Die Ellbogendysplasie (ED) ist eine multifaktorielle Erkrankung, welche vor allem bei größeren Hunden auftritt. Es können alle Rassen betroffen sein. Die Dysplasie (Fehlentwicklung eines Gelenkes) des Ellbogengelenkes setzt sich nach derzeitiger wissenschaftlicher Auffassung vor allem aus vier Erkrankungen zusammen:
- mediale Koronoiderkrankung (FCP)
- Isolierter processus anconeus (IPA, UAP engl.)
- Inkongruenz zwischen Radius und Ulna (Speiche und Elle)
- Osteochondrosis dissecans (OCD)
Im weitesten Sinne kann auch eine „Nicht-Vereinigung der Humeruskondylen“ (IOHC= incomplete ossification of humeral condyles) zum Komplex der Ellbogenerkrankungen gezählt werden. Ging man früher davon aus, dass die zwei unteren Anteile des Oberarms, welche am Ellbogengelenk beteiligt sind, in der Wachstumsfuge nicht fusionieren, tendieren neuere Untersuchungen dazu, dass es hier durch einen Haarriss (Fissur) zur einer Spaltung kommt (IHF= Intracondylar humeral fissure).
Die Verdachtsdiagnose ED wird durch eine klinische-orthopädische Untersuchung sowie durch Röntgenaufnahmen gestellt. Die Computertomografie (CT) ist für die abschließende Diagnosestellung der Goldstandard. Aufgrund deren Sensitivität und Dreidimensionalität kann hier ein exaktes und vollständiges Bild aller Erkrankungen des Ellbogengelenks erstellt werden. Im Rahmen weiterer Diagnostik und vor allem Therapie erfolgt eine Arthroskopie. Bei der am häufigsten vorkommenden medialen Koronoiderkrankung wird dann der abgebrochene, fissurierte oder nekrotische Knochenvorsprung entfernt.
Ergibt sich bei der Arthroskopie das Bild eines medialen Kompartmentsyndroms welches mit einem vollständigen Knorpelverlust an der Gelenkinnenseite einhergeht, kann eine Umstellungsosteotomie der Ulna (PAUL= Proximal Abducting Ulnar Osteotomy) erfolgen. Das Prinzip ist die Verlagerung des Drucks vom geschädigten inneren Gelenkanteil auf das äußere Kompartment.