelenkes vorkommende Knochenfraktur durch tangentiale Scherkräfte (Collumfraktur).
Abstrich, zytologischer
Entnahme von Untersuchungsmaterial z.B. mit einem Tupfer von der Schleimhaut oder Papierspitzen aus der Zahnfleischtasche. Nach einer geeigneten Färbung kann die mikroskopische Untersuchung erfolgen.
Abszess
Eiterbeule, durch Eiterbakterien verursachte eitrige Gewebeeinschmelzung. Im Gegensatz zur Phlegmone durch eine aus Granulationsgewebe bestehende Abszessmembran begrenzt. Die Therapie des Abszesses besteht in seiner chirurgischen Eröffnung („Spaltung“) und anschließenden antibiotischen Behandlung.
Abweichung
Unphysiologische Stellung eines Zahnes (dentoalveoläre Abweichung) oder Kiefers (skelettale Abweichng) im dreidimensionalen Raum (sagittal, transversal, vertikal), häufig auch Kombinationen.
Acrylate
Acrylharze, Polymere der Acrylsäure. Gut form- und bearbeitbare, licht- oder chemisch härtende Kunststoffe, in den meisten Fällen Polymethylmethacrylate oder Diacrylate; Verwendung als Basismaterialien für KFO-Apparate, Zahnfüllungen und Restorationen.
Adenokarzinom, Speicheldrüse
Maligner Tumor der Speicheldrüse, zumeist Gl. parotis oder mandibularis. Tritt anfangs in der geschlossenen Drüsenkapsel auf und ist in diesem Stadium kurativ resezierbar, nach Infiltration in das umgebende Gewebe ist die vollständige Resektion selten möglich. Metastasierung in regionale Lymphknoten, Fernmetastasen vor allem in der Lunge.
Adenom, Speicheldrüse
Vom Drüsenepithel ausgehende benigne Geschwulst, Prognose gut. Beim Haustier relativ selten.
Adhäsivtechnik
Klebetechnik, früher Säure-Ätz-Technik. Nach Anätzen durch Phosphorsäure tritt durch Herauslösen des Hydroxylapatits an den Schmelzprismen eine erhebliche Oberflächenvergrößerung ein. Auf diese Oberfläche wird ein Primer-Kunststoff zur mikromechanischen Verankerung aufgetragen. An ihn kann dann ein weiter Kunststoff z.B. als Füllung anpolymerisiert werden. Es gibt über 40 verschiedene chemisch- und lichthärtende, Ein- oder Mehrkomponenten-Systeme für Zahnschmelz. Seit einiger Zeit gibt es Adhäsivsysteme auch für Dentin.
Aktivator
Funktions-kieferorthopädisches Behandlungsgerät zwischen Ober- und Unterkiefer, der die Muskelkräfte der Kau- und Gesichtsmuskulatur zur Kieferumformung und Bissverlagerung benutzt. Neuerdings wurden Aktivatoren unter Verwendung von Magneten beschrieben.
Aktive Platte
KFO-Behandlungsgerät („Spange“) zur dreidimensionalen Bewegung vor Zähnen und Zahngruppen, häufig unter Verwendung einer Dehnschraube oder verschiedener Drahtelemente, Loops und Federn.
Akut
Plötzlich auftretend im Gegensatz zu chronisch. Heftig verlaufende Erkrankung.
Allgemeinanästhesie
Vollnarkose – Verfahren der Schmerzausschaltung, bei der der Patient das Bewusstsein verliert. Injektionsnarkose stellen weniger Aufwand dar. Inhalationsnarkosen sind im Vergleich dazu besser steuerbar und daher mit einem geringeren Narkoserisiko verbunden.
Alveole
Zahnfach, Aussparung für eine Zahnwurzel im Kieferknochen, knöcherner Teil des Zahnhalteapparates. Bei einwurzeligen Zähnen ist eine, bei mehrwurzeligen für jede Wurzel eine eigene Alveole vorhanden.
Alveolitis
Entzündung der Alveole.
Amalgam
Metalllegierung aus Quecksilber und Feilungspulver, i.d.R. Silber und Zinn. Plastisches, nach 1-2 Stunden aushärtendes, silberfarbenes Füllungsmaterial mit hoher Druckfestigkeit, das beim Hund zum Füllen von Eck- und Seitenzähnen verwendet werden kann.
Amalgamunverträglichkeit
Beim Menschen diskutierte negative Auswirkung der Verwendung von Amalgam als Füllwerkstoff. Da Hunde nur einzelne gefüllte Zähne aufweisen und damit leider keine 80 Jahre alt werden, in der Tiermedizin ohne praktische Bedeutung.
Ameloblastom
Früher als akanthomatöse Epulis bezeichneter, gutartiger aber infiltrativ wachsender Zahnfleischtumor vor allem des Hundes, extrem selten bei der Katze oder anderen Haustieren. Kurative Therapie in der Regel durch konsequente Resektion erreichbar. Problematisch durch Auflösung angrenzender Knochenstrukturen und der im Regelfall relativ späten Erstvorstellung.
Amelogenesis imperfecta
Seltene, erbliche, unvollständige Ausbildung des Zahnschmelzes. Fehlen auch Dentianteile spricht man von Odontogenesis imperfecta.
Analgesie
Schmerzausschaltung durch systemisch verabreichte Medikamente, Rauschnarkose.
Analgetika
Schmerzmittel, entweder peripher oder zentral im Gehirn wirkend. WHO-Einteilung in 3 Stufen: Nichtopioidanalgetika (z.B. Acetylsalicylsäue, ASS; Paracetamol), schwache Opioide (Tramadol) und starke Opioide (Morphine).
Anamnese
Vorgeschichte zu einer Erkrankung, meist nach Angaben des Patientenbesitzers oder –betreuers.
Anaphylaktischer Schock
Ablauf einer Antigen-Antikörper-Reaktion unter Freisetzung von Schocksubstanzen, die zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen können.
Anaphylaxie
Sehr heftige, allergische Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers.
Anästhesie
Schmerzausschaltung, unterschieden wird zwischen örtlicher und Allgemeinnarkose.
Angle
Begründer der wissenschaftlichen Kieferoerthopädie, gestorben 1930. Angle-Klassifikation:
Klasse I: physiologische Lagebeziehung von Ober- und Unterkiefer, bei der bei Hund und Katze die Seitenverzahnung im Reißverschlussmuster erfolgt.
Klasse II: der Unterkiefer ist im Verhältnis zum Oberkiefer rückgestellt (Distalbiss, Unterkieferrückbiss, underjet).
Klasse III: die Schneidezähne des Unterkiefers stehen vor denen des Oberkierfers (Mesialbiss, Unterkiefervorbiss, overjet).
Anisognath
Normale Gebissform von Hund, Katze und Mensch, bei der der Unterkiefer enger ist als der Oberkiefer.
Ankylose
Gelenkversteifung, teilweise oder vollständige Verwachsung des Gelenkes mit der Umgebung. Unter einem ankylotischen Zahn versteht man eine bündige Verwachsung von Teilen der Wurzel mit der Alveole. Demgegenüber ist der gesunde Zahn elastisch durch Parodontalfasern wie in einer Hängematte aufgehängt.
Anodontie
Angeborene oder durch Zahnverlust erworbene Zahnlosigkeit
Anomalie
Missbildung, Abweichung vom Normalen
Antagonist
Gegenzahn, Zahn, auf welchen ein Zahn beim Schluss eines gesunden Kiefers beißt. Die Fangzähne sind die vier Eckzähne, während die Reißzähne im Oberkiefer von den vierten Prämolaren, im Unterkiefer aber von den ersten Molaren dargestellt werden.
Apex
Wurzelspitze, die am weitesten von der Zahnkrone entfernte Stelle des Zahnes. Bei Hund und Katze trägt der gesunde Zahn statt einer Öffnung ein apikales Delta feinster Kanälchen an der Wurzelspitze.
Apikale Parodontitis
Wurzelspitzenentzündung, apikales Granulom.
Aplasie
Nichtanlage eines Organs, Fehlen eines einzelnen Zahnes.
A-Punkt
Alveolarpunkt der ersten Incisiven des Oberkiefers. Wichtiger Messpunkt in der KFO, vorderes Ende der apikalen Basis des Oberkiefers.
Arch length discrepancy
Unterschied in der Länge von Zahnbogen und Kieferbasis, gibt Auskunft über einen zu erwartenden Platzmangel, aufgrund dessen sich die Zähne verschieben (Kulissenstand) oder drehen müssen (mit der häufigen Folge enudierter Wurzeln). Am auffallendsten ist ein möglicher Platzmangel bei Hunden oder Katzen mit sehr kurzem Oberkiefer (Franz. Bulldogge, Perserkatze).
Arthritis
Gelenkentzündung, in der Zahnheilkunde besonders wichtig ist das Kiefergelenk.
Arthrose
Chronisch-degenerative, in der Regel fortschreitende, unheilbare Gelenkveränderung, beim Kiefergelenk mit der Folge eingeschränkter Beweglichen, wechselndem Knacken und zum Teil erheblicher Schmerzen. Neben akuten Entzündungen nicht selten Folge einer Kiefer- oder Zahnfehlstellung.
Asymmetrie, Gesichtsschädel
In der Zahnheilkunde vor allem in Folge von Missbildungen, entzündlichen Veränderungen oder Tumoren. Bei korrekter, tischparalleler Lagerung sollen Asymmetrien im Gesichtsschädel gering sein. Lokale Strukturveränderungen verlangen eine ätiologische Klärung.
Atrophie, funktionelle
Rückbildung des Alveolarknochens nach Zahnverlust
Attachment
In der Parodontologie die bindegewebige Verbindung zwischen dem Zahn und dem umgebenden knöchernen Zahnfach unter Beteiligung der Wurzelhaut. Bei Attachmentverlust liegt das Zahnfleisch dem Zahnhals nicht mehr ordnungsgemäß an, es kommt zur Ausbildung von Zahnfleischtaschen.
Aufbaufüllung
Restauration einer Zahnform nach Verlust größerer Anteile.
Aufbissaufnahme
Intraorale Röntgenaufnahme, bei der die Strahlenrichtung in Zahnachsenrichtung verläuft.
Aufbissschiene
In der KFO beim Hund individuell angefertigte Schiene in der Regel mit eingearbeiteter schiefer Ebene, die für die Bewegung des aufbeißenden Zahnes eine kieferorthopädische Stellkraft erzeugen soll. Die Zahnbewegung erfolgt durch die von der Aufbissschiene modifizierte Kraft der Kausmuskulatur.
Aufklappung
Ablösung eines Muku-Periostlappens von seiner knöchernen Unterlage als vorbereitende Maßnahme im Rahmen einer Osteotomie, z.B. zur Extraktion eines Eckzahnes. Nach Ausfräsen der labialen Alveolenwand und Extraktion des Zahnes wird der Periostlappen zum Wundverschluss wieder vernäht.
Augmentation
Augmentationsplastik; Knochenaufbau. Plastisch-operative Vergrößerung des Kieferknochens, z.B. durch körpereigene Knochenspäne oder Knochenersatzmaterial oder unter Anwendung formativer Reize im Sinne eines Distraktionsverfahrens.
Ausstattung, tierzahnärztliche
Tierzahnheilkundliches Arbeiten setzt eine angemessene Ausstattung mit speziellen Geräten voraus, allen voran eine tierzahnärztliche Behandlungseinheit. Darüber hinaus ist eine Röntgeneinrichtung, Untersuchungs-, Extraktions-, parodontales , endodontisches, Füllungs- und Überkronungsinstrumentarium notwendig. Es muss eine angemessene Ausstattung für das Weichgewebsmanagement vorhanden sein. Heimtiere benötigen ein spezielles Instrumentarium. Außerdem müssen die typischen Arzneimittel sowie Füllungsmaterialen und KFO-Materialien zur Verfügung stehen.
Autotransplantation
Versetzen eines körpereigenen Zahnes an eine andere Stelle im Kiefer. Da nach der Autotransplantation die Pulpa nicht revaskularisiert wird, muss sie eine Wurzelkanalbehandlung erfolgen. Außerhalb der Maulhöhle durchgeführt, kann sie ohne Schmelzzerstörung retrograd erfolgen.
Avulsion
Die vollständige Herauslösung des Zahnes aus seinem Zahnfach. Dies führt zur vollständigen Durchtrennung der Fasern des Zahnhalteapparates und den Abriss des Zahnnerven und Pulpastranges am Apex. Die Replantation ist nach Wurzelkanalbehandlung möglich. Der Replantationserfolg hängt vom Zustand der Wurzel ab.
B
Basion
Messpunkt zur Schädelvermessung, tiefster Punkt des Hinterhauptbeins am vorderen Rand des Foramen magnum, durch das das Rückenmark den Kopf verlässt
Befestigungszement
Werkstoff zur Befestigung von Inlays als Zahnfüllungen oder Apparaten (z.B. Spangen) in der Kieferorthopädie. Unterschieden werden Phosphatzement oder inzwischen besser haltende Hybrid- und Komposite-Zemente.
Befunddokumentation
Über den Gebissstatus sollte eine gute Dokumentation angefertigt werden. So sind Tierarzt und Besitzer in der Lage, das Gebiss des Tieres und ggfs. seine fortschreitende Erkrankung unter Kontrolle zu halten. Hierzu gibt es spezielle tierzahnärztliche Befundbögen.
Behandlung von Milchzähnen
Schwerpunkt der Behandlung der bei Tier nur wenige Wochen benutzten Milchzähne muss der Schutz der darunter heranwachsenden bleibenden Zähne sein. Alle Verletzungen, die zur Eröffnung der Pulpa führen, sind deshalb tierzahnmedizinische Notfälle und müssen sofort versorgt werden.
Behandlungszeitraum in der KFO
Kieferorthopädische Behandlungen dauern bei Hund und Katze 7 Tage bis 7 Monate. Dento-alveoläre Fehlstellungen sind schneller zu beheben als skelettale. Bei skelettalen Veränderungen (z.B. Vorbiss) sollte die Behandlung so früh als möglich (am Ende 3. Lebensmonat) beginnen, bei dento-alveolären Fehlstellungen ist der Beginn nach dem Zahnwechsel optimal.
Belag
Bei Zahnbelägen wird zwischen weichen Belägen (Plaque), die vor allem aus Futtermittelrückständen bestehen, und harten Belägen (Zahnstein) unterschieden. Weiche Beläge können durch Pflegemaßnahmen wie Zähneputzen entfernt werden. Zahnstein muss instrumentell entfernt werden. In Belägen herrschen ideale Bedingungen für die Vermehrung von Bakterien. Die entzündlichen Zahnfleischerkrankungen führen mittelfristig zu Parodontose und Zahnverlust. 90% aller Zähne von Hunden gehen infolge der Parodontose verloren.
Bifurkation
Aufteilungsstelle der Zahnwurzel bei zweiwurzeligen Zähnen, Übergang von einer Wurzel zur anderen. Die Bifurkation wird bei fortgeschrittenen Zahnfleischerkrankungen häufig freigelegt, weshalb viele Entzündungen dort beginnen.
Bindegewebstransplantat
Bindehautlappen aus der Mundschleimhaut des Patienten, der zur Wiederherstellung des Zahnfleisches bei Parodontose verwendet werden kann.
Biologische Breite
Schlüsselfaktor für die Erhaltung der Zahnfleischgesundheit. Setzt sich aus dem Epithelansatz und dem Bindegewebsattachment zusammen und repräsentiert die Zahnfleischdicke, die am Zahnhals entlang auf dem Alveolarknochen liegt.
Biss
Berührung der Zähne beim Fangschluss. Der normale (eugnathe, orthognathe) Biss stellt den Idealfall dar ("Normalbiss"). Dabei ergeben die Seitenzähne eine Reißverschlussverzahnung, die Unterkiefereckzähne liegen in der Mitte des Zwischenraums zwischen dem äußeren Oberkieferschneidezahn und dem Eckzahn. Beim Rückbiss (Klasse II-Malocclusion; engl.: underjet) steht der Oberkiefer über den Unterkiefer hervor. Häufig beißen die Unterkiefereckzähne in den Gaumen ein. Beim Vorbiss liegen die Schneidezähne des Unterkiefers deutlich vor denen des Oberkiefers. Bei manchen Hunderassen (Boxer, Bulldogge) ist ein Vorbiss (Klasse III-Malocclusion; engl.: overjet) Rassestandard.
Bissnahme
Herstellung eines Abdruckes beider Kiefer zum Zweck der Darstellung der Bissverhältnisse in einem Gipsmodell. Die Modelle der Kiefer werden anschließend so in eine Halterung (Artikulator) montiert, wie es ihrer Lage im Kopf des Patienten entspricht. An diesem Bissmodell kann die Behandlung geplant werden. Es können mit seiner Hilfe Geräte hergestellt werden.
Bleichen
Aufhellung von Zähnen, Aufhellung der Zahnfarbe. Verwendet werden Peroxide oder sehr helles Licht oder Laserstrahlen. Peroxide können die Festigkeit des Zahnschmelzes herabsetzen.
Blutung (Alveole, Maulhöhle, Pulpa)
Jede Blutung aus einem Zahn signalisiert die Eröffnung der Pulpa und stellt einen Notfall dar. Nur durch den schnellen Verschluss kann die Pulpa gerettet werden. Blutungen aus der Alveole signalisieren stets eine Fraktur. Wird die Fraktur nicht versorgt, kann der Zahn verloren gehen. Blutungen aus der Maulhöhle sind Hinweise auf Verletzungen, starke Entzündungen oder Tumoren. Jeder Blutung sollte gewissenhaft nachgegangen werden.
Bohren
Abtragung von Zahnhartmaterial durch entsprechende Zahnbohrer unter sorgfältiger Wasserkühlung. Bohren entfernt entzündete Zahnhartsubstanz und bereitet das Lager für die Zahnfüllung vor. Für das Bohren stehen unterschiedlichste Präparationsinstrumente u.a. aus Spezialstählen und Diamanten in einem tierzahnärztlichen Arbeitsplatz zur Verfügung.
Bone morphogenetic protein
Knochenbildungsanregende Eiweißverbindungen.
B-Punkt
Vorderster Knochenpunkt am Unterkiefer, in der Regel der dorsale Rand der Alveole der mittleren Schneidezähne.
Brachygenie, Brachgnathia inferior
Rückbiss, Klasse II-Malocclusion
Brachyodont
Brachyodont sind Zähne mit kurzer Krone und langer Wurzel, klassisch ausgebildet beim Frettchen.
Bracket
In Anätztechnik oder auf einem Metallband fixiertes Befestigungselement für kieferorthopädische Apparaturen, meistens in Metall. Befestigung i.d.R. auf der Außenfläche der Zähne. Aufgrund der Scherenverzahnung ist beim Hund eine linguale Befestigung im Unterkiefer vorteilhaft.
Brückenbildung
Durch Fehlstellung der Unterkieferbackenzähne mit Neigung zur Zunge hin kann es bei Nagern und Kaninchen bei mangelhaftem Abrieb zur Ausbildung einer Zahnbrücke über der Zunge kommen. In hochgradigen Fällen können sich die Zähne über der Zunge sogar berühren. Folge: schwere Beeinträchtigung der Nahrungsaufnahme.
Bruxismus
anhaltendes Zähneknirschen, z.B. im Schlaf
Buccitis
Entzündung der Wangenschleimhaut und z.T. auch tieferer Wangenschichten
C
Calciumhydroxid
Stark alkalisches Medikament, das im Kontakt mit lebendem Gewebe oberflächliche Schädigungen bewirkt und Bakterien abtötet. Die geschädigten Gewebeanteile werden mineralisiert, es bildet sich neue Zahnhartsubstanz. In der Tierzahnheilkunde erfolgt deshalb der Einsatz als Überkappung bei der Füllung vitalamputierter oder im Rahmen der Wurzelkanalbehandlung infizierter Zähne.
Calicivirus-Infektion
Erkrankung aus dem Katzenschnupfenkomplex. Durch Virusvermehrung in Zungen- und Mundschleimhaut kann es zu z.T. ausgedehnten Schleimhauterosionen kommen. Die Beteiligung an der chronischen felinen Gingivo-Stomatitis wird diskutiert.
Caninus
Eckzahn
Caninusfehlstellung
Fehlstellung des Eckzahnes. Zu unterscheiden ist zwischen einer primären und sekundären sowie einer dento-alveolären oder skelettalen Fehlstellung. Die Fehlstellung kann durch kieferorthopädische Maßnahmen behandelt werden.
Cerclage
Drahtschlinge z.B. um die Körper der Unterkieferknochen zur Versorgung einer Symphysenfraktur.
Chinchilla
Nager mit hypsodonten Zähnen.
Chlorhexidin
Wirkstoff zur Herstellung von Mundhygienepräparaten mit langer Verweildauer an Gingiva und Mukosa.
Compliance
Einverständnis des Tierhalters mit den Untersuchungs- und Behandlungsmaßnahmen des Tierarztes. Eine gute Besitzer-Compliance ist Voraussetzung für erfolgreiche tierärztliche Arbeit.
Condylus
Beweglicher, walzenförmiger Mandibulaanteil des Kiefergelenkes an der Spitze des Gelenkfortsatzes Bei Unfällen ist der Ansatz zum Unterkiefer (Collum) einer der bruchgefährdetsten Teile.
Craniomandibuläre Osteopathie
Im ersten Lebensjahr gelegentlich vor allem bei den Rassen West Highland White Terrier, Cairn Terrier und Scottish Terrier auftretende Auftreibung des Mandibulaknochens. Eine genetische Ursache scheint gesichert. Es können weitere Schädelknochen, Radius und Mandibula mit betroffen sein. Aufgrund der Zubildungen kann die Kiefergelenksfunktion eingeschränkt sein. Nach Abschluss des Wachstums kommt es häufig zur Spontanremission. Therapie: Kortison, Analgetika, ggfs. parenterale oder Sondenernährung.
D
Deckbiss
Vorbiss des Oberkiefers (Klasse II), obere Schneidezähne überdecken die unteren, häufig mit Berührung der unteren Schneidezähne am Gaumen.
Deep Scaling
Subgingivale Konkremententfernung auf der Wurzeloberfläche in der Tiefe einer Zahnfleischtasche.
Dehnplatte
KFO-Apparat zur Verbreiterung oder Verlängerung des Kiefers bei Zahnengstand.
Dehnschraube
Verstellbare Schraube als Kraftquelle in einer Dehnplatte.
Dentes decidui
Milchzähne
Dentes permanentes
Bleibende Zähne
Dentin
Zahnbein, Knochen als Hauptmasse des Zahnes, umschließt die Pulpa, wird koronal von Schmelz, im Wurzelbereich von Zement überzogen.
Dentinfraktur
Verletzung des Dentins, Dentinwunde, geht fast immer auch mit einer Reizung oder Entzündung der Pulpa einher. Versorgung durch Lacke aus Natur- oder Kunstharzen (Liner).
Dentinhaftung
Weiterentwicklung der Schmelz-Anätztechnik unter Einbeziehung des Dentins.
Dentition
Zahnung, Zahndurchbruch - 1. Dentition: Milchgebiss, 2. Dentition: Wechselgebiss, bleibendes Gebiss.
Desmodont
Summe der Sharpeyschen Fasern, die im wesentlichen das Desmodont, die Wurzelhaut, bilden.
Diabetes mellitus
Zuckerkrankheit. Führt an der gingiva zur verstärkten Ablagerung von Glykosylierungsprodukten und damit zu einer Erhöhung entzündungsfördernder Zytokine.
Distalbiss
Rückbiss, Fehlstellung des Gebisses, bei welcher der Unterkiefer weiter als normal zurückliegt.
Drahtcerclage
Zur Versorgung von Mandibulafrakturen verwandte Drahtschlinge.
Draht-Kunststoff-Schiene
Kombination von Drähten und Kunststoffmaterial zur Versorgung von Frakturen von Ober- und Unterkiefer.
Dysgnathie
Gebissfehlstellung, von der norm abweichende Gebisszustände: Vor-, Rückbiss,
Dysplasie, Zahn-
Fehlbildung eines Zahnes
E
Eckzahn
Augenzahn, Hundszahn, Caninus - im Milchgebiss wie im bleibenden Gebiss vertreten.
Einbiss
der Unterkiefercanini in den Gaumen - Traumatisierung des Gaumens durch fehlgestellte Eckzähne führt zu z.T. schweren Entzündungen von Weichteilen und Knochen. Im Gegenzug Intrusion der traumatisierenden Canini. Erfolgreiche Behandlung nur nach Korrektur des Fehlstandes.
Einlage, medikamentelle
Einsatz von Medikamenten in der i.d.R. entzündeten Pulpahöhle zur Keimeliminierung, Auflösung von Geweberesten und Förderung der apikalen Ausheilung.
Elongation
Herauswachsen eines Zahnes aus seinem Zahnfach, entweder Aufgrund des Fehlens des oder der Antagonisten oder durch Zubildung von Granulationsgewebe in der Alveole. Dies wird v.a. bei Eckzähnen älterer Katzen beobachtet.
Endodontie
Endodontologie, Wurzelkanalbehandlung. Teilgebiet der Zahnheilkunde, das sich mit Diagnose und Therapie von Pulpaerkrankungen und deren Folgen befasst.
Endokarditis
Entzündung der Herzinnenhaut, besonders der Herzklappen (Endokarditis valvularis), unbehandelt fast immer tödlich. Nach dem eindringen von Keimen in die Blutbahn entsteht eine Bakteriämie ("Blutvergiftung"), anschließend Anlagerung an die Herzauskleidung. 15-25% der Endokarditiden werden auf entzündliche Prozesse in der Maulhöhle zurückgeführt.
Enophthalmus, Exophthalmus
Zurückliegender, hervorstehender Augapfel. Veränderungen in der Lage eines Augapfels entstehen nicht selten als Folge von Entzündungen und raumfordernden Prozessen im Bereich der Oberkiefermolaren oder anderer schmerzhafter Zahnerkrankungen mit Retraktion des Bulbus oder einer Atrophie der Kaumuskulatur.
Engstand
Zahnengstand aufgrund von Platzmangel, Crowding. missverhältnis des knöchernen Zahnbogens und der Summe der Zahnbreiten. Zumeist besteht als folge eines zurückgebildeten Kiefers ein genetisch bedingtes Missverhältnis zwischen der Länge des Zahnbogens und der Summe der Zahnbreiten. Es kann sich sowohl ein Kulissenstand als auch die Torsion von Zähnen ergeben. Es ergeben sich Schmutznischen oder enudierte Zahnwurzeln.
Entzündung, lymphoplasma-zelluläre
Vor allem bei Malteser, Greyhound und Zwergschnauzer vorkommende Entzündung der Lefzenschleimhäute an den Stellen, wo sie den Zähnen aufliegen. Die dem Zahnhalsbereich aufliegende Lefzenschleimhaut zeigt hierbei infolge kontakt mit bakteriellem Plaque hochgradig entzündete, extrem schmerzhafte Läsionen bis hin zu tiefen Ulzera.
Envelope flap
Spezieller Mukoperiostlappen mit Ablösung der gingiva zur entfernung subgingivalen Zahnsteins im Rahmen einer offenen Kürettage. Nach Glättung der Wurzel, Entfernung von Granulationsgewebe und ausgiebiger Spülung wird der Lappen durch Knopfhefte readaptiert. Dabei kann der Zahnfleischrand am Zahnhals hochgezogen und damit die Parodontose teilweise reduziert werden.
Epiphora
Augenausfluss, vor allem bei Nagern initiales Zeichen für das vorliegen eines Zahnabszesses.
Epulis
Beschreibende Bezeichnung für Umfangsvermehrungen der Gingiva aus klinischer Sicht. Es werden die gutartige fibromatöse Epulis (peripheres odontogenes Fibrom) als eine der Gingiva aufsitzende Umfangsvermehrung mit keratinisiertem Epithel und die akanthomatöse Epulis (akanthomatöses Ameloblastom) unterschieden. Das Ameloblastom infiltriert und zerstört den Knochen, metastasiert aber nicht.
Eugnathie
Orthognathie, nach den anatomischen Regeln ausgebildetes, gesundes, natürliches Gebiss, regelrechter Zahnzusammenbiss mit Neutralbiss.
Extraktion
Zahnextraktion, chirurgische Entfernung eines Zahnes mit speziell dafür geformten Zahnzangen oder -hebeln aus seinem Zahnfach.
Extrusion
Überstehen eines Zahnes aus seinem Zahnfach durch Elongation, z.B. weil der Antagonist fehlt. In der Kieferorthopädie Verlängerung eines Zahnes durch eine KFO-Apparatur. Der Zahn wird dabei von der Extrusionskraft solange aus seinem Zahnfach herausgezogen, bis er das Therapieziel erreicht. Zu kurze Unterkiefereckzähne werden beispielsweise so lange aus der Alveole herausgezogen, bis sie die normale Länge erreichen und damit dem Oberkiefer anliegen.
Exzision
Herausschneiden von Gewebe. Probeexzision: Gewinnung einer Gewebeprobe zur anschließenden histologischen Untersuchung.
F
Fazialis
Nervus facials. Gesichtsnerv mit sensiblen und motorischen Anteilen. Die Schädigung führt zur Lähmung weiter Teile der Gesichtsmuskulatur.
Faucitis
Teilaspekt der felinen chronischen Gingivo-Stomatitis im Kieferwinkel.
Fehlstellung
von Zähnen, Zahnfehlstellung. Von der korrekten anatomischen Position abweichende Stellung eines oder mehrerer Zähne. Ursachen sind genetische Faktoren und Platzmangel, Fehlverhalten (Käfigbeißen etc.) oder Zahntraumata.
Feline chronische Gingivo-Stomatitis
sehr schmerzhafte, zumeist hochgradige Entzündung der Maulschleimhaut. Multifaktorielles Geschehen, überwiegend immunologisch kompliziert. Die Beteiligung verschiedener infektiöser Agenzien (Bakterien, Viren) wird diskutiert. Eine einheitliche Theorie fehlt.
Feline odontoklastische resorptive Läsion
FORL, sehr schmerzhafte Auflösungen der Zahnhartsubstanz vorwiegend bei Katzen, erfüllt entzündliche Kriterien mit Beteiligung irregulärer Prozesse des Immunsystems. Der Beginn liegt zumeist im Wurzelbereich und ist nur im Röntgenbild darstellbar. anschließend breitet sich die Erkrankung im gesamten Zahn aus. Eine Füllungsbehandlung des resorptiven Defekts kann daher lediglich eine Zwischenlösung darstellen. Die meisten von FORL betroffenen Zähne werden mittelfristig extrahiert.
FeLV-Infektion
Infektion mit dem Felinen Leukosevirus, Katzen-Leukämie.
Fibrom
Gutartige Bindegewebswucherung von vielfältiger Gestalt, in der Maulhöhle meistens gestielt, histologisch als Hyperplasie einzustufen.
Fibrosarkom
Maligner Bindegewebstumor, dritthäufigster maligner Mundhöhlentumor des Hundes. Metastasierung erst relativ spät. Bei radikalchirurgischer Ausschneidung ggfs. bei Entfernung größerer Knochenanteile gute Prognose.
Fissur
Spalte oder Riss im Zahnschmelz.
Fissurenversiegelung
Versiegelung von Zahnschmelzfissuren mit einem dünnfließenden Kunststoff.
Fistel
Ein mit Epithel ausgekleideter Kanal zur Ableitung meist eitriger Flüssigkeiten aus einem Entzündungsgebiet zur Körperoberfläche hin, bestehend aus Fistelöffnung, Fistelkanal und Fistelgrund. In der Zahnheilkunde findet sich am Fistelgrund meistens ein entzündlicher Zahnwurzelprozess.
Fixateur externe
Äußere Schienung von Frakturen.
FIV-Infektion
Infektion mit dem Felinen Immundefizienz-Virus, Katzen-AIDS, für den Menschen nicht ansteckend.
Fluor
Spurenelement, das an der Knochen- und Zahnschmelzbildung wesentlich beteiligt ist. Eine ausreichende Versorgung mit Fluor reduziert die Kariesanfälligkeit. Bei Haustieren spielt Karies keine Rolle, eine Fluoridierung des Futters oder Wassers ist daher nicht von Vorteil.
Foetor ex ore
Mundgeruch, meist als Folge bakterieller Zersetzungsprozesse in Zahnbelägen, infizierter Zahnwunden, entzündungen im Rachenraum oder Allgemeinerkrankungen (Bronchitis, Diabetes, Gastritis) oder nach Aufnahme stark riechenden Futters.
Fokus
Lokale Gewebsveränderung, meistens entzündlicher Herd, die im sinne einer Fernwirkung an anderen Körperstellen Erkrankungen hervorrufen kann, Schwächung der Leistungs- und Abwehrkraft des Körpes.
Foramen infraorbitale
Austrittsstelle des Gesichtsnerven aus dem Oberkieferknochen, Punkt zur örtlichen Betäubung des vorderen Kopfbereiches.
FORL
Feline odontoklastische resorptive Läsion.
Fraktur
Knochenbruch, z.B. an Ober- oder Unterkiefer oder an einem Zahn; insbesondere Kronenfraktur, d.h. Bruch eines Zahnes.
Fremdkörper
Von außen eingedrungene Holz-, Stein- oder Metallteile, nur z. T. röntgendicht, häufig Folge einer Stock- oder Pfählungsverletzung, die lange in den Weichteilen des Kopfes liegen bleiben und erhebliche Entzündungen auslösen können.
Frontzahnstufe
Schneidezahnstufe, Überbiss der Schneidezähne.
Füllung
Zahnfüllung, Restauration. Ersatz von Zahnhartsubstanz durch Einbringen körperfremder Materialien, um eine funktionell wie kosmetisch befriedigende Situation wiederherzustellen. Nach Entfernung des auslösenden Defekts wird die Kavität präpariert und das Füllmaterial eingebracht. In der Tierzahnheilkunde gebräuchliche Füllmaterialien sind Amalgam, Kunststoffe und Glasionomerzemente.
Funktionskieferorthopädie
Spezielles Behandlungsprinzip innerhalb der Kieferorthopädie, dabei werden natürliche Muskelkräfte zur Umformung falscher Bisslagen und Zahnfehlstellungen verwendet.
Furkation
Im gesunden Gebiss unter dem Zahnfleisch liegende und vom Knochen bedeckte Gabelung der Zahnwurzel bei mehrwurzeligen Zähnen.
Futtermittel, zahnpflegende
Futtermittel mit mit einem hohen Abrasionseffekt zum Abtragen von Zahnbelag.
G
Gangrän
Zerfall des Zahnnervs, Pulpennekrose. Durch Bakterieninfektion zerfällt die abgestorbene Zahnpulpa faulig unter Freisetzung von Ammoniak, Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff. Ausgangspunkt der Gangrän ist beim Hund in der Regel eine Zahnfraktur mit Eröffnung der Pulpa, seltener eine Karies (vor allem der Molaren). Bei Fortschreiten der Gangrän über die Wurzelspitze in Richtung Knochen abszediert der Kiefer (Parodontitis apicalis).
Gangränbehandlung
Die Wurzelkanalbehandlung bei einer infizierten Pulpa, der hochinfizierte Wurzelkanal wird gereinigt und desinfiziert. Bei Vorliegen eines Wurzelspitzen kann eine Trepanation bzw. Fensterung des Knochens in Höhe der Wurzelspitze notwendig werden. Nach Sanierung des Wurzelkanals kann eine antiseptische Wurzelfüllung vorgenommen und der Kanal verschlossen werden. Da die Erkrankung teilweise weit fortgeschritten zur Erstbehandlung kommt, sind Rezidive nicht ausgeschlossen. Die Behandlung kann dann wiederholt werden.
Gaumen
Innerhalb des Zahnbogens des Oberkiefers liegende schleimhautüberzogene Begrenzung der Maulhöhle, im vorderen Teil als harter Gaumen gleichzeitig knöcherner Nasenboden, als weicher Gaumen Begrenzung zum Rachen hin.
Gaumennahterweiterung
Kieferorthopädisches Verfahren zur Spreizung bei zu schmalem Oberkiefer, durchführbar zwischen dem 6. und 8. Lebensmonat.
Gaumenspalte
Angeborener, fehlender Zusammenschluss der beiden Gaumenhälften, kommt isoliert oder als Lippen-Kiefer-Gaumenspalte vor. Im Vordergrund stehen Schluckbeschwerden, die schon beim Saugwelpen zur Aspirationspneumonie führen können. Wegen des damit einhergehenden Wachstumsverzuges ist trotz schwieriger Narkose beim Welpen in den ersten Lebenswochen bereits die operative Versorgung anzustreben.
Gebissanalyse
Gebissbefund; ausführliche Untersuchung der Zähne und Kiefer und deren Funktionsweise am Patienten mit dem Ziel der Problemanalyse. Die Gebissanalyse ist der Grundlage einer guten Diagnose und Behandlungsplanung.
Gingiva
Zahnfleisch als Teil der Mundschleimhaut, bildet am Zahnhals den Abschluss des Zahnhalteapparates, indem es mit dem Zahnschmelz bzw. Wurzelzement durch den sogenannten Epithelansatz verbunden ist. Damit bewirkt es eine wirkungsvolle Abschottung des Körpers gegen Mikroorganismen. Bei Störungen des Attachment kommt es zur Bildung von Zahnfleischtaschen. Diese müssen behandelt werden, damit kein Zahnfleischschwund (Parodontose) auftritt. Durch Parodontose gehen über 90% aller Hundezähne verloren.
Gingivektomie
Zahnfleischentfernung, chirurgische Zahnfleischabtragung bei Zahnfleischerkrankungen zur Verkleinerung der Zahnfleischtasche am Zahnhals.
Gingivitis
Zahnfleischentzündung, oberflächliche Entzündung des Gingivalsaums mit einer Ablösung des Saumepithels von der Zahnoberfläche, häufig infektiös, meistens Folge eines Zahnsteinbelages. Anzeichen der Entzündung sind die Schmerzhaftigkeit bei Berührung und Blutungen. Später entseht übler Mundgeruch.
Gingivoplastik
Zahnfleischplastik, chirurgisch-modellierende Formung des Zahnfleisches zur Wiederherstellung seiner natürlichen Form. Dabei soll der freigelegte Zahnhals möglichst wieder weitgehend bedeckt werden.
Gipsabformung
Gipsabdruck, heute weitgehend durch Abdruckmassen aus elastischen Kunststoffen, z.B. Silikon oder Alginate, ersetzt.
Glandula mandibularis
Speicheldrüse an der Innenseite des Unterkiefers, die häufigste Ursache von Speichelzysten.
Glasionomerzement
Glaspolyalkenoatzement aus einer Flüssigkeits- und einer Pulverkomponente, die nach Vermischen aushärten und durch Ionenaustausch mit der Zahnhartsubstanz eine chemischen Bindung mit dem Dentin des Zahnes eingehen. Die mechanische Stabilität der Glasionomerzemente ist jedoch gering, die Haftkräfte liegen unter denen der Adhäsivtechniken. Metallverstärkte Glasionomerzemente (Ketac Silver) gleichen diesen Nachteil teilweise aus.
Granulom
Eitersäckchen, beherdeter Zahn; abgegrenzte Ansammlung von i.d.R. entzündetem Granulationsgewebe als Reaktion auf entzündungsauslösende Stoffe, zumeist Bakterien, im Bereich der Zahnwurzel.
Graulom, lineares
Teil des eosinophilen Granulomkomplexes, bei der Katze zumeist als strichförmige, teilweise stark juckende Hautveränderung vorzugsweise am Hals oder Hinterschenkel oder am Zahnfleisch, hier besonders auf der Zunge und am Gaumen. Allergische Reaktion, autoimmune Komponente, Beteiligung viraler, bakterieller oder mykotischer Infektionen und Traumata, genetische Beteiligung wird diskutiert..
H
Haare, eingespießte
Haare können in den Parodontalspalt oder die Zunge eingespießt werden. Hier können sie zu z.T. erheblichen Entzündungen führen. Sie können den parodontalen Abbau beschleunigen.
Haftvermittler
coupling agent oder primer, dünnflüssiger Kunststoff zwischen dem demineralisierten Dentin und dem Sealer, dem ungefüllten Kunststoff, auf dem die Füllung aufgebaut wird.
Halbwinkeltechnik
Halbwinkelprojektion, Winkelhalbierungstechnik; in der tierzahnärztlichen Röntgenuntersuchung angewandte spezielle Technik zur Herstellung von Einzelzahnbilder, weil der Röntgenfilm in der Regel nicht parallel zur Zahnachse angeordnet werden kann. Der Zahn wird isometrisch abgebildet, wenn der Zentralstrahl durch den Wurzelbereich des Zahnes senkrecht zu einer winkelhalbierenden fällt, die den Winkel zwischen Zahnachse und Filmebene teilt. Die Technik ist relativ schwierig, bei zu steiler Projektion wird der Zahn zu lang, bei zu flacher zu kurz abgebildet.
Halitosis
Mundgeruch jeder Ursache.
Haltbarkeit v. Füllungen
Langlebigkeit von Füllmaterialien bei optimaler Technik. In der Humanmedizin werden für Amalgam 3-7%, für Glasionomerzement 7-14%, für Komposites 2-9% und für Inlays 2-7% jährliche Verlustquoten angegeben. Da Haustiere keinerlei Rücksicht auf ihre Zähne nehmen, dürfte die Quote erheblich höher liegen. Auch dort erweist sich Amalgam als das haltbarste Füllmaterial, das zudem die erheblich höheren Drucke (Knochenkauen!!) besser toleriert.
Hämangiom
"Blutschwamm", gutartige Blutgefäß-Geschwulst, in der Maulhöhle bevorzugt im Bereich der Lippen- und Wangeninnenseiten.
Hamartom
Gutartige, geschwulstähnliche Neubildung ohne Wachstumstendenz, die schon während der Embryonalentwicklung aus atypisch differenziertem Keimgewebe entsteht. Ein Odontom (atypisch geformte zusätzliche Zahnanlagen) ist eine Form des Hamartoms.
Hämatogen
Über die Blutbahn ausgebreitet, z.B. beim Weitertragen von Infektionen aus der Mundhöhle in die Herzinnenauskleidung (--> Endokarditis).
Hämatom
Bluterguss, Blutfleck.
Hämostyptika
Blutstillende Arzneimittel, z.B. als Tamponade bei blutenden Zahnextraktionswunden eingesetzt.
Helicobacter pylori
Magenbakterium, gilt gegenwärtig als wichtigste Ursache der Magenschleimhautentzündung und des Magengeschwürs und wird als Mitursache bei der Entwicklung von Magenkrebs angesehen. 30 - 50% der Menschen gelten als infiziert. Bei Hund und Katze ist die Bedeutung noch nicht abschließend geklärt, aufgrund des deutlich niedrigeren pH (stärkere Ansäuerung des Magens) dürfte die Bedeutung aber kleiner sein.
Hemimandibulektomie
Entfernung großer Teile des Unterkiefers bis zu 50%, in der Regel Entfernung einer Kieferhälfte. Bei entsprechender Operationstechnik wird die Gewebeentfernung sehr gut toleriert.
Hemimaxillektomie
Entfernung großer Teile des Oberkiefers bis zu 50%, in der Regel Entfernung der Kauleiste einer Kieferhälfte. Bei entsprechender Operationstechnik wird die Gewebeentfernung sehr gut toleriert, solange die Integrität der Nase erhalten bleibt oder wiederhergestellt wird.
Hemisektion
Chirurgische Entfernung einer nicht erhaltungswürdigen Zahnwurzel bei mehrwurzeligen Backenzähnen, um den Verlust des gesamten Zahnes zu vermeiden. Die stehen bleibende Wurzel wird an der Teilkrone verschlossen. Anerkannte Erhaltungstherapie mit guten Langzeiterfolgen.
Herderkrankung
Krankheitsbild, das eine krankhafte Veränderung in anderen Bereichen auslöst, z.B. ein vereiterter Zahn, der infolge einer Bakteriämie zur Infektion anderer Organe wie Niere oder Herz führt.
Histologie
Lehre von den Geweben, untersucht den mikroskopischen und elektronenmikroskopischen Feinaufbau und spezielle Funktionen des Gewebes, meistens unter Verwendung spezieller Färbetechniken. So sollte auch jeder operativ entfernte Gewebeteil histologisch untersucht werden, um den Grund der Erkrankung erkennen zu können. Von besonderer Bedeutung ist die histologische Untersuchung von Tumoren.
Hohlkehlpräparation
Präparation des Kronenstumpfes zum Aufbringen einer Vollguss- oder Verblendkrone.
Hygiene
in der Zahnstation, Summe aller Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Tier und zur Sicherung des medizinischen Erfolges bei Zahnbehandlungen, z.B. Schutzkleidung, Handschuhe und Mundschutz, Schutzbrille oder Visier, Absaugung des Nebels, Händedesinfektion und Pflege; Desinfektion des Behandlungsplatzes, sterilisiertes Instrumentarium, Dekontamination und Schleimhautantiseptik etc. Hierzu gehört auch die Trennung keimbelasteter und weniger keimbelasteter Eingriffe.
Hyperdontie
Zahnüberzahl, vor allem in Schneidezahnbereich und bei P1 und P3, meistens als Doppelanlage von Zähnen.
Hyperplasie
Vergrößerung eines Gewebes oder Organs durch Zunahme der Zellzahl.
Hyperzementosis
Bei durch FORL veränderten Zähnen kann der röntgenologische Nachweis von dickeren Zementschichten variabler Mineralisierung im zervikalen Wurzelbereich als Versuch eines Heilungsprozesses aufgefasst werden.
Hypodontie
Zahnunterzahl, Fehlen von 1-5 Zähnen; bei Fehlen von 6 Zähnen und mehr spricht man von Oligodontie.
Hypoplasie
Unterentwicklung, unvollkommene Anlage oder Entwicklung eines Organs. Im Zahnbereich gibt es die Unterentwicklung ganzer Zähne oder Zahnteile (Schmelzhypoplasie führt zu fleckig aussehenden Zähnen) oder auch der Knochen (z.B. bei Gaumenspalten).
I
Imaging
Oberbegriff für alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der Erstellung von Bildern, so z.B. Röntgen, Ultraschall, Endoskopie, CT, MRI. In der Medizin vor allem gebräuchlich für die Bearbeitung (digital) gespeicherter Bilder.
Immuntherapie, orale Tumoren
Behandlung oraler Tumoren durch Immunmodulatoren, v.a. Immunstimulantien wie Interferon, aber auch durch Immunsuppressiva wie Steroide oder IL2-Antagonisten wie Ciclosporin.
Impaktion
Impaktierung, anatomisch-mechanisch Behinderung eines durchbruchswilligen Zahnes, z.B. aus Platzmangel oder aufgrund falscher Lage.
Implantat
Künstliche Zahnwurzel, in der Regel aus Metall (v.a. Titan), welche in den Knochen des Ober- oder Unterkiefers eingebracht wird. Mit diesem Anker kann herausnehmbarer (abschraubbarer) oder festsitzender Zahnersatz verankert werden.
Individueller Abdrucklöffel
Auf die individuelle Kiefersituation angepasster Träger ("Löffel"), der zur Aufnahme der Abdruckmasse dient, mit der ein Kieferabdruck gemacht wird. Die aus der Humanmedizin stammenden serienmäßigen Konfektionslöffel lassen eine gute Abdrucknahme meistens nur im vorderen Bereich zu, sodass individuell erheblich längere Löffel benötigt werden können.
Infiltrationsanästhesie
Schmerzausschaltung durch Injektion eines Lokalanästhetikums an die Stelle des späteren schmerzhaften Eingriffes oder in die Umgebung von dessen sensibler Innervation. So kann ein zu exzidierender Lefzenbezirk sowohl örtlich als durch Lokalanästhesie des ihn versorgenden N. facialis betäubt werden.
Infraorbitalabszess
Abszess beim Hund unterhalb des Auges, meistens ausgelöst durch eine Entzündung der Zahnwurzeln am P4 oder M1 des Oberkiefers.
Inhalationsnarkose
Allgemeinanästhesie unter Verwendung von Narkosegasen, z.B. Isofluran, die dem Patienten mit Hilfe eines Trägergases (meist Sauerstoff) durch einen Tracheotubus oder eine Narkosemaske zugeführt werden. Sicherste und am bestens steuerbare form der Allgemeinanästhesie, die sich auch zur Betäubung schwacher, kranker oder alter Patienten eignet.
Interferon
Zytokin, das antivirale, antiproliferative und immunmodulatorische Eigenschaften entwickelt. Interferon kann im Rahmen der Parodontitis-Behandlung bei der Katze eingesetzt werden, um die Abwehrreaktionen des Patienten zu regulieren.
Intrusion
Eindrücken eines Zahnes in sein knöchernes Zahnfach. Hierfür kommen anatomisch bedingte Wachstumsstörungen hochwachsender Zähne (z.B. ständiges Einbeißen eines fehlgestellten Unterkiefereckzahnes in den Gaumen) oder traumatische Zahnverletzungen in Frage, z.B. kann bei einem Autounfall ein Zahn in sein Knochfach zurückgedrückt werden, z.T. bis zur Unsichtbarkeit der Zahnkrone. Ein sehr langer Zahn kann auch durch kieferorthopädische Maßnahmen intrudiert werden.
J
Jacketkrone
Mantelkrone, vollständig aus keramischen Massen und beim Menschen vorwiegend im Frontzahngebiet eingesetzt. Sie konnte sich wegen der aufwändigen Herstellung, der hohen Kosten und der im Vergleich zu Stahlkronen deutlich reduzierten Stabilität in der Tiermedizin bislang nicht durchsetzen.
K
Käfigbeißer
Vor allem beim Hund vorkommende Verhaltensstörung, bei der die Oberkiefereckzähne in das Gitter des Käfigs eingehängt werden. Es kommt zu einer charakteristischen Abnutzung der distalen Schmelzanteile. Eine erfolgreiche Therapie ist nur möglich, wenn neben der Restauration des Zahnes auch die Unart des Käfigbeißens abgestellt wird.
Karies
Zahnkaries, Zahnfäule, "Loch im Zahn"; Zerstörung der Zahnhartsubstanz (Schmelz und Dentin), im Spätstadium Angriff auf die Pulpa. Zahnkaries ist bakteriell bedingt und eine der häufigsten "Infektionskrankheiten" des Menschen. Bei der Katze extrem, beim Hund ziemlich selten. Dort wird vor allem die Schmelzschicht in der Schmelzfalte dünn ist. Karies wird durch eine gute Gebisshygiene verhindert. Durch Entfernung (Ausbohren) veränderter Zahnhartsubstanz und Füllung kann Karies auch beim Hund saniert werden, wenn (wie häufig) die Vorstellung nicht zu spät erfolgt und schon die Pulpa angegriffen ist. Gelegentlich wird der Hund erst vorgestellt, wenn die weit fortgeschrittene Karies den dreiwurzeligen Zahn in drei völlig getrennte, weitgehend zerstörte Einzelwurzeln zerlegt hat, weil der Hund seine Schmerzen dem Besitzer nicht signalisiert und dieser Zahnbereich nur mühsam einzusehen ist.
Kaukraft
Kaudruck; die aktive Leistung aller Kaumuskeln beträgt beim Hund, gemessen als Spitzendruck zwischen den Reißzähnen, etwa 700 kg (Becker). Hierdurch wird er in die Lage versetzt, sogar Knochen zu zerbeißen. Solch hohe Kräfte können aber auch die Zähne schädigen (Kronenschuppenfrakturen an den Reißzähnen).
Kaumuskelmyositis
Entzündung der Kaumuskeln, allen voran des M. masseter, klinisch gekennzeichnet durch akute Schübe. In Phasen aktiver Entzündung kann der Muskel geschwollen und sehr schmerzhaft sein, der Fang wird nicht gerne weit geöffnet. Nach akuten Phasen kommt es zum Untergang erheblicher Muskelanteile (Muskelatrophie). Schließlich kann der ganze Muskel bindegewebig umgebaut werden. Es kommt zur Kieferklemme mit dem Unvermögen den Fang zu öffnen. Histologisch ist die Entzündung durch Einwanderung zahlreicher eosinophiler Granulozyten gekennzeichnet (Myositis eosinophilica). Eine Therapie ist möglich, verhindert die Entzündung aber nicht völlig und muss sehr langfristig erfolgen.
Kavernen, Karies
Durch Karies entstehende Hohlräume innerhalb eines befallenen Zahnes, die erheblich größer sein können als der von außen sichtbare Zahnschmelzdefekt.
Kavität
Hohlraum; im tierzahnärztlichen Sinn gebräuchlich für den Hohlraum, der durch die Präparation (Bohren) zur Aufnahme einer Zahnfüllung entsteht. Die Kavität soll Trapezform haben, damit die Füllung gut im Zahn verankert werden kann (Retention).
Kehlgang
Anatomische Bezeichnung für die Weichteile des Unterkiefers und Halses bis etwa in Höhe des Kehlkopfes.
Kephalometrie
Schädelvermessung, Kopfvermessung; Feststellung der Abmessungen und Winkel am Kopf des Patienten, in der Regel vorwiegend aus dem seitlichen Röntgenbild abgenommen.
Kieferfrakturen
Kiefergelenk
Gelenk zwischen Ober- und Unterkiefer in der Gegend des Ohres, das zumindest beim Hund gleichzeitig eine Dreh- und Gleitbewegung durchführen kann, bei den Haustieren eigentlich aber ein Scharniergelenk. Es wird gebildet aus dem Kondylus des Unterkiefer-Gelenkfortsatzes und einer Grube im Schläfenbein. Die Knochen sind durch eine aus Faserknorpel bestehende Gelenkscheibe (Discus, Meniscus) voneinander getrennt. Das Kiefergelenk der Fleischfresser führt überwiegend eine Scherenbewegung aus, während das der Pflanzenfresser auch mahlend-reibende Seitwärtsbewegungen des Unterkiefers zulässt.
Kiefergelenksarthrose
Kiefergelenksankylose, chronisch verlaufende, ein- oder beidseitig auftretende zunächst schmerzlose Veränderung des Gelenkes mit mehr oder weniger starker Einschränkung der Maulöffnung bis hin zur vollständigen Kieferklemme. Ursache ist eine Schädigung der Knochen des Gelenkes, meistens eine Spätfolge einer Fraktur, oder des Diskus, gelegentlich aber auch nach Fehlstellungen auftretend. Demgegenüber ist eine Kiefergelenkarthritis eine akute, in der Regel eitrig-entzündliche Erkrankung, die häufig von der Maulhöhle oder dem nahen Ohr ausgeht.
Kiefergelenksdysplasie
Seltene, auch bei Haustieren vorkommende Fehlbildung, die zur Kiefergelenksluxation bei geringstem Anlass führen kann. schon die weite Öffnung des Fanges, z.B. bei Gähnen, kann eine Luxation verursachen. Tritt dies häufig auf und kommt es zu einer Verlagerung des Proc. coronoideus auf die Bukkalfläche des Jochbogens, kann eine operative Entfernung des behindernden Anteils des Jochbogens die spontane Reposition und damit den selbständigen Kieferschluss ermöglichen.
Kiefergelenksaufnahme
Darstellung des Kiefergelenkes im Röntgenbild; bei Haustieren nicht immer leicht durchführbar. Infolge der Überlagerung durch Kopfknochen vorwiegend durch Röntgen in den geöffneten Fang in Narkose. Mit Hilfe des CT oder MRT kann das Kiefergelenk in Form von Schnittbildern wesentlich besser und detaillierter dargestellt werden.
Kieferhöhle
Sinus maxillaris, eine Nasennebenhöhle,in der Nachbarschaft des Reißzahnes im Oberkieferknochen gelegen. Entzündungen ergeben sich meistens aus Entzündungen benachbarter Strukturen, z.B. der Nase oder der Reißzahnwurzeln.
Kieferknochen, Entwicklung
Im Laufe der Embryonalentwicklung entstehen die Kopfknochen überwiegend als Deckknochen des darunter liegenden Gewebes. Entwicklungsstörungen dieser Gewebe wirken sich auch auf die Knochentwicklung aus. Anschließend unterliegt der Kopf vielfältigen Resorptions-, Umbau- und Wachstumsvorgängen, die im Rahmen der kieferorthopädischen Behandlung beeinflusst werden können.
Kieferlänge
Oberkieferlänge: Abstand zwischen den letzten Oberkiefermolaren und dem Berührungspunkt der Schneidezähne.
Unterkieferlänge: Abstand zwischen den letzten Unterkiefermolaren und dem Berührungspunkt der Schneidezähne.
relative Kieferlänge: Abstand zwischen der Hinterseite der Kondylen und dem A-Punkt bzw. B-Punkt.
Kieferorthopädie
Frühbehandlung ab dem 3. Lebensmonat, um größere Schäden (Fehlfunktionen, Wachstumsbeeinträchtigungen) zu vermeiden bzw. schon in einem so frühen Zeitpunkt Maßnahmen durchzuführen, die das Knochenwachstum nutzen. Zu den korrigierten Fehlentwicklungen gehören Vor- und rückbisse, Kreuzbisse, sagittale Stufen, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, vertikale Anomalien und einseitige Wachstumsverzögerungen (schiefe Köpfe). Bei erwachsenen Tieren werden traumatisch bedingte Fehlstellungen korrigiert (Unfallfolgen).
Kieferspalte
Teilaspekt der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Hemmungsmissbildung in den ersten Trächtigkeitswochen.
Kissing ulcer
Abklatschgeschwür im Bereich des rechten Oberkiefercaninus beim Hund infolge Kontakts der Maulschleimhaut mit dem Plaque des Zahnes, vermutlich eine immunvermittelte Überreaktion (Allergie).
Knochenabbau, horizontaler und vertikaler
horizontaler Knochenabbau: über mehrere Alveolen ausgedehnter, flächiger Höhenverlust des Alveolarkammes
vertikaler Knochenabbau: Knochentaschen im Bereich einzelner Zähne
Knochenersatzmaterialien
Künstlicher Knochen, Knochentransplantat; Verwendung zur Auffüllung von Knochendefekten, z.B. nach Ausschälung großer Zysten, dem Sinuslifting, der Implantologie und Parodontologie. Das Ersatzmaterial heilt nicht direkt ein sondern bietet die körpereigene Knochenneubildung an und fungiert als Gerüst. Es wird nach ca. 1 Jahr durch körpereigenen Knochen ersetzt.
Knochenregeneration, gelenkte
Neubildung alveolären Stützknochens, der durch eine Parodontitis verlorengegangen ist, mittels osteogener Progenitorzellen; Aktivierung des Reparaturmechanismus mit Hilfe von Knochenersatzstoffen, die von einer Schutzmembran abgedeckt werden.
Koagulum
Endprodukt der Blutgerinnung, die nach einer Verletzung, z.B. Zahnextraktion, unter Beteiligung zellulärer (Blutplättchen) und chemischer (humoraler) Faktoren (Gerinnungsfaktoren) erfolgt. Der dadurch entstehende Thrombus wird nach und nach bindegewebig durchbaut. Damit wird die Wunde dauerhaft verschlossen. ein unversehrter Thrombus ist die Voraussetzung der Granulation der Extraktionswunde.
Komposite
Zahnfarbenes Füllungsmaterial, bestehend aus einer Grundsubstanz, zumeist Acrylat, und verschiedenen Zuschlägen, zumeist mineralische Herkunft. In der Tierzahnheilkunde wurden zunächst Glasfüllkörper verwendet (5-10 µm groß), später Mikrofüllerkomposites (aus pyrogener Kieselsäure mit einer Größe von 0,01 bis 0,1 µm), die sich besser polieren lassen und seltener ausbrechen. Daneben gibt es zahlreiche andere Komposites: Nanokomposites, Flowkomposite, Stopfkomposite, Universalkomposite, schrumpfreduzierte Komposite, Kompomere, Ormocere etc. oder faserverstärkte Komposite zur Erhöhung der mechanischen Stabilität z.B. bei Verwendung in Brücken oder Schienen.
Komposit-Inlay
Ein aus Kompositwerkstoff meistens im Labor gefertigtes Inlay, das in die Kavität eingeklebt wird. Das Verfahren umgeht die Schrumpfung des Kunststoffes beim Aushärten.
Kondensation
Stopfen einer Amalgam- oder Wurzelkanalfüllung. Bei der Amalgamkondensation wird mit Amalgamstopfern unter Anwendung eines Druckes von ca. 3N/mm² (entsprechend 300 g) das Amalgam in der Kavität verdichtet. Bei der lateralen Kondensation der Wurzelkanalfüllung wird zunächst das Wurzelfüllmaterial eingebracht und dann ein Guttaperchastift nachgeschoben, mit oder ohne Verwendung eines Spreaders werden schließlich weitere Guttaperchastifte nachgelegt, die das Wurzelfüllmaterial weiter verdichten. Zusätzlich kann eine vertikale Kondensation vorgenommen werden, die die Guttapercha auch noch von oben durch Kompression verdichtet. Dies geschieht häufig unter Anwendung von Wärme, die den Guttaperchastift geschmeidig macht.
Konkremente
mineralisierte Plaque; in der Zahnfleischtasche an der Wurzeloberfläche haftende mineralisierte Plaque und sonstige verkalkte Ablagerungen, die im Gegensatz zu Zahnstein eine dunkle Farbe aufweisen. Dies ist auf Einlagerungen von Blutbestandteilen und Speichelmineralien zurückzuführen. Häufig wird auch subgingivaler Zahnstein als Konkrement bezeichnet.
Konservierende Zahnheilkunde
Zahnerhaltungskunde; Fachgebiet, das sich mit der Erhaltung der Zähne durch Prophylaxe, Füllungstherapie und Endodontie befasst, meist wird in Deutschland auch die Parodontologie dazu gerechnet.
Kontrastdarstellung
Verfahren zur Verstärkung des Kontrasts bei Bildgebenden Verfahren (Röntgen, CT, MRI, Ultraschall). Durch geeignete Kontrastmittel (Luft oder andere Gase, Jod- oder Gadolinium-lhaltige Kontrastmittel) werden die Dichteunterschiede vergrößert und damit die Detailerkennbarkeit erhöht.
Kortikalis
Rindenschicht, äußere, harte Schicht des Knochens, im Unterkiefer Kompakta.
Kreuzbiss
Zahnstellungsfehler, bei dem Teile der Schneidezahnreihe vor, andere Teile hinter den Schneidezähnen des anderen Kiefers stehen; gelegentlich auch im Bereich der Prämolaren, v.a. durch Labialverlagerung des P3. Die Ursache ist möglicherweise eine Wachstumsstörung oder Zahnwechselstörung beteiligter Zähne. Ein Kreuzbiss kann aber auch durch basal-skelettale Malocclusionen wie einen schmalen Oberkiefer oder einen geringgradigen Vorbiss ausgelöst sein.
Krone
Der mit Zahnschmelz überzogene, äußerlich sichtbare Teil des Zahnes. Bedingt durch einen Zahnfleischrückgang können weitere Teile des Zahnes (Zahnhals) freigelegt werden und sichtbar sein. Nach tierzahnärztlicher Restauration der natürlichen Krone spricht man ebenfalls von einer Krone (prothetische Krone).
Kronenamputation
Vor allem an den Eckzähnen vorgenommenes Einkürzen der natürlichen Krone mit anschließender Vitalamputation und Füllung, z.B. als Therapie einer nicht kieferorthopädisch behandelten Zahnfehlstellung, um das Einbeißen in den Gegenkiefer zu vermeiden. Gelegentlich bei gefährlichen Hunden zur Entwaffnung durchgeführt, jedoch ausdrücklich durch das Tierschutzgesetz verboten.
Kronenersatz
Tierzahnärztliche Maßnahme zur Restauration einer zerstörten natürlichen Krone. Es werden unterschiedliche Materialien, überwiegend aber Stahlkronen verwendet.
Kronenfraktur
Fraktur der Krone. Hierbei ist besonders auf die Unversehrtheit der Pulpa zu achten oder diese bei Eröffnung nach Vitalamputation durch eine Füllung wieder zu verschließen.
Kronenpräparation
Herstellung einer geeigneten Form des Zahnstumpfes, um darauf eine Restauration durch eine künstliche Krone aufbauen zu können. Es werden verschiedene Präparationsarten unterschieden, beim Haustier hat sich die Hohlkehlpräparation besonders bewährt.
Kronenverlängerung
Verlängerung eines verletzten Kronenstumpfes durch Restauration mittels einer künstlichen Krone oder Extrusion eines intrudierten Zahnes mittels kieferorthopädischer Maßnahmen.
Kronen-Wurzel-Verhältnis
Beziehung der Zahnanteile Krone und Wurzel zueinander. Die Wurzel sollte möglichst nach tierzahnärztlichen Maßnahmen doppelt so lang sein wie die Wurzel. Am Eckzahn wird die künstliche Krone in etwa in 2/3 der Länge der natürlichen Krone ausgeführt, um die Hebel bei Anwendung der erheblichen Kaukräfte zu verkürzen. Zu lange Kronen haben erheblich verkürzte Standzeiten.
Kunststoffe
Dentalkunststoffe sind synthetische, organische Verbindungen als Grundlage für viele tierzahnärztliche Ersatzmaterialien als Füllungsmaterialien, Abformmaterialien, Kronenmaterialien, Modellkunststoffe oder Materialien in tierzahnärztlichen und kieferorthopädischen Apparaten. Es handelt sich um verschiedene Polymere, unter denen die Acrylate, Polyamide und Silikone eine herausragende Bedeutung haben.
Kunststoffkrone
Restaurationsverfahren für Zähne, die geringeren Belastungen ausgesetzt sind, v.a. bei kleinen Hunden und Zwergrassen. Kunststoffkronen können unter Verwendung von Formen (Tiefziehfolien) auch ohne Inanspruchnahme zahntechnischer Labors direkt am Patienten angefertigt werden, weisen aber eine relativ niedrige Stabilität auf und neigen eher zu Verfärbungen als Metallkronen. Dafür können sie in Zahnfarbe ausgeführt werden, während Metallkronen silberfarben sind und insbesondere kleinen Hunden ein "kämpferisches" Aussehen verleihen.
Kunststoffschiene
Schiene aus Kunststoff z.B. zur Frakturversorgung (intraorale Schienung), als kieferorthopädischer Apparat oder als Retainer mit oder ohne Metallverstärkung; Fixation durch ein Adhäsivsystem, über Drähte oder Cerclagen oder durch Anlegen an divergierende oder stark strukturierte Zähne, die ein Abrutschen verhindern.
Kürettage
Reinigung bzw. Anfrischung einer Alveole nach Zahnentfernung, Auskratzen von apikalem Zahngewebe oder sonstigen Verunreinigung durch eine Extraktionswunde oder nach einer Wurzelspitzenresektion oder Standardtherapie infizierter und verunreinigter Zahnfleischtaschen bis zu einer tiefe von 4-5 mm. Diese subgingivale Kürettage entfernt Konkremente von der verunreinigten Wurzeloberfläche. Nach der Wurzelglättung erfolgt die Entfernung des Entzündungsgewebes mit speziellen Küretten, um dem Zahnhalteapparat die Wiederanlage an den Zahn zu ermöglichen. Eine gründliche Kürettage saniert die Parodontitis marginalis.
L
Labialbogen
Kieferorthopädisches Standardbehandlungsmittel aus gebogenem Stahldraht. Der Labialbogen befindet sich zwischen Lefzen und Zähnen. Er dient als Haltelement, hält störende Lefzeneinflüsse ab oder wird als Aktivator verwendet.
Lagomorpha
Kaninchenartige Tiere, in der tierärztlichen Praxis vor allem Kaninchen und Hasen.
Lappenoperation
Lappenplastik, Schlagwortbezeichnung für chirurgische eingriffe an der Mundschleimhaut, entweder als Ersatz-, Reparatur- oder rekonstruktive Plastik z.B. zur Deckung von Wunden oder als parodontalchirurgischer Eingriff bei schweren Formen der Zahnfleischentzündung.
Lateralbiss
Verschiebung der Kiefermitten gegeneinander, bedingt durch Seitwärtsverlagerung des Unterkiefers.
Leitungsanästhesie
Spezielle form der Infiltrationsanästhesie, bei der ein Nerv betäubt wird, der das beabsichtigte Operationsgebiet versorgt.
Ligament
Sehnenartiges Band aus Bindegewebe zur Verbindung beweglicher Teile des Knochensystems, spezielle an Gelenken. In der Zahnheilkunde ist der Begriff periodontales oder parodontales Ligament für die Zahnaufhängung gebäuchlich.
Lippenbändchenexzision
Chirurgische Methode zur Beseitigung eines störenden oder tief ansetzenden Lippenbändchens. Ein eventuell gleichzeitig bestehender großer Zahnabstand zwischen den beiden I1 des Oberkiefers kann danach kieferorthopädisch beseitigt werden.
Lippen-Kiefer-Spalte
Ausprägungsform der Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte im Labialbereich.
Lippenspalte
Ausprägungsform der Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte im Lippenbereich, Hemmungsmissbildung.
Lokalanästhesie
Örtliche Betäubung, sowohl in Form der Injektion in das Operationsgebiet als auch z.B. durch Aufsprühen auf eine Schleimhautfläche, die behandelt werden soll.
Loop
Geformte Drahtschlaufe in Behandlungsgeräten als Kraftquelle für eine kieferorthopädische Zahnbewegung.
Luxation
Verrenkung, Ausrenkung eines Gelenkes. Vorübergehende oder dauernde, vollständige Verlagerung der Gelenkflächen unter gleichzeitiger Überdehnung oder Zerreißung von Teilen der Gelenkkapsel und des Bandapparates. Bei Zähnen gebräuchlich als Beschreibung der Verlagerung des Zahnes innerhalb der Alveole, z.B. im Rahmen der Extraktion.
Lymphom
Maligner lymphogener Tumor
M
Makrognathia inferior
Im Verhältnis zum Oberkiefer zu großer Unterkiefer, was regelmäßig zu einem Unterkiefervorbiss (Malokklusion Klasse III) führt. Außerdem ist der Unterkiefer in der Regel auch zu breit, wodurch es zu Stellungsveränderungen auch der zur Seite hin ausweichenden Oberkieferzähne kommen kann.
Malignes Melanom
Maligner Tumor infolge Entartung von Melanozyten, häufig in der Maulhöhle des Mundes vorzufinden. Melanome können relativ früh in lokale Lymphknoten metastasieren, bilden aber auch hämatogene Fernmetastasen insbesondere in der Lunge aber auch in fast allen Organen einschließlich Gehirn. Viele Schleimhautmelanome in der Maulhöhle rezidivieren zwar, metastasieren aber nicht. Bei ihnen kann die wiederholte Resektion lange Zeit zu völlig ungestörter Lebensqualität führen.
Malignität
Bösartigkeit einer Erkrankung. Hierbei wird lokal invasives, das umgebende Gewebe zerstörendes Wachstum von der Metastasierung unterschieden, bei der an anderen Körperstellen Geschwülste der Muttergeschwulst ausgestreut werden.
Malokklusion
Störung des Zusammenbisses, Oberbegriff für alle Formen gestörter Bissverhältnisse, die von der optimalen oder idealen Okklusion abweichen. Beim Fleischfresser soll die Unterkieferzahnreihe etwas enger stehen als die Oberkieferzahnreihe, damit eine Schere entsteht. Die Unterkiefereckzähne sollen im Oberkiefer in einen ausreichend breiten Zwischenraum zwischen I3 und Caninus einbeißen. Bei pflanzenfressenden Nagern und Kaninchen sollen Schneide- und Backenzähne reibend-mahlend aufeinander stehen.
Mandeln
Als Rachenring angeordnetes lymphatisches Gewebe als Bestandteil des körpereigenen Abwehrsystems. Bei Hund und Katze finden sich zwei symmetrische Rachenmandeln in Mandeltaschen seitlich am Zungengrund in der Rachenwand.
Mandibula
Unterkiefer, gelenkig (Kiefergelenk) mit dem Schädel verbundener Knochen des Gesichtsschädels, der bei Hund und Katze aus zwei symmetrischen Hälften zusammengesetzt und in der Symphyse im Schneidezahnbereich durch eine Syndesmose (ein straffes, bindegewebiges Gelenk) verbunden ist. Demgegenüber sind die beiden Körper beim Menschen bereits embryonal zu einem einzigen u-förmigen Knochen verschmolzen. Die Mandibula besteht aus auf jeder Seite einem die Zähne und den Processus alveolaris tragenden Körper und einem aufsteigenden Ast. Daran befinden sich der Gelenkfortsatz (Processus condylaris) mit dem Kiefergelenksköpfchen (Caput mandibulae) und der Muskelfortsatz (Processus coronoideus) zum Ansatz des M. masseter. Im Form mandibulae tritt der N. alveolaris als Ast des N. mandibularis in das Corpus mandibulae ein, im For. Mentale in Höhe des P1 tritt er wieder aus.
Mandibulektomie
Entfernung großer Teile der Mandibula im Rahmen aggressiver Tumoroperationen. Solange die Zunge noch funktionell verankert bleibt, kommt es dabei nicht zu wesentlichen Beeinträchtigungen der Futter- und Wasseraufnahme und damit zu einer guten Lebensqualität.
Marsupialisation
Bei der Eröffnung einer Ranula (Speichelzyste) durchgeführte Dauerversorgung; dabei wird die Zystenwand mit der Mundschleimhaut auf einer ausreichenden Länge vernäht, damit der Speichel aus der neu geschaffenen Öffnung dauerhaft abfließen kann. Dennoch kann es zu Rezidiven kommen, die die Entfernung der die Zyste verursachenden speicheldrüse angeraten erscheinen lassen.
Masseter
M. masseter, Kaumuskel, der von der Schläfe unter dem Jochbogen hindurch zum Proc. coronoideus der Mandibula zieht und diese bewegt.
Mastozytom
Mastzelltumor, vorwiegend beim Hund und dort vor allem in der locheren Mundschleimhaut, z.B. am Zungenboden; bedingt durch die Histaminfreisetzung aus den Granula der Mastzellen ergibt sich meistens eine deutlich sichtbare Entzündung um den Tumor herum.
Maulschlinge
Vor allem beim Hund angewandte Schlinge um den Fang, die das Öffnen des Fanges verhindert. Sie kann angewendet werden als Zwangsmittel gegen Beißen, kann aber auch nach Kieferverletzungen, z.B. Frakturen, oder Schäden am Masseter zur Ruhigstellung der Mandibula verwendet werden.
Maulspreizer
Gerät zum Öffnen der Maulhöhle (z.B. bei Mauskelkontraktur des Masseter) oder Offenhalten z.B. während einer Narkose.
Maxilla
Oberkiefer, paariger Schädelknochen aus den paarigen Oberkieferknochen (Os maxillare) und in vorderen Bereich dem paarigen Os incisivum, das nur bei Menschen bereits embryonal mit der Maxilla verschmilzt. Der Oberkieferknochen bildet den Boden der Augenhöhle, Boden und Seitenwand der Nasenhöhle und das Gaumendach. Im Bereich über dem Reißzahn befindet sich in ihm die Maxillarhöhle.
Maxillektomie
Entfernung großer Teile der Maxilla im Rahmen der aggressiven Tumorchirurgie. Solange die Integrität von Nase und Orbita erhalten bleibt oder wiederhergestellt wird, bleibt der Kiefer stabil. Die Lebensqualität und Futteraufnahme bleiben völlig ungestört.
Melanom
Zubildung durch Melanozyten, spezielle Pigmentzellen. Als gutartige Zubildung als Muttermal und Naevus bezeichnet, als maligner Tumor sehr aggressiv (malignes Melanom). Es sind melanotische (dunkelbraun bis schwarz gefärbte) und amelanotische (helle) maligne Melanome beschrieben. Sie können als Primärtumore in allen Geweben auftreten, bevorzugt jedoch in Haut oder Schleimhaut oder pigmentierten Augenanteilen.
Meliceris
Speichelzyste am Hals, im Bereich des Kehlganges; Honigzyste, weil der Speichel oft schon eingedickt ist. von besonderer Bedeutung ist die frühe Diagnose für die Feststellung der betroffenen Seite. Die Behandlung erfolgt durch Entfernung der auslösenden Speicheldrüse. Kann keine eindeutige Zuordnung mehr erfolgen, besteht das Risiko der Entfernung der Speicheldrüse der falschen Körperseite; da Speichel auch nach Entfernung mehrerer Speicheldrüsen in ausreichendem Umfang vorhanden ist, kann dann zwar noch die Drüse der Gegenseite entfernt werden. Es entsteht aber mehrfache Operationsbelastung mit mehrfachem, unnötigem Aufwand.
Messpunkte
In der Kephalometrie, Profil- und Modellanalyse angewandte Punkte zur Vermessung des Kopfes und der Bisslage.
Mikrogenie
Unterkieferhypoplasie, Unterentwicklung des Unterkiefers, Vogelgesicht, wahrscheinlich genetisch bedingt. Frühzeitiges kieferorthopädisches eingreifen versucht die körpereigenen Wachstumskräfte durch entsprechende Apparaturen anzuregen, am ausgewachsenen Kiefer sind nur noch Distraktionsverfahren (formative Reize mit Zug am Knochen) oder chirurgische Verfahren (Auftrennen der Knochen und Verlängerung durch versetzte Verschraubung etc.) möglich.
Mikrognathie
Oberkieferhypoplasie, Schüsselgesicht, Unterentwicklung des Oberkiefers im Sinne einer angeborenen Missbildung. Bei manchen Rassen wie Bulldogge, Boxer oder Perserkatze Rassestandard.
Milchgebiss
Milchzahngebiss, erste Dentition, normalerweise in den ersten Wochen nach der Geburt durchbrechende Zähne des Welpen, sehr viel heller als die bleibenden Zähne ("Milch"zähne). Beim Hund stehen 28 Milchzähne 42 bleibenden Zähnen gegenüber, bei der Katze 26 Milchzähne 30 bleibenden. Die geringere Milchzahnanzahl berücksichtigt den kürzeren Kieferbogen des Jungtieres. Ab dem 4. Lebensmonat werden die Zähne gewechselt, wobei beginnend mit den Schneidezähnen die Milchzähne ausfallen und die bleibenden, deutlich größeren und kräftigeren bleibenden Zähne der 2. Dentition durchbrechen und hochwachsen. Mit 6-7 Monaten ist der Zahnwechsel abgeschlossen.
Milchzahn
Zahn des Milchgebisses mit relativ weiter Pulpa und dünner Zahnhartsubstanz.
Milchzahnfraktur
Fraktur des Milchzahnes, in der Regel mit Eröffnung der Pulpa. Wegen der weiten Wurzelspitze kommt es sehr schnell zur Infektion des periapikalen Gewebes. Dort reift aber der bleibende Zahn heran. Bei Milchzahnfraktur besteht also stets ein hohes Risiko zur Schädigung des bleibenden Zahnkeimes. Deshalb sind Milchzahnfrakturen tierzahnärztliche Notfälle, die sofort versorgt werden müssen, entweder durch vorsichtige Extraktion oder durch sofortige vorsichtige endodontische Versorgung oder Vitalamputation und Füllung.
Milchzahngebiss
Milchgebiss
Milchzahnretention
Stehenbleiben eines Milchzahnes, während der bleibende Zahn bereits durchgebrochen ist. In der Regel liegt eine Wurzelresorptionsstörung des Milchzahnes vor. Dadurch verliert dieser seinen Halt im Kiefer nicht. Der bleibende Zahn wird dadurch häufig verdrängt und durchbricht die Maulschleimhaut an anderer Stelle. Damit entwickelt der bleibende Zahn eine Fehlstellung. Diese Entwicklung kann durch sofortige Extraktion des Milchzahnes oft verhindert werden, zumindest aber ist die sich danach entwickelnde Fehlstellung weniger schwerwiegend.
Miller-Klassen
Klassifikation parodontaler Rezessionen, Zahnfleischrückbildung. Bei Klasse 1 reicht die Rückbildung nicht bis zur mukogingivalen Grenze, da weder Weichgewebe noch interdentaler Knochen verloren ist, kann die Wurzelabdeckung wiederhergestellt werden. Bei Klasse 2 wird die mukogingivale Grenze erreicht oder überschritten, interdentales Gewebe ist aber noch nicht beteiligt. Die Wurzelabdeckung kann therapeutisch weitgehend erreicht werden. Bei Klasse 3 tritt zur Rückbildung bis zur mukogingivalen Grenze ein approximaler Gewebeverlust (partieller Verlust der Interdentalpapille). Dadurch ist die vollständige Abdeckung der Wurzeloberfläche ausgeschlossen und nur noch die partielle Deckung möglich. Bei Klasse 4 liegt eine schwere Rückbildung vor, die Knochenverlust um den ganzen Zahn herum einschließt. Es sollte die Extraktion des Zahnes erfolgen.
Modell
Gipsmodell, durch Abformung gewonnene positive Form des Kiefers oder einer Zahnreihe oder deren Teile, insbesondere aus Hartgipsen. Modelle sind bei der Herstellung kieferorthopädischer Apparate, Kronen oder von Zahnersatz von Bedeutung.
Molar
Die am weitesten hinten im Gebiss stehenden Backenzähne, die nur im bleibenden Gebiss vertreten sind, also nicht gewechselt werden. M1 und M2 sind mehrwurzelig. Im Unterkiefer stellt der M1 den Reißzahn dar.
Mukoperiostlappen
Schleimhaut-Periost-Lappen, Mundschleimhautlappen, welcher mit der darunter liegenden Knochenhaut (Periost) fest verbunden ist. Wird bei kieferchirurgischen Eingriffen abpräpariert, nach Beendigung des Eingriffs wieder angenäht. Die Verlegung, Verpflanzung oder Transposition eines Mukoperiostlappens kann zur Deckung von Wunden verwendet werden.
Mukosa
Schleimhaut, schleimabsondernde innere Auskleidung von Hohlorganen mit einer der jeweiligen Funktion angepassten Deckschicht. In der Maulhöhle die Mundschleimhaut, die in kleinsten speicheldrüsen zur Speichelproduktion beiträgt.
Mundgeruch
Foetor ex ore, Halitosis.
Mundhöhlendesinfektion
Im Rahmen der Zahnhygiene und Parodontalprophylaxe durchzuführende Reinigung der Maulhöhle.
Mundhöhlenkarzinom
Mundhöhlenkrebs, Plattenepithelkarzinom der Maulhöhle; maligne Krebserkrankung mit schlechter Prognose und hoher Sterblichkeit. Die Diagnose wird häufig sehr spät gestellt, die Tumoren verhalten sich sehr invasiv (dringen in umliegendes Gewebe ein und zerstören dies) und metastasieren früh. Die Operation muss frühzeitig, sehr radikal und unter Einbeziehung veränderter Lymphknoten erfolgen. Anschließend ist eine Chemotherapie empfohlen. Bei adäquatem, kombiniertem Vorgehen kann in vielen Fällen ein lange anhaltendes, beschwerdefreies Intervall erreicht werden.
Mundhöhlenschleimhaut
Mundschleimhaut, Gingiva.
Mundhygiene
Wichtiger Aspekt und Teil der tierzahnmedizinischen Prophylaxe.
Myositis eosinophilica
Kaumuskelentzündung.
N
Narkose
Vollnarkose, Allgemeinnarkose, Intubations-, Inhalations- oder Injektionsnarkose. Schaltet neben dem Schmerzempfinden auch das Bewusstsein aus und ist das Regelverfahren bei tierzahnärztlichen Eingriffen. Bei guter Narkosetechnik ist das Narkoserisiko heute vernachlässigbar gegenüber den gesundheitlichen Störungen, die bei Verzicht auf tierzahnärztliche Behandlungen zu erwarten wären. Dies gilt inzwischen auch für Risikopatienten, d.h. kranke, alte und schwache Tiere.
Nasenausfluss, einseitiger
Signal für das Vorliegen einer schweren, lokalen Gesundheitsstörung in der entsprechenden Nasenhälfte. Als wichtigste Differentialdiagnosen kommen Zahnerkrankungen, Fremdkörper (Pflanzenteile), Verpilzung (Aspergillose der Nase) und Tumoren in Frage.
Neck lesion
Osteolytische Veränderung am Zahnhals von Katzen im Rahmen der Felinen odontoklastischen resorptiven Läsion (FORL).
Nekrose
Gewebstod, durch äußere Einwirkung gewaltsam herbeigeführtes Zellsterben, z.B. durch Verbrennung, Vergiftung, Sauerstoffmangel, Entzündung oder mechanische Beschädigung.
Nervus alveolaris
In die Alveole und von dort in die Pulpa führender Ast der Mandibular- oder Maxillarinnervation.
Nichtsteroidale Antiphlogistika
Kortisonfreie Entzündungshemmer; greifen vor allem in die Prostaglandinsynthese am Entzündungsort ein. Mit Reduktion der Entzündung gehen auch die Entzündungsschmerzen zurück. Damit wirken sie auch schmerzlindernd.
O
Oberkieferplatte
Den Oberkiefer bedeckende Platte aus Kunststoff oder Metall, meist an den Zähnen, gelegentlich auch durch Cerclagen oder Bohrdrähte befestigt. Sie kann zur Wiederherstellungschirurgie von Frakturen und Defekten z.B. nach Unfällen oder in der Kieferorthopädie Verwendung finden.
Oberkieferlänge
absolute Kieferlänge: Abstand zwischen den letzten Oberkiefermolaren und dem Berührungspunkt der Schneidezähne.
relative Kieferlänge: Abstand zwischen der Hinterseite der Kondylen und dem A-Punkt.
Oberkieferquerfraktur
Fraktur des Oberkiefers von einer Seite zur anderen. Gewöhnlich klappt die Frakturlinie zur Seite auf, weshalb die Nase zu einer Seite schief steht. Oberkieferlängsfrakturen sind demgegenüber relativ stabil, es kommt jedoch häufig in der Gaumennaht zur Eröffnung der Nase.
Odontodysplasie
Zahnfehlbildung
Odontogenese
Zahnentwicklung; bereits in der 23. Trächtigkeitstag sind beim Hund die Kiefer angelegt, am 25. Tage folgen die Zähne.
Odontoklasten
Knochenauflösende Zellen, üben im Knochenumbau wesentliche Aufgaben aus. Von besonderer Bedeutung sind sie in der Kieferorthopädie, wo sie die körperliche Bewegung durch Auflösung des Alveolarknochens ermöglichen. Ihre Gegenspieler, die Osteoblasten, fügen auf der Gegenseite Knochen hinzu. Im Rahmen der FORL sind Osteoklasten bei der Katze für die Auflösung des Zahnhartgewebes am Zahnhals verantwortlich.
Odontom
zusammengesetztes; langsam, expansiv wachsende Umfangsvermehrung, die Dentikel (Zähnchen) enthält, stehen meist in Zusammenhang mit einem nicht durchgebrochenen Zahn. Sie finden sich in Unter- oder Oberkiefer, ein Bezug zum Knochen ist aber nicht zwingend. Nach restloser Entfernung der im Röntgenbild gut feststellbaren Dentikel heilt die Veränderung restlos ab.
Offener Biss
Besonders im Bereich der Schneidezähne fehlender Maulschluss. Die gegenüberliegenden Zähne berühren einander nicht.
Okklusaler Pfad
Weg, den der durchbrechende Milchzahn bzw. der wechselnde bleibende Zahn im kiefer nimmt. Der okklusale Pfad scheint genetisch determiniert zu sein.
Okklusion
Zusammenbiss, Kauberührung der Zähne. In Normokklusion bilden z.B. die Molaren und Prömolaren der fleischfresser eine Reißverschlussverzahnung und ermöglichen die physiologische Funktion des seccudonten Gebisses als Schere.
Oralchirurgie
Fachgebiet der Zahnheilkunde, welches sich speziell mit operativen Eingriffen in der Maulhöhle beschäftigt.
Organum vomeronasale
Entwicklungsgeschichtlich sehr altes Riechorgan, das z.B. bei der Schlange noch funktionell erhalten ist. Bei Hund und Katze ist es noch rudimentär vorhanden. Seine Ausführgänge lassen sich einige mm distal der Oberkieferschneidezähne auf einer Schleimhauterhebung am Gaumen feststellen.
Os incisivum
Zwischenkiefer; bei den meisten Haustieren paariger Knochen im vorderen Oberkiefer als knöchernes Fundament der Schneidezähne. Bei Störungen der Embryonalentwicklung kann es zur Lippen-Kiefer-Gaumenspalte kommen.
Ostektomie
Entfernung eines Knochens oder wesentlicher Teile.
Osteolyse
Auflösung knöchernen Gewebes, in der Regel durch die Aktivität von Osteoklasten oder Zellen des Abwehrsystems (Fresszellen), z.B. bei eitrigen Entzündungen
Osteomyelitis
Knochenmarkentzündung, häufig unter Beteiligung des Knochens selbst und der außen am Knochen verlaufenden Knochenhaut. Es kann zum Absterben von Knochenteilen (Sequesterbildung) kommen. Tritt entzündliches Gewebe aus, kommt es zur Fistelbildung. Die Osteomyelitis kann von schweren Störungen des Allgemeinbefindens und Anzeichen einer schweren Allgemeininfektion begleitet sein.
Osteosarkom
Bösartiger Tumor des Knochengewebes mit Hauptlokalisation in der Mitte der langen Röhrenknochen. Er breitet sich frühzeitig im anliegenden Weichteilgewebe aus und metastasiert in die Lunge.
Osteosynthese
Operatives Zusammenfügen von Knochenteilen, Methode der Frakturbehandlung. Die Osteosynthese wird mit Hilfe von Platten, Schrauben, Nägeln, Drähten und externen Fixateuren in Vollnarkose vorgenommen.
Osteotomie
Durchtrennung bzw. Entfernung eines Knochenteils mittels Säge, Knochenmeißel oder Fräse.
Overjet
Horizontaler Überbiss, z.B. durch einen zu langen Ober- oder einen zu kurzen Unterkiefer. Malokklusion Klasse 2.
P
Papillom
Zottengewächs, fibroepithelialer, gutartiger Tumor, ausgelöst durch eine Infektion tierartspezifischer Papilloma-Viren. Kommt vor allem beim Hund und dort sehr oft auf der Maulschleimhaut vor allem der Lefzen vor. Die Infektion wird durch direkten Kontakt übertragen. Es kann eine individuell aus Papillomen des Patienten herzustellende Vakzine angewandt werden, um die Erkrankung zu limitieren.
Parapulpärstife
Einige mm lange gewindetragende Stifte, die möglichst ohne Verletzung der Pulpa in das Dentin eingebracht werden können, um Restaurationen des Zahnes zusätzlichen Halt zu geben.
Parese
Örtlich begrenzte Lähmung aufgrund des Ausfalls der Nervenversorgung, z.B. Fazialisparese (Gesichtslähmung).
Parodontalbehandlung
Zahnfleischbehandlung, Parodontaltherapie, Parodontosebehandlung. Komplexe Maßnahmen zur Behandlung des erkrankten Zahnhalteapparates. Im Vordergrund steht die Schaffung einer biologisch akzeptablen Wurzeloberfläche unter Zerstörung des Biofilms in der Zahnfleischtasche. Dabei soll der gesunde Anteil des Wurzelzements erhalten werden, da von ihm die Regeneration ausgeht.
Parondontalchirurgie
Oberbegriff für eine Vielzahl von Maßnahmen, um eine Parodontitis und Parodontose operativ zu sanieren. Hierzu gehören Gingivektomie, offene Kürettage, Lappenoperation, plastische Parodontalchirurgie mit dem Ziel der gesteuerten Geweberegeneration.
Parodontalfasern
Teile des Zahnhalteapparates, Sharpeysche Fasern
Parodontalspalt
Desmodontalspalt, Periodontalspalt; gelenkartiger Spalt zwischen der knöchernen alveole und der Zahnwurzel, in dem der Zahn elastisch aufgehängt ist wie in einer Hängematte. Damit werden die auf den Zahn einwirkenden Kräfte federnd auf sein knöchernes Zahnfach übertragen. Bei entzündlichen Prozessen oder Überbelastungen eines Zahnes ist der Parodontalspalt radiologisch sichtbar verbreitert.
Parodontalstatus
Befunderhebung des gesamten Zahnhalteapparates zur Dokumentation des klinischen Befundes, umfasst Taschentiefen und Blutungen der Zahnfleischtaschen auf sondieren, parodontale Rezessionen, Furkationsbefall, Zahnlockerung.
Parodontaltherapie
Gesamtheit der Maßnahmen zur Behandlung des Zahnfleisches insbesondere bei Vorliegen einer Parodontitis oder Parodontose.
Parodontitis marginalis
Zahnbettentzündung, laienhaft: Parodontose. Bakteriell hervorgerufene Entzündung, die unbehandelt zu einer progressiven, irreversiblen Zerstörung des Zahnhalteapparates führt. Hauptursache sind bakterielle Beläge, aber auch genetische Faktoren und Allgemeinerkrankungen.
Parodontose
Zahnbettschwund, Zahnausfall, engl.: periodontosis, entzündungsfreier Rückgang des Zahnhalteapparates ohne Zahnfleischtaschenbildung, mit oder ohne Lockerung der Zähne.
Parotis
Ohrspeicheldrüse, größte der Speicheldrüsen. Der Ausführgang mündet in der Lefze in Höhe des Reißzahnes.
Periapikale Läsion
Oberbegriff für knochenauflösende Veränderungen im Bereich der Zahnwurzelspitze, im Röntgenbild als Aufhellungszone dargestellt.
Periodontitis
Wurzelhautentzündung
Periost
Knochenhaut, äußeres, den Knochen umkleidendes, stark durchblutetes und innerviertes Gewebe, das große Teile des Knochens mit Nährstoffen versorgt.
Pfählungsverletzung
Vor allem beim Spiel mit Stöcken auftretende Verletzung, die der tief in den Fang eindringende Stock verursacht. Stockverletzung
Plaque
Zahnbelag, als Bezeichnung für einen primär fast unsichtbaren Belag, auf und in welchem sich die verschiedenen Mikroorganismen und Verunreinigungen ansammeln.
Plastische Deckung
Chirurgischer Verschluss einer wunde durch spezielle Techniken wie Lappenoperation, Mukoperiostlappen, Trapezlappen, Zungenlappenplastik etc.
Plattenepithelkarzinom
Maligner Tumor der Maulschleimhaut, dringt früh in das angrenzende Gewebe ein und zerstört dies, metastasiert vor allem in die örtlichen Lymphknoten. Bei entsprechend früher, radikaler Entfernung und anschließender Chemotherapie relativ gute Langzeitergebnisse. Der Tumor wird allerdings in vielen Fällen erstmals im fortgeschrittenen Stadium vorgestellt.
Polymerisation, lichtinduzierte
Lichthärtung, Lichtpolymerisation, Photopolymierisation; Verfahren zur Aushärtung von Füllungskunststoffen und Versieglungsmaterialien (Komposite). Die Polymerisationsreaktion wird von Startermolekülen in Gang gebracht, die zumeist bei einem Absorptionsmaxiumum von 468 nm [ultraviolett] unter dem Einfluss einer Polymerisationslampe aktiviert werden, indem sie Radikale bilden, die den Anstoß zur Polymerisationsreaktion geben und das vormals plastische Material starr werden lassen. Die Verarbeitung kann damit ohne jede Zeitnot erfolgen (im Gegensatz zu den innerhalb bestimmter Zeit chemisch aushärtenden Polymeren), da die Polymerisation erst nach Lichteinfall beginnt.
Prämolar
Seitenzahn, der sowohl im Milchgebiss wie im bleibenden Gebiss vorhanden ist und gewechselt wird.
Prävention
Verhütung, Vorbeugung, Früherkennung, gezielte Verhütung einer Erkrankung; hierfür sind gezielte Strategien notwendig, um spezifische Risikofaktoren für bestimmte Krankheiten zu vermindern oder mitverursachende Rahmenfaktoren zu beeinflussen.
Probeexzision
Entnahme eines kleinen erkrankten Gewebestückes mit dem Ziel einer Gewebeuntersuchung zur Feststellung der Erkrankungsursache, insbesondere bei Verdacht auf ein malignes oder chronisch-entzündliches Geschehen.
Progenie
Hervorstehen des Unterkiefers über den Oberkiefer, übergroßer Unterkiefer, Habsburger Lippe. Dreidimensionale Überentwicklung des Unterkiefers. Die Schneidezähne des Unterkiefers beißen mesial der Schneidezähne des Oberkiefers, der Unterkiefer kann überdies breiter sein als der Oberkiefer.
Prognathie
Vorbiss, Makrognathie, vergrößerter Oberkiefer; gelegentlich werden auch die Begriffe maxilläre Prognathie und mandibuläre Prognathie für die Hyperplasie des entsprechenden Kiefers verwendet.
Prophylaxe
Verhütung, Vorbeugung; medizinische und hygienische Maßnahmen zur Verhütung, Vorbeuge oder Vorsorge von Krankheiten (Impfungen, Flouridierung, Medikamentengabe vor chirurgischen eingriffen). In der Tierzahnheilkunde gilt besonderes Augenmerk der Prohpylaxe der Gingivitis ond Parodontitis durch entsprechende Gebisspflege.
Protrusion
Nach vorne stehend, insbesondere in Form einer sagittalen Biß- oder Kieferfehlstellung durch einen überlangen Oberkiefer oder stark nach vorne geneigter Schneidezähne. Basal-skelettale Protrusion ist überwiegend genetisch bedingt.
Prozess, apikaler
Wurzelspitzenprozess; meist entzündlich-granulomatöse Veränderung im Wurzelbereich unter Auflösung des die Wurzel umgebenden Knochens. Kommt der Prozess nicht durch eine Wurzelkanalbehanlung zur Abheilung, kann er durch Wurzelspitzenresektion oder Zahnextraktion saniert werden.
Pseudarthrose
Scheingelenk; Abheilung eines Gelenkfraktur oder -luxation unter Bildung eines Behelfsgelenkes an der Stelle des Knochenkontaktes. Bindegewebige Vereinigung der beteiligten Knochen ohne Ausbildung echter Gelenkstrukturen (Knorpel, Kapsel) und damit weniger beweglich, z.T. nur unter Schmerzen und mit Funktionsverlust. Bei Kiefergelenk kann sich nach einer unerkannten oder nicht erfolgreich behandelten Luxation oder Fraktur eine Pseudarthrose bilden. In vielen Fällen ist sie ausreichen funktionell.
Pulpa
Zahnmark, Inhalt der Pulpahöhle, bestehend aus Nerven und Gefäßen und einem gallertigen Bindegewebe, das insbesondere die Odontoblasten enthält, welche das Pulpencavum auskleiden. Wichtigste Aufgabe der Odontoblasten ist die lebenslange Produktion von Dentin.
Pulpaeröffnung
Eröffnung der Pulpa z.B. durch Unfälle im Rahmen von Zahnfrakturen oder bei tierzahnärztlichen Maßnahmen. Die Pulpa muss nach der Eröffnung desinfiziert und möglichst schnell wieder verschlossen werden, soll sich keine Pulpagangrän entwickeln, in deren Verlauf die Pulpa abstirbt.
Pulpaexstirpation
Pulpektomie, vollständige Entfernung des Pulpainhaltes einschließlich des Zahnnerven.
Pulpengranulom
Pulpenpolyp; nach Eröffnung der Pulpa entweder durch eine Zahnfraktur oder einen kariösen oder entzündlichen Prozess über die Zahnoberfläche hinausschießendes Granulomgewebe. Ein Pulpengranulom ist gut innerviert und durchblutet, seine Berührung daher oft mit einer heftigen Schmerzreaktion und Blutung verbunden.
Pulpitis
Zahnmarkentzündung, Zahnnerventzündung, kann akut (sehr schmerzhaft), subakut (intermittierende Schmerzen, unklare Beschwerden) oder chronisch (häugi vom Patienten unbemerkt) verlaufen.
R
Rachen
Schlund, Pharynx; muskulöser Schlauch vom hinteren Teil der Maulhöhle und Nase bis zum Kehlkopf und zur Speiseröhre. Im Rachen kreuzen sich Luft- und Futterweg.
Radix-Anker
Schraubenaufbau, schraubenförmige Verankerung für eine künstliche Krone bei fehlendem oder tief zerstörtem Zahn.
Ranula
Froschgeschwulst, Retentionszyste, Maulbodenzyste; unterhalb der Zunge gelegene, mit Speichel gefüllte Zystenart unterschiedlicher Genese, zumeist Speichelretentionszyste, seltner Schleimzyste.
Reattachment
Wiederanlegen der Bestandteile nach Periodontalbehandlung einer parodontalen Tasche; unterschieden werden nicht regenerative Verfahren, die allenfalls ein dicht anliegendes, langes Saumepithel erreichen können, von regenerativen Verfahren (gelenkte Geweberegeneration, gelenkte Knochenregeneration), die unter Verwendung möglichst synthetischer, resorbierbarer Membranen unter entsprechenden therapeutischen Bedingungen ein "new attachment" erreichen können.
Reflux
oesophagealer; Zurücklaufen von Speiseröhren- oder Mageninhalt in Speiseröhre und Rachen, u.U. mit der Gefahr einer Aspirationspneumonie. Der saure Mageninhalt verursacht eine chronische Reizung ("Rückflussoesophagitis"), die zu Unwohlseinsgefühlen führt, beim Menschen z.B. Sodbrennen und Brechreiz. Da der Rückfluss lediglich ein Symptom bei unterschiedlichen Ursachen darstellt, muss vor einer kausalen Behandlung die Krankheitsursache geklärt werden. Die symptomatische Behandlung kann mit Antacida (Pufferlösungen) oder H2-Blockern erfolgen.
Reißzahn
Bei Fleischfressern wichtigster Teil des seccodonten Gebisses, im Unterkiefer M1, im Oberkiefer P4.
Remodellation bei FORL
Die felinen odontoklastischen resorptiven Läsionen gehen mit einer erheblichen Auflösung von Zahnhartsubstanz durch Osteoklasten einher. Gleichzeitig finden Reparationsprozesse durch Aufbau neuen Knochens statt. Die Gesamtheit dieser Vorgänge bedingt an den betroffenen Zähnen eine Remodellation der Zahnhartsubstanz.
Replantation
Rück- oder Wiedereinpflanzung eines erhaltungswürdigen Zahnes in sein Zahnfach. Der Zahn kann entweder durch einen Unfall oder absichtlich vom Tierzahnarzt, z.B. zur retrograden Wurzelfüllung, aus seinem Zahnfach entfernt worden sein. Da der den Zahn versorgende Gefäßstrang nicht wieder anwächst, muss stets eine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt werden. Die Replantation sollte so schnell wie möglich und unter antibiotischem Schutz erfolgen. Entscheidend für den Langzeiterfolg der Replantation ist die schonende Behandlung der Wurzelhaut. Sie darf weder mechanisch bearbeitet werden (z.B. durch aggressive Reinigung) noch austrocknen.
Resorption
Aufnahme flüssiger oder gelöster Stoffe in die Blut- oder Lymphbahn. In der tierzahnheilkunde werden damit vor allem Abbauvorgänge beschrieben, z.B. Resorptionen während der Gebissentwicklung, Wurzelresorptionen, Resorptionen aufgrund entzündlicher Prozesse (Zysten, Tumore) oder Resorptionen auf Grund von Zahnbewegungen.
Retainer
Festsitzende Retentionsspange, festsitzende Apparatur nach Abschluss einer kieferorthopädischen Behandlung zur dauerhaften Stabilisierung des Therapieerfolges.
Retention
Zurückhalten; dieser Begriff ist in der Medizin vielfältig besetzt. In der tierzahnheilkunde wird er vor allem gebraucht für: Nichtdurchbrechen eines Zahnes, Verankerung einer Füllung im Zahn, Halteeingenschaften eines tierzahnärztlichen oder kieferorthopädischen Apparates, Fixierung eines kieferorthopädisch umgeformten Kiefers (Retentionsphase) durch spezielle Geräte (Retainer), Haftung von Verblendkunststoffen auf einer metallischen Unterlage (Retentionsperlen).
Retrogenie
Relative Rücklage eines zu kleinen Unterkiefers.
Retrognathie
Relative Rücklage eines Kiefers, unterschieden in mandibuläre Retrognathie und maxilläre Retrognathie.
Retrograder Verschluss
Retrograde Wurzelfüllung; chirurgisch-endodontische Maßnahme während einer Wurzelspitzenresektion. Das Verfahren wird angewandt, wenn nach Entfernung der Wurzelspitze die Verletzung des Zahnschmelzes zur Anlage einer Bohrung der Krone vermieden werden soll oder die über die Zahnkrone durchgeführte Wurzelfüllung nicht dicht ist.
Rezession
Gingivarezession, entzündungsfreier Zahnfleischrückgang; meist außenseitig an prominent stehenden sonst entzündungsfreien Zähnen. Dabei ist keine Zahnfleischtaschenbildung und erst im Spätstadium eine leichte Zahnlockerung erkennbar.
Rezidiv
Wiederauftreten einer schon vorher bestehenden, für ausgeheilt gehaltenen Erkrankung, in der Kieferorthopädie Wiederauftreten einer behandelten Fehlstellung. Da der kieferorthopädische Eingriff möglichst frühzeitig im noch wachsenden Gebiss unter Ausnutzung des körpereigenen Wachstumspotenzials erfolgen sollte, ist dem Auftreten möglicher Rezidive stets besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Am Ende einer Behandlung soll die Summe aller Kräfte auf den Zahn null sein, damit ein Rezidiv unwahrscheinlicher wird.
Röntgendiagnostik
Röntgenuntersuchung; durch die Röntgenstrahlen werden auf einer strahlenempfindlichen Filmschicht oder einem elektronischen Aufnehmer (Panel, Detektor) Schatten erzeugt, welche durch die unterschiedliche Strahlendurchlässigkeit des Körpergewebes oder von Fremdkörpern in Abhängigkeit von der Schichtdicke des Materials bedingt sind. Sind die Dichteunterschiede nicht ausreichend, können sie durch Kontrastmittel verstärkt werden.
Root planing
Wurzelglättung
Rückbiss
Malocclusion, Zahn- oder Kieferfehlstellung; in der Regel Bezeichnung für einen zu kurzen Unterkiefer.
Rugae palatinae
Beim Fleischfresser in der Gaumenschleimhaut ausgebildete, quer zur Längsachse verlaufende Falten, die das Herausgleiten von Beutetieren aus dem Fang erschweren sollen.
S
Sagittalebene
Körperlängsachsenebene von hinten nach vorne, steht senkrecht zur Dorsal- oder Coronar- (beim Menschen Frontal-) und Transversalebene. Die mediane Sagittalebene teilt den Körper in zwei gleich große Körperhälften (links und rechts).
Salivation
Speichelfluss, Speichelsekretion, Absonderung von Speichel aus den Speicheldrüsen, im klinischen Sprachgebrauch als Aussage für übermäßig aus der Maulhöhle fließenden Speichel verwendet.
Sanierung
Gebisssanierung, Oberbegriff für die Durchführung aller tierzahnärztlich notwendigen Maßnahmen in einem dringend behandlungsbedürftigen Gebiss. Außerdem wird der Begriff im Zusammenhang mit lokalen Maßnahmen im Rahmen der "Herdsanierung" benutzt.
Saumepithel
Das nicht keratinisierte Saumepithel schließt den gingivalen Sulcus zum Zahn hin ab, ist gleichsam dessen Boden. Es ist an der koronaren Grenze zum verhornten Gingivaepithel 15-30 Zelllagen dick, um sich apikal im Übergang zur desmodontalen Anheftung auf wenige Zelllagen zu verjüngen.
Schichtaufnahme
Schichtaufnahmeverfahren, Röntgenschichtaufnahme, Tomogramm; Bezeichnung für eine Röntgenaufnahmetechnik, welche die einzelnen, verschieden tiefen Schichten eines Körperteils darstellt. Im Gegensatz zur herkömmlichen Röntgenaufnahme, die ein Summationsbild aller aufgenommener Schichten ist, kann im Computertomogramm jeder einzelne Punkt des Untersuchungsgebietes gezielt angesprochen und ausgewertet werden.
Schiefe Ebene
Gleitebene; Teil einer kieferorthopädischen Apparatur, die einen fehlgestellten Zahn an die richtige Position lenken soll.
Schiefer Biss
Zahn- oder Kieferstellungsfehler, aus dem ein asymmetrischer Kieferschluss folgt. Bei der Aufnahme der Kieferstellung liegen die Mittenpunkte vn Ober- und unterkiefer nicht übereinander.
Schiene
Spange, Splint; Oberbegriff für verschiedene Hilfsmittel und Maßnahmen zur Behandlung von Frakturen, zur Ruhigstellung gelockerter Zähne nach Zahnunfall, zur Behandlung von Funktionsstörungen des Kiefergelenkes, zur Stützung parodontal geschädigter Zähne oder von Wurzelfrakturen oder im Rahmen der Kieferorthopädie.
Schleimhautlappen
Mucoperiostlappen.
Schleimhauttransplantat
Gingivatransplantat, subepitheliales Bindegewebstransplantat; chirurgisches Verfahren in der Parodontologie zur Bedeckung frei liegender Zahnwurzelabschnitte.
Schmelz
Zahnschmelz, Enamel; äußere Hartsubstanz und formgebendes Material der anatomischen Zahnkrone, 97% Hydroxylapatit, aus Schmelzprismen aufgebaut.
Schmelzaplasie
Schmelzfehlbildung, Schmelzdysplasie; bedingt durch Wachstums- und Verkalkungsstörungen oder Schädigung der den Schmelz bildenden Adamantoblasten während der Mineralisationsphase von Zähnen entstehende Fehlbildung der Schmelzschicht, die durch Flecken, Rillen oder furchen im Schmelz auffällt. Die Schmelzfehlbildung wird meist durch äußere Störungen erworben (vereiterte Milchzähne, Zahnunfälle im Milchzahngebiss, Medikamente oder systemische Erkrankungen wie Rachitis, Sepsis, Staupe- oder Salmonelleninfektionen). Die genaue Ursache ist meistens nicht mehr feststellbar, aufgrund der Mineralisationszeiten kann der Zeitpunkt der Schädigung jedoch genau festgelegt werden.
Schmelzdysplasie
Fehlbildung des Zahnschmelzes.
Schmelzhypoplasie
Ausbildung eines zu dünnen Zahnschmelzes an einzelnen oder allen Zähnen.
Schmelzrisse
Ausbildung von Rissen an einzelnen oder allen Zähnen, häufig als Folge mechanischer oder physikalischer Überbeanspruchung (Hitze, Kälte) oder einer Schmelzhypoplasie.
Schmerz
Unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung, die mit einem akuten oder drohenden Gewebeschaden verknüpft ist oder mit einem solchen in Zusammenhang steht. Die Reizung von Nervenendigungen (Schmerzrezeptoren) wird im Nervensystem zu einer Sinnesempfindung verarbeitet, in die auch erhebliche seelische Komponenten eingehen. Die Intensität der Schmerzempfindung ist demnach nicht nur von der Organschädigung abhängig. Wegen der individuell sehr unterschiedlichen Leidensfähigkeit ist es praktisch unmöglich, die Intensität von Schmerzen objektiv zu messen. Die Schmerzausschaltung und -bekämpfung ist ein wichtiges Bestreben der Tiermedizin.
Schneidezahn
Frontzahn im Ober- und Unterkiefer, tierartlich typische Anzahl, bei Hund und Katze in jeder Kieferhälfte 3, bei Nagern 1-2, beim Menschen 2. Wiederkäuer wie Ring und Schafe verfügen im Oberkiefer statt der Schneidezähne über eine stark verhornte Platte.
Schraubenaufbau
Verankerung künstlicher Kronen oder Füllungen mittels Schraube. Im devitalen Zahn kann die Schraube in den Wurzelkanal eingebracht werden, in vitalen Zähnen durch Dentinschräubchen (Parapulpärstifte).
Schraubenimplantat
Aus Titan gefertigte Implantate zur Verankerung künstlicher Kronen im Kieferknochen.
Schwenklappen
Stiellappen, Verschiebelappen; um einen Basispunkt geschwenkter Mucoperiostlappen (geschwenkter Nahlappen) zur plastisch-chirurgischen Deckung eines Defektes.
Schwund
Verlust von Gewebe (Atrophie). Verkleinerung des Volumens z.B. einer Füllung.
Seitenzahnneigung, Heimtiere
Die Neigung der Seitenzähne der Heimtiere ist völlig verschieden: Während die Okklusalflächen beim Meerschweinchen um 30° und beim Kaninchen um 10° geneigt sind, verlaufen sie beim Chinchilla horizontal.
sekodont
Mit der Funktion einer Schere ausgestattetes Gebiss z.B. der Fleischfresser, durch spitze Zähne mit geschlossener, schmelzüberzogener Krone gekennzeichnet; im Gegensatz hierzu das kauend-malende Gebiss der Pflanzenfresser mit flachen, häufig schmelzfaltigen Zähnen.
Sekundärdentin
Nach Abschluss der Zahnausreifung (Abschluss des Wurzelwachstums) von den Zellen der Zahnpulpa gebildetes neues Dentin, wodurch die Nervenhöhle bis etwa zum Ende des zweiten Lebensjahres bei Hund und Katze auf einen engen Spalt reduziert wird. Im Gegensatz hierzu ist Tertiärdentin das Ergebnis einer Reparaturmaßnahme der Pulpa, beispielsweise zum Verschluss einer langsam infolge Steinbeißens abnutzenden Kronenspitze.
Sekundärheilung
Unter Bildung von Granulationsgewebe und nicht durch den direkten Kontakt der Wundränder erfolgende Wundheilung.
Selbstreinigung
Biologische Reinigung; Reinigung der Maulhöhle oder ihrer Teile ohne zusätzliche Maßnahmen von außen vor allem durch Speichel und Zungenbewegung, die Aufnahme der Nahrung und Form und Stellung der Zähne. Ein besonders wichtiger Aspekt der Selbstreinigung ist die natürliche Verhinderung oder Entfernung von Plaque. Hierbei spielt die Qualität der Nahrung eine wichtige Rolle. Die Fehlstellung von Zähnen erzeugt Schmutznischen und behindert die Selbstreinigung erheblich.
Separation
Auftrennen der Zahnkrone im Rahmen der tierzahnärztlichen Zahnextraktion in den einzelnen Wurzeln zugeordnete Teile. Da die Wurzeln mehrwurzeliger Zähne in der Regel divergierend verlaufen, kann die Extraktion der Zahnteile nach der Separation schonender und unter geringerem Kraftaufwand erfolgen. Dabei kann die Achse jeder einzelnen Wurzel als Extraktionsrichtung verwendet werden.
Sequester
Knochensequester, abgestorbenes, durch Granulationsgewede abgegrenztes, demarkiertes Knochenstück, häufig bei einer Osteomyelitis auftretend. Der den Sequester umgebende Knochen wird als Totenlade bezeichnet. Bleibt der Sequester entzündet, kann das Entzündungssekret über eine Fistel aus Knochen und Weichgewebe nach außen sequestriert werden.
Sharpeysche-Fasern
Parodontalfasern, Bindegewebsfasern des Desmodont, Teil des Zahnhalteapparates, federnde Aufhängung des Zahnes in seinem knöchernen Zahnfach.
Sialolith
Speichelstein
Sialozele
Speicheldrüsenzyste, hauptsächlich von der Unterzungen- oder Unterkieferspeicheldrüse. In der Maulhöhle wird sie Ranula, im Kehlgang und am Hals Meliceris bezeichnet.
Sickerblutung
Ständige, Stunden bis Tage dauernde, lichte, diffuse Blutung aus einer Operationswunde, ohne dass ein größeres Blutgefäß verletzt sein muss. Es kann entweder eine Gerinnungsstörung oder eine Gewebsentzündung im Operationsgebiet vorliegen. Kommt die Blutung durch eine Drucktamponade nicht zeitnah zum Stehen, muss die Blutungsursache identifiziert und abgestellt werden.
Sinusitis
Nasennebenhöhlenentzündung, Kieferhöhlenentzündung; überwiegend eitrig-entzündlich nach bakterieller Infektion, häufig aus einem Prozess der Reißzähne des Oberkiefers resultierend. Differentialdiagnostisch sind Prozesse in der Nasenhöhle oder hämatogen verschleppte Infektionen zu berücksichtigen.
Spaltlappen
Mucoperiostlappen
Spaltung
eines Abszesses; kieferchirurgische Eröffnung eines mit Eiter gefüllten Raumes mit dem Zweck des Eiterabflusses und der Zufuhr von Luftsauerstoff, um anaerobe Infektionen zu beenden (Wundbrand-, Tetanus-Prophylaxe).
Speichel
Absonderung der Speicheldrüsen, die Bakterien abtötet, die Nahrung anfeuchtet und deren enzymatische Verdauung einleitet, pH 6,2 - 7,6.
Speicheldrüsen
In der Mundschleimhaut befinden sich zahlreiche kleine Speicheldrüsen, der Hauptteil des Speichels kommt aber aus den paarigen Ohrspeichel-, Unterkiefer und Unterzungendrüsen.
Speichelzyste
Aus einer Verletzung einer Speicheldrüse, zumeist der Unterzungen- oder Unterkieferdrüse, oder der Verlegung eines Ausführganges hervorgegangene Ansammlung von Speichel in einer durch diesen Speichel entstandenen Zystenhöhle.
Splint, parodontaler
Schienungsverfahren von gelockerten Zähnen, die nach geeigneter Sanierung des Periodontiums wiederanheilen sollen.
Spontanfraktur
Bei an sich normaler Knochenbelastung aufgetretener Knochenbruch, der auftritt, wenn der Knochen durch eine vorausgegangene Erkrankung (Tumor, Osteomyelitis, Zyste) oder Atrophie (Alter) stark geschwächt worden ist.
Staging, parodontales
Feststellung der Schädigungsklassen (Miller-Klassen) bei Parodontitis.
Stahlkrone
Den mechanischen Belastungen in der Tierzahnheilkunde am ehesten gewachsene Kronenart zur Versorgung verletzter Zähne.
Staupegebiss
Als generalisierte Schmelzschädigung (Schmelzdysplasie) auftretende Folge einer Staupeinfektion in den ersten Lebenswochen. Durch die Virusvermehrung in den Adamantoblasten kommt es zu deren Schädigung und Absterben mit der Folge unterschiedlich dicker Schmelzschichten mit unterschiedlichen, gelblich-braunen Verfärbungen an zahlreichen oder allen Zähnen.
Stiellappen
Gestielter Lappen, Mucoperiostlappen, zur Durchführung einer Lappenplastik. Dabei bleibt ein Teil de Lappens mit der ursprünglichen Gefäßversorgung verbunden, während der andere Teil des Lappens zu einem Defekt hin verschoben und dort eingenäht wird.
Stiftaufbau
Schraubenaufbau, Stiftzahn; teilweise Wiederherstellung einer zerstörten Zahnkrone mittels Stiften oder Schrauben, welche im Wurzelkanal oder dem Dentin verankert werden.
Stomatitis
Mundschleimhautentzündung, meist auf dem Boden einer Gingivitis oder Parodontitis, zuweilen auch Folge immunologischer Entgleisungen.
Stomatognathes System
Gesamtheit des Kau- bzw. Fressorganes, bestehend aus beiden Kiwefern, den Zähnen und dem Zahnhalteapparat, Zungenbein, Kiefergelenk, Weichgewebe von Zunge, Lefzen, Gaumen, Muskulatur, Sehnen und Bändern von Kopf, Hals und Nacken, neuraler, vaskulärer und lymphatischer Versorgung dieser Gewebe und Speicheldrüsen.
Subluxation des Kiefergelenkes
Unvollständige Ver- oder Ausrenkung des Gelenks; das Gelenkköpfchen befindet sich vor oder hinter dem Diskus, ohne die Gelenkpfanne zu verlassen. Dadurch ist keine regelrechte funktion mehr möglich, der Schluss des Fanges ist behindert, wenn das Köpfchen nach hinten, die Öffnung erschwert, wenn es nach vorne verlagert ist.
Symphysenfraktur
Fraktur der bindegewebigen Syndesmose der beiden Unterkieferkörper in der Höhe der ersten Schneidezähne, häufig folge eines Sturzes von großer Höhe oder eines Autounfalles.
Syndesmose
Bindegewebige, feste Verbindung zweier Knochen. Die Knochennaht ist allerdings nicht knöchern durchbaut. An mehreren Stellen im Körper der Haustiere anzutreffen: Mandibulasymphyse, Beckensymphyse, Ileosacralgelenk.
T
Tamponade
U.U. mit Medikamenten bestückte Gazestreifen oder Füllstoffe anderen Materials in einer Wunde, hauptsächlich zum Zweck der Blutstillung.
Tasche, echte parodontale
Zahnfleischtasche
Taschentiefe
Zur Messung der Taschentiefe wird eine mit mm-Skala versehenen Sonde (Parodontalsonde; Parodontometer) entlang der Wurzelachse vorsichtig und ohne Druck in den gingivalen Sulcus eingebracht und bis zum Boden der Tasche abgesenkt. Die Tiefe wird an dem der Sonde anliegenden Taschenrand in mm abgelesen. Normalbereich: < 2 mm.
Taurin
Aminoäthansulfonsäure, für die Katze essentielle Aminosäure; bindet bei Zusatz zum Futter lediglich freien Schwefel, der für Mundgeruch verantwortlich ist. Taurin stellt daher für den Besitzer eine Erleichterung im Umgang mit der Katze dar, in der Tierzahnheilkunde entfaltet es im Patienten aber keine positive Wirkung.
Temporäre Einlage
Im Rahmen einer Wurzelbehandlung in den Wurzelkanal eingebrachte medikamentöse Einlage zur Keimreduktion, Schmerzlinderung und zum Wundverschluss.
Tertiärdentin
Reparaturdentin zum Verschluss einer drohenden Pulpawunde z.B. bei Abrasionsverletzung.
Tiefer Biss
Tiefbiss, vertikaler Überbiss; im Frontzahnbereich bestehende Störung des regelrechten Zusammenbisses als Folge eines Rückbisses mit Traumatisierung der Oberkieferschleimhaut.
TNM-Schema
Im Rahmen der Tumortherapie benutztes Schema zum Staging. Mit Hilfe des Schemas wird die lokale und systemische Ausbreitung des Tumors auf örtliche und weiter entfernt gelegene Lymphknoten und Körperregionen eingestuft. T1N2M2 bezeichnet so einen lokal invasiven Tumor, der sowohl in entfernte Lymphknoten wie auch Organe metastasiert ist und daher eine sehr schlechte Prognose aufweist.
Tomografie
Verfahren zur Herstellung von Schnittbildern des Körpers (Schichtaufnahmeverfahren) mit Hilfe von Röntgenstrahlen. Durch die Ansprechbarkeit einzelner Punkte des Volumendatensatzes lassen sich kleinste Details überlagerungsfrei darstellen.
Totenlade
Knochensequester, abgestrobener Knochenabschnitt, vom übrigen Gewebe durch Granulationsgewebe abgegrenzt.
Toter Zahn
Zahn, dessen Zahnnerv (Pulpa) abgestorben ist.
Transplantation
Lebender oder zur Regeneration anregender Gewebeteil, der an der Entnahmestelle entbehrlich ist und an einer anderen Körperstelle eingepflanzt wird. Es werden unterschieden: autogene Transplantation: Verpflanzung innerhalb desselben Individuums, allogene Transplantation: Verpflanzung auf ein genetisch unterschiedliches Individuum derselben Art (von Hund zu Hund), isogene Transplantation: Verpflanzung ziwschen zwei genetisch identischen Individuen (z.B. zwischen zwei eineiigen Zwillingen), xenogene Transplantation: artfremde Verpflanzung. Bei autogenen Zahntransplantationen wird unterschieden zwischen autoplastischer Transplantation wurzelunreifer Zähne (Zahnkeimtransplantation; Nerv und Wurzelhaut bleiben erhalten), auto-alloplastischer Transplantation (wurzelreife Zähne; Wurzelkanalbehandlung ist erforderlich, Wurzelhaut erhaltbar) und alloplastischer Transplantation (wurzelunreife Zähne, devital und ohne lebende Wurzelhaut nach Wurzelkanalbehandlung).
Transpositionslappen
Mucoperiostlappen.
Trauma
Durch eine äußere Gewalteinwirkung entstandene Körperwunde oder Verletzung. Unterscheidung in offenes oder scharfes Trauma mit Durchstoßung der Körperoberfläche (Schuss-, Schnitt-, Platzwunde) und geschlossenes oder stumpfes Trauma ohne Perforation der Körperoberfläche (Commotio, Prellung).
Traumatische Zahnverletzungen
Durch äußere Gewalteinwirkung entstandene Abbrüche oder Risse der Zahnkrone und/oder Wurzel und/oder Alveole, Lockerung oder vollständiges Fehlen im Zahnfach. Zusätzliche liegen oft weitere Weichteil- oder Knochenverletzungen vor.
Treppengebiss
Gebissform bei Nagern und Lagomorpha (Meerschweinchen, Chinchilla, Kaninchen, Hasen), bei der die Occlusalflächen der Seitenzähne eine unterschiedliche Höhe (Treppen) aufweisen. Die daraus resultierende Kieferfehlstellung führt zu Zahnkanten, retrogradem Wachstum und gestörter Zahnproduktion und langfristig zu gestörter Nahrungssaufnahme.
Trigeminusnerv
N. trigeminus, V. Hirnnerv; versorgt als Empfindungsnerv die Haut und Schleimhäute eines großen Teils des Kopfes. Als Bewegungsnerv versorgt er Augen, Ohr, die Muskulatur des Kopfes, Mund und Zunge. Er teilt sich nach dem Gasserschen Ganglion in Nn. ophthalmicus, maxillaris und mandibularis auf.
Trigeminusneuralgie
Gesichtsschmerz; einseitige, kurzdauernde Schmerattacken im Versorgungsgebiet der Trigeminusäste.
Trismus
Krampfhaftes Zusammenbeißen der Zähne; beim Hund gelegentlich Folge einer schwer verlaufenden Myositis eosinophilica, die mit dem vollständigen Unvermögen verbunden sein kann, den Fang zu öffnen. Solch ein Fang muss in Vollnarkose instrumentell gesprengt werden, um dem Tier wieder eine Nahrungsaufnahme zu ermöglichen. Dabei kann danach für einige Zeit der Schluss des Fangs beeinfträchtigt sein, wenn nach der Myositis der größte Teil des Muskels in funktionsloses Bindegewebe umgewandelt worden ist. Das Tragen eines Maulkorbes hilft die Zeit bis zum wieder möglichen Maulschluss überbrücken.
Tumoren
Geschwulste. Je nach Zellart gut- (benigne) oder bösartig (maligne) und mit unterschiedlicher Tendenz sich im Körper auszubreiten.
U
Überbiss
Bezeichnung für einen Vorbiss des Oberkiefers (Malokklusion Klasse II), gelegentlich auch des Unterkiefers (Malokklusion Klasse III). Der Begriff sollte daher nicht ohne Nennung des fehlgebildeten Kiefers verwendet werden.
Überkappung
Aufbringen einer Lage Calciumhydroxid auf die vitalamputierte Pulpa mit dem Ziel durch die dadurch eintretende Gewebsnekrose die Bildung von Tertiärdentin und damit den Wundverschluss durch Osteoblasten zu induzieren.
Ulcus
Geschwür, z.B. in der Maulschleimhaut (Maulhöhlenulcus)
Ultraschallgeräte
Geräte zur Entfernung von Zahnstein; durch den Ultraschall entstehen durch Kavitation zahlreiche mikroskopisch kleine Blasen im Kühl- und Spülwasser des Gerätes, durch die Zahnstein und Konkremente abgesprengt werden.
Ultraschallzahnsteinentfernung
Verfahren zur möglichst schonenden und gründlichen Reinigung der Zähne von Zahnstein und Konkrementen.
Umschlagslappenplastik
Deckung von Schleimhautdefekten mit Hilfe eines umgeschlagenen Mucoperiostlappens.
Unterfüllung
Schutzschicht vor bakteriellen, chemischen und thermischen Reizen zwischen dem Boden der Zahnkavität und der eigentlichen Füllung. Verwendung finden Phosphat- oder Glasionomerzemente. Sie werden lediglich mit einem Calciumhydroxidpräparat unterlegt. Sie dämpft die über die Füllung auf die Pulpa wirkenden Kräfte.
Unterkieferbruch
Unterkieferfraktur, Fraktur des Unterkiefers durch Gewalteinwirkung oder krankhafte Prozesse (Zysten, Tumore). Abhängig von Stärke und Richtung der einwirkenden Kraft treten Längs-, Quer- und Schrägfrakturen auf. Besonders häufig sind Symphysen- und Collumfrakturen.
Unterkiefercanini, engstehende
Aufgrund von unterschiedlichsten Zahn- (dento-alveoläre) oder Kieferfehlstellungen (basal-skelettal) fehlgestellte Eckzähne des Unterkiefers, die den Oberkiefer erheblich traumatisieren können. Engstehende Unterkiefercanini sind demnach keine Erkrankung im eigentlichen Sinne sonder vielmehr ein Leitsymptom bei zahlreichen Kieferfehlstellungen. Nach der Gebissanalyse, die die Ursache der Fehlstellung aufdecken soll, kann ein Plan zur kieferorthopädischen Behandlung erstellt werden. Besondere Bedeutung hat die frühzeitige Diagnose (möglichst bereits im 4. Lebensmonat durch einen kieferorthopädisch geschulten Tierarzt), die Auskunft über die Krankheitsursache und eine eventuelle Behandlungsnotwendigkeit gibt. Die gerne gehegte Hoffnung, die Fehlstellung werde sich "von selbst auswachsen" führt zu einem unglücklichen Zeitverlust, der die spätere erfolgreiche Behandlung häufig erheblich kompliziert oder gar verhindert.
Unterkiefersymphyse
Syndesmose zwischen den beiden Körpern der Mandibula.
V
Verblendkrone
Krone zur Erzielung eines besondern kosmetischen Ergebnisses; im Gegensatz zur i.d.R. silberfarbenen Vollgusskrone trägt die Verblendkrone eine zahnfarbene Verblendung mit Komposit, Glaskeramik oder Keramik. Die Standzeit der Verblendung ist deutlich kleiner als die der Krone. Deshalb werden die weniger spröden Kompositverblendungen bevorzugt, zudem diese leicht repariert werden können.
Verblockung
In der Regel kurzfristige Verbindung einer Gruppe von Zähnen zum Zweck der tierzahnärztlichen Behandlung, z.B. der Schneidezähne zur kieferorthopädischen Behandlung eines Vorbisses.
Vereiterung
Zunächst ohne Infektion bestehender Zustand, z.B. eine Zahnwunde mit Ansammlung neutrophiler Granulozyten, der dann durch Bakterien infiziert wird (Alveolitis), häufig mit jeglicher Entzündung bzw. einem Abszess gleichgesetzt.
Verlagerung
Ektopie, Zahnverlagerung, ektopischer Zahn; Fehllage eines Zahnkeims oder fertig ausgebildeten Zahns. Dabei kann die Zahnachse im dreidimensionalen Raum alle Lagen einnehmen. Häufig tritt in der weiteren Entwicklung eine Retention ein.
Verschiebelappen
Mit dem blutversorgenden Gewebe auf einer Seite verbunden bleibender Mucoperiostlappen zur Deckung einer nahegelegenen Wunde, in die er verschoben und eingenäht wird.
Versiegelung
Zur Beseitigung schmerzhafter Abrasions- und Erosionsfolgen oder nach Absprengungsfrakturen der Krone oder zur Kariesprophylaxe eingesetzte Behandlungsmethoden unter Anwendung dünnflüssiger Versiegelungswerkstoffe, meistens dünnflüssiger, dentinadhäsiver Kunststoffe, die später durch Anwendung von Licht oder selbständig chemisch aushärten.
Vitalitätsprüfung
Sensibilitätsprüfung der Zahnpulpa auf die Vitalität; beim Haustier ist der negative Befund nicht sehr aussagekräftig, da der Patient u.U. aus angst nicht reagiert, der positive Befund dagegen für den Tierarzt nicht ungefährlich. Die Überprüfung erfolgt durch Klopfen oder Anwendung von Kälte, Wäre oder schwachen Strom.
Vitalamputation
Entfernung entzündeter Anteile einer möglichst frisch verletzten und eröffneten Pulpa i.d.R. durch rotierende Zahninstrumente mit dem Ziel, nach Überkappung und Unterfüllung einen dichten Verschluss des Pulpa zu erreichen. Behandlungsmethode zur Erhaltung eines weitgehend vitalen Zahnes.
Vitalexstirpation
Entfernung der vitalen Pulpa mit anschließender Wurzelkanalbehandlung und Füllung.
Vorbiss
Fehlstellung eines Kiefers, in der Regel des Oberkiefers, Malocclusion Klasse II.
W
Wechselgebiss
Übergang zwischen dem Milchgebiss und dem bleibenden Gebiss mit zähnen beider Dentitionen in der Maulhöhle.
Wellengebiss
Wellenförmig abgenutzte Seitenzähne der Pflanzenfresser, insbesondere von Meerschweinchen und Kaninchen, mit der Folge einer erheblich gestörten Futteraufnahme und -zerkleinerung. Ohne tierzahnärztliche Korrektur können die Patienten verhungern, obgleich sie Futter zu sich nehmen, da es in der schlecht zerkleinerten Form schlechter verdaut wird.
Wundheilung
Die physiologische Wundheilung nach einer Zahnextraktion beginnt mit der Koagulumbildung und wird nach 3-6 Monaten durch die reparative Phase abgeschlossen. Nach 6-7 Tagen ist der erste Knochen nachweisbar, innerhalb von 3-4 Wochen reift er zu festem Knochen aus. Nach ca. 100 Tagen ist die Alveole röntgenologisch nicht mehr nachweisbar.
Wunddehiszenz
Auseinanderklaffen einer primär durch Naht verschlossenen Wunde, i.d.R. infolge übermäßiger mechanischer Beanspruchung oder eine Wundinfektion.
Wundinfektion
Wenn nach einer Extraktion oder Operation Wurzelteile zurückgelassen werden oder eine Infektion des die Wunde ausfüllenden Blutpfropfs oder ein Eindringen von Fremdkörpern (Futterreste) erfolgt, kann es in Abhängigkeit von der Widerstandskraft des Immunsystems zu Wundheilungsstörungen (Alveolitis, Abszess) kommen. Eine große Rolle spielen die komplexe orale Keimbesiedlung und die Traumatisierung im Zusammenhang mit den Kaubewegungen.
Wurzel
Im Knochen verankerter, nicht von Zahnschmelz überzogener Teil des Zahnes.
Wurzelamputation
Entfernung von (entzündeten) Wurzelteilen.
Wurzelfraktur
Zahnfraktur im Bereich der Wurzel, therapeutisch sehr ungünstig, häufiger Grund für eine Zahnextraktion nach Traumata.
Wurzelglättung
Abtragung und Glättung der obersten, meist infizierten Zahnwurzelschicht, finieren und polieren mit speziellen Handinstrumenten, seltener auch instrumentell, nach dem Entfernen der Beläge (Kürettage, Scaling) mit dem Ziel, eine gereinigte Wurzeloberfläche zu hinterlassen, die sich für eine Rekonstruktion und das Wiederanwachsen des Zahnhalteapparates eignet.
Wurzelkanal
Pulpakanal; bei einem vitalen Zahn mit Pulpagewebe gefüllter Hohlraum in der Zahnwurzel, der sich mit zunehmendem Alter weitgehend mit Sekundärdentin ausfüllt bis hin zum fast vollständigen Verschluss (Obliteration) und bei den Haustieren in etwa am Ende des zweiten Lebensjahres nur noch einen schmalen Kanal darstellt.
Wurzelkanalbehandlung
Behandlung eines abgestorbenen oder dauerhaft nicht mehr funktionstüchtigen Zahnnerven mit dem Ziel, eine maximale Reduktion der Keime im Wurzelkanalsystem zu erreichen und einer bakteriellen Wiedervermehrung vorzubeugen. Je komplizierter das Wurzelkanalsystem aufgebaut ist, desto schwieriger ist eine Wurzelkanalbehandlung. Damit steigt die Gefahr, dass die Entzündung im Wurzelkanalsystem nicht vollständig ausheilt.
Wurzelkanalfüllung
Hauptziel jeder Wurzelkanalbehandlung ist neben der Beseitigung von Keimen die Abschirmung des Wurzelkanalsystems gegenüber Mundhöhle und Parodontium im Sinne eines bakteriendichten Verschlusses. Dies geschieht durch Einbringen von Füllungsmaterialien, Kondensation und endgültiger Füllung der Kavität.
Wurzelkaries
Bis in die Wurzel hineinreichende Karies, beim Hund vor allem im M1 des Oberkiefers, vom sogenannten Bodinghbauer-Loch ausgehend. Von Wurzelkaries befallene Zähne können nur noch extrahiert werden.
Wurzelresorption
Auflösung der Wurzelspitze aufgrund unterschiedlicher Ursachen: Die physiologische Resorption beschreibt die Auflösung der Milchzahnwurzel im Verlauf des Zahnwechsels. Pathologische Resorptionen erfolgen bei eitrigen Prozessen oder Tumoren, durch Überbelastung, Zahnverletzungen bei Unfällen oder gescheiterten Replantationen, wenn die Wurzelhaut zu wenige noch lebende Zellen bei der Wiedereinpflanzung hatte.
Wurzelspitze
Engste Stelle des Wurzelkanals mit einer Öffnung, bei den Haustieren mit vielen kleinen Kanälchen (apikales Delta) zum Durchlasse der den Zahn versorgenden Gefäße und Nervenanteile. Die Wurzelspitzenresektion ist ein operativer Eingriff an der Wurzelspitze eines Zahnes zur Beseitigung von Eiter- oder Zystengewebe in diesem Gebiet. Über die dabei entstehende Öffnung kann die Extirpation der Pulpa und eine retrograde Wurzelfüllung vorgenommen werden.
Z
Zahn
In einer Zahnreihe angeordnetes, sich zweimal bildendes Körperorgan, bei Haustieren mit den Hauptfunktionen Nahrungszerkleinerung und Verteidigung. Anhangsgebilde der Haut, bestehend aus Schmelz, Dentin, Zement und Zahnmark (Pulpa).
Zahnabszess
Aus der Entzündung eines Zahnes hervorgehende Schwellung unterhalb des Auges beim Hund, deren erfolgreiche Therapie neben der Behandlung des Abszesses eine Sanierung des im Zahn ablaufenden Prozesses, u.U. sogar seine Extraktion, voraussetzt.
Zahnachse
Zahnlängsachse, Zentralachse; räumliche Verbindungslinie zwischen der Wurzelspitze und der Mitte der Schneidekante bei einwurzeligen bzw. zwischen der Wurzelgabelung (Bifurkation) und der Mitte der Schneidekante oder Kaufläche bei mehrwurzeligen Zähnen (anatomische Zahnachse). Die funktionelle Zahnachse bezeichnet in einem Kräftediagramm die virtuelle Linie, bei welcher unter Druck die meisten Sharpey-Fasern angespannt werden.
Zahnavulsion
In der Regel traumatisch bedingtes (Autounfälle, Beißereien) Herausreißen eines Zahnes aus seiner Alveole. Hierbei können Alveolenteile am avulsierten Zahn anhaften bleiben. Nach Wurzelbehandlung kann eine Replantation unternommen werden, wenn die Wurzelhaut noch in entsprechendem Zustand ist.
Zahnbelag
Oberbegriff für Verunreinigungen auf der Zahnoberfläche und dem Zahnfleischrand, unterschieden in weiche und harte Zahnbeläge. Harte Beläge sind Konkremente und Zahnstein, weiche Beläge (Plaque) bestehen zu 80% aus Bakterien. Daneben gibt es Verfärbungen durch Futtermittel.
Zahnbeweglichkeit
Bedingt durch seine federnde Aufhängung des Zahnes besteht eine physiologische Beweglichkeit, die Kaukräfte und Traumata impulsartig auffängt. Bei der Zahnlockerung durch Substanzverlust im Zahnbett oder traumatische Einflüsse liegt eine pathologische Beweglichkeit vor.
Zahnbewegungen
Therapeutische Zahnbewegungen in der Kieferorthopädie werden in kippende Bewegungen der Krone oder Wurze (Torque), körperliche Zahnbewegung im Sinne einer parallelen Verschiebung von Wurzel und Krone (Translation), Verschiebung in vertikaler Richtung (Extrusion und Intrusion) oder Drehbewegung (Rotation) unterteilt.
Zahnbogenlänge
Länge des Zahnbogens aller vorhandenen Zähne.
Zahnbreite
Größte Breite der Zahnkrone. Breite Schneidezähne sind statistisch signifikant mit breiten Prämolaren und Molaren gekoppelt. Die Zahnbreite ist genetisch determiniert.
Zahnbürste
Reinigungsinstrument zur Reinigung der Zähne
Zahndurchbruch
Durchbruch der Milchzähne in der 5.-7. und der bleibenden Zähne ab dem 4.b Lebensmonat.
Zahndysplasie
Fehlbildung einzelner oder mehrerer Zähne, i.d.R. genetisch bedingt oder Folge schwerer systemischer Erkrankungen.
Zahnelongation
Hochwachsen des durchgebrochenen Zahnes im Verlauf seiner Entwicklung wie auch kieferorthopädische Maßnahme, einen Zahn durch Extrusion weiter aus seiner Alveole herauszuziehen und ihn dadurch zu verlängern.
Zahnengstand
Crowding, v.a. im Zusammenhang mit nicht ausreichenden Kieferbogenlängen auftretende Stellungsanomalie an sich gesunder, normal großer Zähne. Da Zahnform und -größe und Kieferform und -größe durch verschiedene Erbanlagen vermittelt werden, sind bei geringen Kieferbogenlängen Kulissenstände und Rotation von zähnen nicht selten. Bei solchen Gebissen stellen sich häufig enudierte Wurzel, eine gestörte Selbstreinigung und letztendlich Entzündungen mit frühem Zahnverlust ein.
Zahnentwicklungsstörungen
Genetisch bedingte Entwicklungsstörungen kommen im Gegensatz zu erworbenen Störungen meist generalisiert im Milchzahn- und bleibenden Gebiss vor. Es werden Störungen der Schmelzbildung, Dentibildung und kombinierte Störungen von Schmelz, Dentin und Pulpa beschrieben. Erworbene Störungen gehen auf äußere Störungen (vereiterte Milchzähne, Zahnunfälle, Medikamente, Mangelerkrankungen, Infektionen oder schwere systemische Erkrankungen zurück.
Zahnfehlstellung
Fehlstellung von Zähnen
Zahnfleischrückgang
Folge einer Periodontitis, Parodontose.
Zahnfleischwucherung
Zubildung am Zahnfleisch, gutartige oder bösartige Tumore.
Zahnformel
Formelhafte Beschreibung der Anzahl und Funktion der Zähne, entweder durch Abkürzung, z.B. P1 für den ersten Prämolar, oder Numerierung. Am gebräuchlichsten ist in der Tierzahnheilkunde das dreistellige System nach Triadan, z.B. 104 für den rechten oberen Eckzahn.
Zahnfraktur
Zahnunfall; Bruch, Anbruch oder Abbruch einer Zahnkrone, Zahnwurzel oder von beiden Teilen durch Gewalteinwirkung bzw. während der Extraktion eines Zahnes. Brüche können auch unvollständig (Riss) oder ohne räumliche Entfernung (Dislokation) der Bruchstücke ablaufen.
Zahnfüllung
Behandlung eines Zahnes mit Füllmaterialien mit dem ziel seiner Erhaltung
Zahnhalskaries
Karies im Bereich des Zahnhalses
Zahnhalteapparat
Summe der den Zahn verankernden Strukturen; Desmodont, Zahnzement, Alveole und Zahnfleisch.
Zahnkeim
Bezeichnung für den sich im Kiefer entwickelnden Zahn, dessen Krone zwar schon ausgebildet, dessen Wurzelwachstum aber noch nciht abgeschlossen ist.
Zahnkeimentzündung
Nur selten hämatogen (über den Blutweg) auftretende Entzündung des Zahnkeimes. Meistens liegt eine Verletzung des darüber liegenden Milchzahnes oder eine Unfallverletzung vor. Durch die Entzündung wird der Zahnkeim erheblich geschädigt, der später durchbrechende Zahn erleidet in den meisten Fällen große Schäden.
Zahnkeimverlagerung
Verlagerung des Zahnkeimes an eine andere Stelle im Kiefer, meist schon embryologisch verursacht, seltener durch ein Milchzahntrauma. Die Folge ist der Durchbruch des Zahnes an einer falschen Stelle innerhalb oder außerhalb der Zahnreihe oder dessen Retention.
Zahnknirschen
Vor allem nachts festes Zusammenbeißen der Zahnreihen ohne Futter, kann zu erheblichen Schädigungen führen.
Zahnkürzung
Bei Nagern häufig notwendige Maßnahme im Rahmen der Behandlung von Fehlstellungen oder der Folgen von Zahnverlust. Bei sogenannten "Kampfhunden" nicht tierschutzgerechte Maßnahme zu deren Entwaffnung.
Zahnlockerung
Abnorm erhöhte Zahnbeweglichkeit, ausgelöst durch den Abbau des Kieferknochens, entzündliche Prozesse in der Wurzelhaut oder an der Wurzelspitze, durch droße Zyste, Tumoren oder ein Trauma.
Zahnlücke
Natürliche oder krankhafte Veränderung am Kiefer, bedingt durch verschiedene umstände wie nicht angelegte Zähne (Zahnunterzahl) Zahnwechsel, Zahnextraktion oder traumatischen Zahnverlust oder Retention von Zähnen.
Zahnluxation
Lockerung eines Zahnes in seiner Alveole.
Zahnmissbildung
Fehlbildung eines Zahnes in Anzahl, Form oder Struktur
Zahnpasta
Zahnreinigungshilfe mit Geschmacksanteilen und einem Scheuerkörper zur Verbesserung des Reinigungseffektes
Zahnpflegeprodukte
Zur Verfügung stehen abrasive Futtermittel zur Zahnreinigung, Reinigungsstreifen, die ähnlich Kaugummi sehr lange zerkaut werden müssen und teilweise zur Wirkungsverstärkung Enzyme enthalten, Zahnpasten speziell für Haustiere, Zahnbürsten in verschiedenen Ausführungen und Desinfektions- und Pflegeprodukte für Zähne und Zahnfleisch in form wässriger Lösungen oder Cremes und Pasten.
Zahnpolitur
Im Anschluss an eine Zahnsteinentfernung unbedingt durchzuführende Glättung der auf dem Zahnschmelz hinterlassenen Unebenheiten. Wird die Politur unterlassen, stellt sich in den Unebenheiten innerhalb kürzester Zeit erneut Zahnbelag und Zahnstein ein.
Zahnreinigung
Reinigung der Zähne zur Prophylaxe von Auflagerungen, die mittelfristig zur Parodontitis und zum Zahnverlust führen.
Zahnresorption
Resorption eines ganzes Zahnes, in der Regel vor seinem Durchbruch. So kann es bei Retention z.B. des P1 nach einigen Monaten zu dessen Resorption kommen, was u.U. zur Zuchtuntauglichkeit des Tieres führt, da das Vorhandensein auch radiologisch nicht mehr nachgewiesen werden kann.
Zahnschema
Formelhafte Beschreibung der Anzahl und Funktion der Zähne, entweder durch Abkürzung, z.B. P1 für den ersten Prämolar, oder Numerierung. Am gebräuchlichsten ist in der Tierzahnheilkunde das dreistellige System nach Triadan, z.B. 104 für den rechten oberen Eckzahn.
Zahnstatus
Sichtbarer Gebisszustand, ausführliche schriftliche Dokumentation des gegenwärtigen Zustandsbildes eines Gebisses mit Inspektion der Zähne (Anzahl, Füllungen, Karies, Lockerung, fehlende Zähne, Fehlbildungen und sonstige Besonderheiten).
Zahnstein
Verkalkte Plaque; Zahnauflagerungen infolge einer Mineralisation des Zahnbelages auf der Zahnoberfläche. Zahnstein besteht aus vier verschiedenen Kalziumphosphatkristallen, deren mineralische Bestandteile aus dem Speichel stammen: Brushit (CaH(PO4)x 2 H2O), Oktakalziumphosphat (OCP; Ca4H(po4)3 x 2 H2O, Hydroxylapatit (Ca5(PO4)3 x OH) und Whitlockit (ß-Ca3(PO4)2).
Zahnsteinentfernung
Wichtige tierzahnärztliche Maßnahme zur Gesunderhaltung des Gebisses, um den erheblichen biologischen Störfaktor zu beseitigen. Zahnstein wie dentale Plaque enthält große Mengen von Bakterien, die in der Maulhöhle ideale Vermehrungsbedingungen (Feuchtigkeit, Wärme, Nahrungsangebot) finden und zu erheblichen Entzündungen führen. In der Humanmedizin werden von den gesetzlichen Kassen Leistungen für die zahnärztliche Versorgung an regelmäßige Kontrollen und Zahnsteinentfernungen gebunden. Dies macht deutlich, welche große Bedeutung diese Prophylaxemaßnahme hat.
Zahntumoren
Odontogene Tumore, gutartige Gewebsneubildungen, die von Strukturen ausgehen, die an der Zahnbildung beteiligt sind (Zahnleiste, Schmelzglocke, Zahnpapille), sehr seltene Erscheinungen (Ameloblastom, Myxom, Odontoameloblastom, Odontom, Osteoodontom).
Zahnverlängerung
Maßnahmen zur Verlängerung des Zahnes bzw. der Zahnkrone, am ehesten durch kieferorthopädische Maßnahmen und damit schmerzfrei durch Extrusion möglich.
Zahnversiegelung
Zur Beseitigung schmerzhafter Abrasions- und Erosionsfolgen oder nach Absprengungsfrakturen der Krone oder zur Kariesprophylaxe eingesetzte Behandlungsmethoden unter Anwendung dünnflüssiger Versiegelungswerkstoffe, meistens dünnflüssiger, dentinadhäsiver Kunststoffe, die später durch Anwendung von Licht oder selbständig chemisch aushärten.
Zahnverlust
Beim Hund gehen Zähne in über 90% der Fälle infolge einer Parodontitis verloren, seltener durch Karies oder Unfallfolgen. Bei der Katze fallen über 90% der Zähne den FORL zum Opfer.
Zahnwechsel
Im Alter von 4-6 Monaten erfolgender Ausfall der Milchzähne und Durchbruch und Hochwachsen des bleibenden Gebisses von Hund und Katze.
Zahnwurzel
Im knöchernen Zahnfach verankerter Teil des Zahnes, Verankerungsteil des Zahnes. Verschiedene Zahngruppen der Haustiere haben unterschiedlich viele Zahnwurzeln, bei Hund und Katze Schneidezähne eine, Prämolaren 1 bis 3, Molaren 1 bis 3 Wurzeln. Kaninchen und Nager haben durchgehend offenwurzelige, einwurzelige Zähne, die zeitlebens wachsen.
Zahnzahl
Arttypische Anzahl der Zähne im Milch- und bleibenden Gebiss.
Zuchtausschluss
Verbot der Zucht mit einem Tier im Rahmen der Zuchtordnung des zuchtbuchführenden Vereines. Dem Zuchtausschluss liegt eine Entscheidung der Körkommission zugrunde, die das Tier wegen eines mit dem Rassestandard nicht vereinbaren körperlichen oder charakterlichen Mangels gemaßregelt hat.
Zuggurtung
Methode der Osteosynthese im Rahmen der operativen Frakturbehandlung. Hierbei wird die Zugspannung auf den Bruchspalt durch eine Cerclage neutralisiert, im Idealfall mit ihrer Hilfe sogar eine Kompression bewirkt.
Zugschraube
In der Frakturbehandlung Bezeichnung für eine Knochenschraube, die eine Kompression der Frakturflächen bewirkt. In der Kieferorthopädie eine Schraube, über die Zug auf einen Zahn oder eine Gruppe von Zähnen ausgeübt wird.
Zungenkarzinom
Zungenkrebs; sehr bösartiger Tumor, vor allem bei der Katze vorkommend, der sich im Zungengrund langsam und schleichend sehr lange Zeit unbemerkt entwickelt. Bei Diagnose der Plattenepithelkarzinome der Zunge ist in der Regel schon ein fortgeschrittener Funktionsverlust eingetreten, der eine erfolgreiche Behandlung oft unmöglich macht. Krankheitssymptome sind schleimig-blutiger Ausfluss aus dem Fang und Schwierigkeiten bei der Futteraufnahme.
Zyste
"Wasserblase", mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum; krankhaftes, mit Epithel ausgekleidetes und in sich abgeschlossenes Gebilde mit flüssigem Inhalt unterschiedlicher Herkunft und Konsistenz, röntgenologisch i.d.R. scharf begrenzt, In der Tierzahnheilkunde häufig radikuläre Zysten im Bereich der Kiefer.
Zytostatika
Arzneimittel im Rahmen der Tumortherapie, die zu einer Wachstumsverzögerung in erster Linie der Tumorzellen, in unterschiedlichem Maß aber aller schnell wachsenden Körperzellen führen. Die Gesamtheit der zytostatischen Behandlung wird landläufig als Chemotherapie bezeichnet.
© Dr. Staudacher, AniCura Aachen